Review
A HOUSE OF DYNAMITE ist der neue Politthriller von Kathryn Bigelow und erschien am 24.10.2025 auf dem Streamingdienst Netflix. Der Film zeigt aus diversen Perspektiven, wie die Führungsebene der USA agieren würden, wenn ein atomarer Erstschlag droht. Der Kniff dabei: es handelt sich um eine einzige Atomrakete und das Frühwarnsystem der USA kann nicht erfassen, wer die Rakete abgefeuert hat.
Wie ist nun weiter vorzugehen. Schafft das Abwehrsystem es, die Rakete vor der Bedrohung zu vernichten? Können potentielle Zielstädte noch evakuiert werden? Wer darf zuerst gehen? Redet man mit dem Feind, um den Schuldigen zu finden? Und vor allem: plant man einen Gegenschlag, oder gibt man sich gnädig? All diese Fragen will A HOUSE OF DYNAMITE gepaart mit Dramatik und einem vielversprechenden Finale innerhalb von 112 Minuten beantworten.
Rebecca Ferguson our beloved
A HOUSE OF DYNAMITE kann mit einem namenhaften Cast und einigen großen Namen locken. Sein es Anthony Ramos als Major, Greta Lee als Sicherheitsexpertin der NSA, Jason Clarke als Admiral im Weißen Haus, Jared Harris als Verteidigungsminister und Idris Elba als Präsident der USA. Aber das Highlight des Cast ist Rebecca Ferguson, welche Captain Olivia Walker im Weißen Haus spielt und den Einsatz in diesem mit koordiniert.
Rebecca Fergusons Ausstrahlung in A HOUSE OF DYNAMITE ist eine Präsenz, die zwar typisch für die schwedische Schauspielerin ist, aber die Rezipienten immer wieder aufs Neue begeistern kann. Sie transportiert die Spannung, die Dringlichkeit und den Optimismus, der sich in Hilflosigkeit verwandelt so gut, wie keine andere Person am Set und sorgt damit bei den Zuschauenden für eine bedrückend unterhaltsame Achterbahnfahrt der Gefühle.
Drei Teile, zwei Absacker
Das Problem hierbei ist, dass Rebecca Ferguson nur in den ersten dreißig Minuten von A HOUSE OF DYNAMITE eine nennenswerte Rolle spielt. Denn der Politthriller ist in drei Akte aufgeteilt, welche an sich dieselbe Geschichte, aber aus unterschiedlichen Perspektiven erzählen. Das ergibt an sich auch Sinn, da zwischen Entdecken und Einschlag der Rakete nur 20 Minuten liegen und unterschiedliche Perspektiven aus der Regierung hier interessant sein können.
![Drei wehende Flaggen auf Fahnenmasten vor einer Bergkulisse bei Dämmerung. Die Flaggen zeigen von links nach rechts ein grünes Feld mit einem weißen Symbol, die Europaflagge mit gelben Sternen auf blauem Grund und die US-amerikanische Flagge. Im Vordergrund stehen zwei Militärfahrzeuge, eines mit eingeschalteten Scheinwerfern, daneben eine Person in Militärkleidung. Der Himmel ist wolkig, die Bergspitzen teilweise von Wolken bedeckt. [erstellt mit KI]](https://riecks-filmkritiken.de/wp-content/uploads/2025/10/UBO_20241111_56790_R-1400x933.webp)
A House of Dynamite ©2025 Netflix
Jedoch hat A HOUSE OF DYNAMITE das Problem, dass die Akte untereinander zu repetitiv sind. Die Zuschauenden erleben jedes Mal aufs Neue dasselbe Zoom-Meeting, dieselben Dialoge, dieselben Abfangmanöver, dieselben Diskussionen. A HOUSE OF DYNAMITE inszeniert die nicht sichtbare Atomrakete und das Meeting als Hauptdarsteller. Die Menschen selbst sind nur Randfiguren, die dem Geschehen zu dienen haben.
Recycling ist nicht immer gut
Der Filmscore von A HOUSE OF DYNAMITE wurde vom deutschen Komponisten Volker Bertelmann inszeniert, welcher dank seiner Arbeit für IM WESTEN NICHTS NEUES und KONKLAVE bekannt und geschätzt wird. So wundert es nicht, dass Fans sich auf seine Musik im Film schon freuten. Doch umso größer ist die Enttäuschung, als die Zuschauenden feststellen mussten, dass Bertelmanns Score wie eine recycelte Version seines Scores aus KONKLAVE klingt und somit wenig neues bietet.
