Originaltitel: 2067
DVD/Blu-ray – Release: 10.12.2020
Länge: ca. 114 Minuten
Produktionsland: Australien
Regie: Seth Larney
Schauspieler: Kodi Smit-McPhee | Ryan Kwanten | Damian Walshe-Howling
Genre: Sci-Fi | Thriller
Verleiher: Koch Films
Regisseur Seth Larney veröffentlicht mit 2067 – KAMPF UM DIE ZUKUNFT erst seinen dritten Langfilm und seinen zweiten Spielfilm. Zuvor hatte er die Dokumentation VOLL VERZUCKERT – THAT SUGAR FILM rausgebracht, welcher einem ähnlichen Prinzip folgt wie SUPER SIZE ME und den Zucker-Konsum in der heutigen Gesellschaft kritisiert; sowie den Spielfilm TOMBIRUO. Etwas anders sieht es bei dem nicht ganz unerfahrenen Cast aus. Hauptdarsteller Kodi Smit-McPhee war bereits 2005, im Alter von 9 Jahren, erstmalig in einem Film zu sehen und wird seitdem regelmäßig für neue Rollen gecastet. So haben wir ihn unter anderem schon in PLANET DER AFFEN: REVOLUTION, X-MEN: APOCALYPSE und DOLEMITE IS MY NAME sehen können. Auch sein Schauspielkollege Ryan Kwanten konnte mit Filmen wie RED HILL, KNIGHTS OF BADASSDOM und NORTHMEN – A VIKING SAGA sich schon ein wenig beweisen, hat jedoch nun auch seit 4 Jahren an keinem Film mehr mitgewirkt. Auch Smit-McPhees Vater spielt eine kleine Rolle.
Darum geht es…
2067: Die Welt steht kurz vor ihrem Untergang. Allen ist klar, dass es nun so langsam zu Ende geht, denn die Menschheit hat den Planeten bis auf die Grundfesten runtergewirtschaftet und alle Grundlagen jeglichen Lebens zerstört. Die letzte Pflanze ist schon längst ausgestorben und es gibt keinen natürlichen Sauerstoff mehr – dieser wird nun künstlich hergestellt, erreicht aber nicht im Ansatz die originale Qualität und schädigt daher zusätzlich. Die letzte Chance für die Menschheit ist es mittels einer langjährig entwickelten Zeitmaschine einen Sprung in die Zukunft zu wagen und dort Problemlösungen zu suchen. Die Aussichten dafür sind gut, denn Wissenschaftler haben bereits eine Nachricht aus der Zukunft empfangen: Schickt Ethan Whyte! Der junge Tunnelarbeiter ist völlig perplex, warum ausgerechnet er dafür auserwählt wurde, ist aber bereit sich dieser Herausforderung zu stellen. Doch es läuft alles anders als geplant!
Rezension
Sci-Fi-Abenteuer haben ein sehr breites Erzählspektrum, beschäftigen sich aber zumeist mit einer etwaigen Form eines Weltuntergangs oder intergalaktischen Kriegs. Auch hier bekommen wir somit keine völlig neue und innovative Idee, wenn man dem Werk jedoch auch lassen muss, dass die Handlung scheinbar etwas unkonventioneller angegangen wurde. Zumindest die ersten Minuten zeigen dem Publikum ein tatsächlich mögliches Szenario, welchem die Menschheit entgegen arbeitet – die Ausrottung der eigenen Rasse durch Konsumgier und Missachtung jeglichen Umweltbewusstseins. Zwar ist durchaus zweifelhaft, ob wir bereits im Jahr 2067 an einem solchen Punkt angelangt sein werden, aber generell auszuschließen ist es durchaus nicht – ob wir eines Tages zurückblicken und sagen: Seth Larney hat es schon 2020 gewusst.
Gut gelungen ist auf jeden Fall die Idee der Welt, wenn wir auch nur wenig von ihr zu sehen bekommen. Die Geschichte lehnt sich anfangs ein wenig an die Story von IN TIME – DEINE ZEIT LÄUFT AB an und definiert die Fakten so, dass der Zugang zu Sauerstoff mehr oder minder ein Zahlungsgut ist, welches den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten in unterschiedlicher Menge bzw. Qualität zur Verfügung steht. Dementsprechend ist Arbeit ein wichtiges Gut, durch welches die Menschen sich ihre Lebenserhaltung finanzieren können. Auch die Atemmasken scheinen wir bereits zu kennen, denn sie erinnern doch stark an die genutzten Exemplare aus AVATAR – AUFBRUCH NACH PANDORA und teilweise ist es auch nicht so abwegig, dass man sich visuell diesen Film ein wenig als Vorbild genommen hat, angesichts der üppigen Landschaftsgestaltungen.
Die Zeit ist ein verwirrendes Spiel
Mutig waren die Produzenten auf jeden Fall, denn das Spiel mit der Zeit ist ein gefährliches, bei dem man sich leicht verbrühen kann. Zeitschleifen und Zeitreisen sorgen immer wieder für grobe gedankliche Fehler, die das Filmerlebnis arg trüben können. In 2067 – KAMPF UM DIE ZUKUNFT hat man stets geschickt versucht diesem Problem aus dem Weg zu gehen, auch wenn Logiklöcher nicht so ganz vermeidbar waren. So ist es zum Beispiel schwierig zu erläutern, wie eine Nachricht aus der Zukunft in die Vergangenheit gesendet werden konnte, wenn doch eigentlich dort niemand mehr lebt. Hier wird zwar der Versuch einer Auflösung dafür geboten, doch scheitert dieser, sobald man anfängt die Geschehnisse weiter zu denken, die dafür nötig gewesen wären. Doch generell wurde die Geschichte tatsächlich gut durchdacht und das rechne ich dem Film hoch an. Interessant in diesem Zusammenhang der Versuch eine Handlung in der Zukunft zu verhindern, die der Protagonist eigentlich selbst tut -> Zeitdilemma!
