Das war mein Filmjahr 2020

Plätze 1-5 | Plätze 6-10 | Plätze 21-30 | Plätze 31-40 | Plätze 41-50 | Plätze 51-60 | Plätze 61-71

Platz 20: Just Mercy

Regie: Destin Daniel Cretton
Kinostart: 27.02.2020
Genre: Biografie | Drama
Schauspieler:innen: Michael B. Jordan | Jamie Foxx | Brie Larson
Produktionsland: USA
Verleih: Warner Bros. GmbH

Nicht nur Jamie Foxx, auch Michael B. Jordan schafft es über sich in diesem Werk hinaus zu wachsen und eine beeindruckende Geschichte auf die Leinwand zu bringen, die es lohnt zu erzählen. Wenn Menschen vor Gericht für schuldig erklärt werden, nur weil sie schuldig aussehen ist dies etwas, was gezeigt werden muss. Dabei schaffte es JUST MERCY mich gleich mehrfach äußerst emotional zu berühren und mitzureißen. Angesichts starker Bilder und einem ausgesprochen gut gewählten Score hat es dieser Film geschafft sich recht tief in meinen Kopf einzubrennen und daher seine Platzierung mehr als verdient.

Platz: 19: Soul

Den krönenden Abschluss des Jahres bot wieder mal ein Pixarfilm, den wir alle leider nicht im Kino begutachten konnten und welcher somit nur auf heimischer Leinwand genießbar war. Doch das schadete dem Film nur wenig, denn bis ins kleinste Detail umfänglich durchdacht, schafft es Pete Docter und nach ALLES STEHT KOPF wieder einen Film zu präsentieren, der sich mit schier unerklärlichen Ebenen des menschlichen Daseins zu beschäftigen und versucht eine Visualisierung über irdische Dinge hinaus zu ermöglichen. Zeitgleich erzählt er eine amüsante Geschichte mit ordentlich Tiefgang und gleich mehreren Interpretationsebenen. Doch trotz scheinbarer Perfektion krankt der Film einerseits an den vorherigen Erwartungen, die kaum noch höher zu schrauben waren und dem Transport von Emotionen, denn leider schaffte es SOUL nicht mich zu berühren und wirkt daher nur als inhaltlich gut erzählte Geschichte.

Platz 18: 1917

Regie: Sam Mendes
Kinostart: 16.01.2020
Genre: Drama | Kriegsfilm
Schauspieler:innen: George MacKay | Dean-Charles Chapman | Mark Strong
Produktionsland: Vereinigtes Königreich | USA
Verleih: Universal Pictures Germany

Ohne Frage ist wohl 1917 das visuelle Highlight des Jahres, denn mit einem scheinbaren One Shot-Movie hat Sam Mendes einen beeindruckenden Epos geschaffen, der in zwei Stunden viele legendäre Momente zeigt. Zudem liefern die beiden jungen Hauptdarsteller eine krasse Leistung ab, die wohl nur schwer vergleichbar mit anderen Schauspieler:innen in diesem Jahr ist. Die drei großen Namen Mark Strong, Colin Firth und Benedict Cumberbatch treten nur als kleines unnötiges Beiwerk auf und haben mit ihrem Auftritt wohl mehr Schaden angerichtet, als dass sie letztlich dem Film eingebracht haben. Dennoch war es möglich in der Handlung zu versinken und ein Leinwandspektakel zu betrachten, das geradezu fürs Kino geschaffen wurde.

Platz 17: Bombshell – Das Ende des Schweigens

Regie: Jay Roach
Kinostart: 13.02.2020
Genre: Biografie | Drama
Schauspieler:innen: Charlize Theron | Nicole Kidman | Margot Robbie
Produktionsland: USA | Kanada
Verleih: Wild Bunch Germany