Schon bei Release schlecht gealtert
A HOUSE OF DYNAMITE ist trotz der Dramatik und einem aktuell plausiblen Szenario Propaganda für die USA. Denn einerseits schafft der Film das Bild der ach so friedlichen USA, die ihren Feinden nie einen Grund für einen Angriff gegeben hätten und andererseits schafft Kathryn Biegelows Film das Bild des besonnenen und ruhigen US-Präsidenten, der auf die friedfertigen US-Beamten und nicht die Stimmen des Gegenschlags hören will.
![Ein Soldat in Tarnuniform mit US-Flaggenabzeichen und Headset lehnt sich an einen Tisch mit mehreren Computermonitoren. Im Hintergrund sind zwei weitere Personen in ähnlicher Kleidung zu sehen, die an Computern arbeiten. Über ihnen befindet sich eine digitale Anzeige mit roten Zahlen. [erstellt mit KI]](https://riecks-filmkritiken.de/wp-content/uploads/2025/10/UBO_20240910_14741_R2-1400x933.webp)
A House of Dynamite ©2025 Netflix
Abseits der Tatsache, dass keiner der letzten US-Präsidenten wirklich friedfertig war, trifft diese Eigenschaft auf den aktuellen Präsidenten Donald Trump erst recht nicht zu. Kaum einer der Präsidenten ist so aggressiv in seiner Wortwahl wie Trump. Trump war es auch, der das Verteidigungsministerium in Kriegsministerium umbenannt hat und immer wieder gegen Verbündete mit Säbeln rasselt.
In solch angespannten Zeiten, in denen Faschisten immer mehr die Macht an sich reißen, Marginalisiert unterdrücken und sowohl Freund, als auch Feind bedrohen, hat eine ausschließlich positive Inszenierung der USA einen faden Beigeschmack. Selbst, wenn die Obama- oder Biden-Ära abgezeichnet werden soll, bestimmt der aktuelle Kontext der USA die Sichtweise auf A HOUSE OF DYNAMITE.
Fazit
A HOUSE OF DYNAMITE ist solide gespielt sowie inszeniert und damit eigentlich der perfekte Netflix-Film mit ein bisschen Hoffnung auf die Award-Season. Jedoch vergeht der schauspielerische Lichtblick schnell mit dem Verschwinden von Rebecca Ferguson nach dem ersten Akt und mit dem recycelten Score wird sich die Produktion auch keine Pluspunkte bei einer Jury einholen. Hinzu kommt der politische Unterton, welcher gerade in heutigen Zeiten wichtiger denn je ist und das Werk düster überschattet.
Die ersten dreißig Minuten von A HOUSE OF DYNAMITE sind wegen Rebecca Ferguson, der Spannung und der dennoch treffenden Musik eine Empfehlung und einen Blick wert. Doch danach wiederholt sich der Thriller zu oft, wodurch Zuschauende schnell verleitet werden, nicht nur den Film zu schauen, sondern sich zeitgleich um den Haushalt oder ähnliches zu kümmern.
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| Originaltitel | A House of Dynamite |
| Kinostart | 2.10.2025 |
| Länge: | 112 minuten |
| Produktionsland | United States of America |
| Genre: | Thriller | Kriegsfilm |
| Regie | Kathryn Bigelow |
| Executive Producer | Brian Bell | Sarah Perlman Bremner |
| Producer | Kathryn Bigelow | Jeremy Hindle | Sumaiya Kaveh | Noah Oppenheim | Greg Shapiro | Luca Borghese |
| Kamera | Barry Ackroyd |
| Visual Effects | Chris Harvey | Jon Mitchell |
| Musik | Volker Bertelmann |
| Cast | Idris Elba, Rebecca Ferguson, Gabriel Basso, Jared Harris, Tracy Letts, Anthony Ramos, Moses Ingram, Jonah Hauer-King, Greta Lee, Jason Clarke, Malachi Beasley, Brian Tee, Brittany O'Grady, Gbenga Akinnagbe, Willa Fitzgerald, Renée Elise Goldsberry, Kyle Allen, Kaitlyn Dever, Neal Bledsoe, Nicholas E. Monterosso |
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![Eine Frau mit hellblondem, zurückgebundenem Haar trägt einen hellblauen Blazer und steht mit einer Hand in der Hüfte in einem Kontrollraum. Sie hält ein Telefon an ihr Ohr. Im Hintergrund sind zahlreiche Bildschirme mit verschiedenen Daten, Grafiken und Karten zu sehen. Vor ihr stehen mehrere Telefone auf einem langen Tisch. Die Beleuchtung ist gedämpft, und die Bildschirme strahlen blaues Licht aus. [erstellt mit KI]](https://riecks-filmkritiken.de/wp-content/uploads/2025/10/UBO_20240926_29648_R3.webp)


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