Leider bleibt es aber auch dabei und viel mehr Qualitatives bekommen die Zuschauenden nicht zu sehen. Denn zu sehen gibt es generell wenig. Große Teile des Films spielen sich immer in derselben Forschungsstation ab, die zudem auch noch aufwendig mit allen LED-Lichtern bestückt wurde, die der Fachhandel offenbar zu bieten hatte. Quietsche bunt leuchtet die Zeitmaschine aus allen Poren und versucht dadurch spektakulärer zu wirken. Doch der Schuss geht leider nach hinten los und das ganze Gebilde wirkt eher billig und unattraktiv. Ob dies nun eine Kostenfrage war ist nicht genau bestimmbar, da weder Produktionskosten noch Einnahmen bisher bekannt gegeben sind. Naheliegend wäre durchaus, dass es sich hierbei um einen groß produzierten Low-Budgeht-Film handelt, bei dem versucht wurde mit viel Geschick ein aufwendiges Design zu faken.
Wo bleibt die Seele?
Ein wenig Humor durfte im Film natürlich auch nicht fehlen – so erfahren wir, dass auch in 2067 bzw. 2474 (die zweite Zeitebene, in der die Geschichte spielt), noch immer keine Satellitenverbindung für Telefone beziehungsweise Kommunikationsgeräte existiert. Ob der Protagonist wohl auf deutschem Boden agierte? Abgesehen davon bekommen wir allerdings wenig zu lachen, da der Film doch deutlich ernster angelegt ist – wenn auch letztlich fraglich ist, ob hier eine FSK 16 wirklich eine gerechtfertigte Altersfreigabe ist – schließlich bekommen wir kaum blutige und erst recht keine Sexszenen zu sehen. Was sich die FSK wohl dabei gedacht haben mag?
Recht ärgerlich ist, dass die beiden Jahre 2067 und 2474 nicht die einzigen Zeitebenen sind, in denen die Geschichte erzählt wird, denn mit fortschreiten der Handlung wird zunehmend immer mehr auch ein Abschnitt aus der Vergangenheit eingeflochten. Dieser dient vor allem dazu die Logiklöcher der Zeitproblematik zu stopfen, sorgt aber gleichzeitig auch wieder dafür die Geschichte endlos in die Länge zu ziehen und mit uninteressanten Dialogen und Geschehnissen zu füllen, die kaum Wichtigkeit aufzuweisen scheinen. Genau solche Elemente sind es nämlich, die jegliche Gefühle des Publikums im Keim ersticken. So zu sehen in den Schlusssequenzen, in denen ein starker emotionaler Moment kreiert wird, dem man schon ansieht, dass er ganz gut gemacht ist, aber da zuvor nie geschafft wurde einen entsprechend starke Persönlichkeitsbezug zum Protagonisten aufzubauen, verpufft dieses Finale leider im Unverständnis und Hin- und Her-Gespringe in den verschiedenen Zeiten.
Fazit
Insgesamt bekommen wir also mit 2067 – KAMPF UM DIE ZUKUNFT ein solides Werk geliefert, welches durchaus mal einen anderen Ansatz der Apokalypsen-Erzählung versucht zu verfolgen, dabei aber leider immer wieder über die eigenen Füße und das gegebene Budget stolpert. In einem Sci-Fi Abenteuer möchten die Zuschauenden gerne in eine fast schon magische Welt abtauchen, die kaum Grenzen liefert – hier jedoch werden diese schnell gesetzt und schränken daher die Lust auf die Handlung deutlich ein. Zudem stimmt einfach die Chemie der beiden Protagonisten zu keinem Zeitpunkt so richtig und die enge Freundschaft kann nie wirklich abgekauft werden. Dennoch ist der Film keines Wegs total schlecht – er unterhält ein wenig und beweist viel Fantasie und Bemühungen eine schlüssige Zeitreisen-Story zu erzählen.
Schon der Filmtitel ist ein Credo, welches die Menschen sich schon heute auf die Stirn schreiben sollten, denn unser Umgang mit anderen Menschen und vor allem der Natur kann nur zu einem dramatischen Ereignis führen. Dieser Film beschäftigt sich mit eben jener ausweglosen Situation, die entsprechend der Handlung im Jahre 2067 eintreten soll – der Mensch hat das letzte Stück Natur zerstört und nun keinerlei Lebensgrundlage mehr. Dabei ist die Idee des Films durchaus ein ganz gut gelungenes Fantasieprodukt, schwächelt jedoch offenbar an mangelndem Budget und den eigenen kleinen Gedankenfehlern, die einer Zeitreisegeschichte fast schon zwangsweise auftreten müssen. Auch die Sympathie zu den Darsteller:innen kommt nur sehr bedingt auf, was wohl auch daran liegt, dass nicht einmal die Chemie von ihnen untereinander stimmt. Durchaus ambitioniert hat man versucht eine interessante Zukunftswelt zu kreieren, von der wir jedoch leider fast nichts zu sehen bekommen, da große Teile der Handlung immer in derselben Forschungsstation eingelagert wurden, die zudem noch voll knallbunter LED-Experimente gestopft scheint. Wenn das Kino mal wieder geschlossen ist und das Abendprogramm mager, wäre dieser Film durchaus eine Alternative, wäre aber letztlich wohl nicht die erste Wahl bei einem gemütlichen Filmabend.