Wichtige Themen sind immer gut für Filme aller Art und so ruft auch der hiesige ein solches auf und zeigt uns den Sexismus und die unwürdigen Geschehnisse hinter den Kulissen von Fox News. Unterstrichen wird dies von drei hervorragenden Darstellerinnen, die in unterschiedlichsten Situationen mit der ekligen Realität konfrontiert werden. Selten fühlte sich eine Filmszene so unangenehm an wie der Moment, in dem Margot Robbie sich für einen neuen Job dem Senderchef präsentieren muss und dabei immer weiter in eine unbehagliche Situation gedrängt wird. Jay Roach schaffte es mit dieser Szene, dass ich mich bestens in die gezeigte Figur hineinversetzen konnte und mich geradezu selbst entblößt fühlte. Aber auch sonst macht der Film viel richtig und profitiert arg von der ohnehin schon heftigen realen Vorlage und zwei erschreckend gegenteiligen Lagern.

Platz 16: Der Unsichtbare

Regie: Leigh Whannell
Kinostart: 27.02.2020
Genre: Fantasy | Horror | Thriller
Schauspieler:innen: Elisabeth Moss | Oliver Jackson-Cohen | Harriet Dyer
Produktionsland: USA
Verleih: Universal Pictures Germany

Ohne das frühere Original zu kennen, war einer der prägendsten Kinomomente wohl bei diesem Film, denn die Vertreter des Filmverleihs sorgten dafür, dass dieser ordentlich laut gedreht wird und genau das tat dem Werk unheimlich gut. Die unheimliche Atmosphäre war geradezu zu spüren und bereitete Gänsehaut vom Feinsten. Gepaart mit einigen smarten Entscheidungen, war es wundervoll der Protagonistin beim stetigen psychischen Verfall zuzusehen und zeitgleich immer wieder spektakuläre Schockmomente zu durchleben. Mit einfachsten und teilweise ganz kleinen Mitteln wurde eine Spannung erzeugt, die ich lange nicht erleben konnte und einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Einzig am Ende ging die Handlung dann etwas seltsame und fast schon unglaubwürdige Wege – da ist man leider etwas zu sehr von der eigentlich starken Entwicklung abgewichen.

Platz 15: White Snake – Die Legende der weissen Schlange

Animationstechnik in ausgesprochen legendärer Form. Zwar sind die Figuren viel zu glatt gestaltet, aber dennoch bekommen wir spektakuläre Bilder geliefert, die vor Details nur so strotzen und ihre Qualität vor allem in der Visualisierung der Gewänder zeigen können. Aber auch die Geschichte ist magisch und fabulös und bringt das Herz zum schmelzen. Basierend auf einer chinesischen Legende ist es erstaunlich, was hier geschaffen wurde, auch wenn der Sidekick doch etwas nervig mit der Zeit wirkt. Unterlegt mit epochaler Musik hatte der Film mich schon beim Hauptmenü begeistert und hat mich von da an nicht mehr aus seinem Bann freigelassen. Einfach genial.

Platz 14: Jojo Rabbit

Regie: Taika Waititi
Kinostart: 23.01.2020
Genre: Kriegsfilm | Drama | Komödie
Schauspieler:innen: Roman Griffin Davis | Thomasin McKenzie | Scarlett Johansson
Produktionsland: USA
Verleih: Fox Deutschland

Wenn Amerikaner die deutsche Geschichte aufarbeiten kommen mitunter schon sehr seltsame Geschichten dabei raus. Wenn das Ganze dann auch noch unter der Regie von Taika Waititi geschieht, ist der Spaß vorprogrammiert. Mit JOJO RABBIT hat er wohl ein erstes kleines Meisterstück abgegeben, denn hier wird der erste Weltkrieg ad absudrum geführt und aus den Augen eines kleinen Jungen präsentiert, welcher der Nazijungend vollends verfallen ist und plötzlich mit einer ihm widrigen Lebenseinstellung seiner Mutter konfrontiert wird. Für den nötigen guten Pointen sorgte Waititi selbst als geistige Reinkarnation Hitlers. Aber auch Sam Rockwell bringt die pure Lebensfreude und Begeisterung in das Werk und schafft es wie eh und je mit einer völlig überdimensionierten Figur den Spaß auf seine Seite zu ziehen. Den emotionalen, liebevollen und menschlichen Part hingegen nehmen Scarlett Johansson und Thomasin McKenzie auf ihre Schultern. Nicht nur mit einzigartig toller Bildsprache sondern auch mit einem fantastischen Sound schafft es Waititi eine solch ernste Handlung aus völlig neuen Gesichtspunkten zu erzählen.

Platz 13: Gipsy Queen

Regie: Hüseyin Tabak
Kinostart: 25.06.2020
Genre: Drama | Sport
Schauspieler:innen: Alina Serban | Tobias Moretti | Irina Kurbanova
Produktionsland: Deutschland | Österreich
Verleih: Majestic-Filmverleih

Deutschland kann Sportfilme! Das beweist Hüseyin Tabak in Perfektion, denn mit GIPSY QUEEN präsentiert er uns die deutsche Version von MILLION DOLLAR BABY, und das ohne abzukupfern. Denn er schafft es durch die verschiedenen Darsteller:innen einen ganz eigenen und unabhängigen Charme zu erzeugen, der sich vom amerikanischen Erfolgsfilm deutlich abhebt. Insbesondere dadurch, dass hier der familiäre Kampf der Protagonistin ein heftiges Schwergewicht darstellt und voller Herz und Leidenschaft steckt. Es ist fantastisch anzusehen, wie sich die Hauptdarstellerin für ihre Familie aufopfert und alles für sie gibt und dabei fast noch mehr verliert. Vor allem Tobias Moretti liefert hier eine grandioses Glanzstück ab und schafft es die hamburger Mentalität perfekt mit seiner Darbietung zu kreuzen und seiner Figur damit enorm viel Natürlichkeit und Leben einzuhauchen. Gerne hätte ich den Film auch in die Top 10 hochgeschoben!

Platz 12: Nur ein Augenblick

Regie: Randa Chahoud
Kinostart: 13.08.2020
Genre: Drama
Schauspieler:innen: Mehdi Meskar | Emily Cox | Jonas Nay
Produktionsland: Deutschland | Vereinigtes Königreich
Verleih: Farbfilm

Im Kino leider verpasst, war ich sehr froh den Film auch zu Hause noch nachholen zu können. Leider ist er völlig untergegangen in diesem Jahr und das total zu unrecht, denn er zeigt zwei äußerst unterschiedliche Welten und die manchmal grauenhaft eklige Fratze der Realität. Es wird eine Geschichte voll Liebe, Treue, Ehrlichkeit und Leid gezeigt, die aktueller kaum sein könnte und herzzerreißend aufgearbeitet ist. Besonders Emily Cox schafft es dabei zu begeistern und zu faszinieren. Ich war über die gesamte Spieldauer gefesselt von der Handlung und immer wieder emotional äußerst hin und her gerissen. Es ist Randa Chahoud nahezu perfekt gelungen zwei unvereinbare Welten miteinander zu verknüpfen und mentale Schwierigkeiten so gut in Bildern einzufangen.

Platz 11: Der Fall Richard Jewell

Regie: Clint Eastwood
Kinostart: 25.06.2020
Genre: Drama
Schauspieler:innen: Paul Walter Hauser | Sam Rockwell | Kahty Bates
Produktionsland: USA
Verleih: Warner Bros. GmbH

Wenn ein herzensguter Mensch von den Medien und der Regierung plötzlich grundlegend zerstört werden soll und Clint Eastwood darauf aufmerksam wird, kann nur noch ein außergewöhnlich genialer Film entspringen. Genau das zeigt uns DER FALL RICHARD JEWELL, der mir zuvor tatsächlich nie zu Ohren gekommen ist, weshalb ich es umso stärker finde, dass er nun verfilmt wurde. Und wenn dann auch noch Sam Rockwell dabei ist, kann der Film nicht mehr schlecht werden. Äußerst emotional und ergreifend wird uns das Schicksal eines Menschen vermittelt, welches durch mediale Neugier mit Füßen getreten wurde. Paul Walter Hauser wirkt zwar etwas tölpelhaft, sorgt aber damit genau für die richtige Portion Authentizität. Gebannt war ich in meinen Kinostuhl gefesselt und habe dieses Werk gebannt in mich aufgesogen.