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Echo

Echo ©Sabine Panossian | Grandfilm

Es ist Mareike Wegeners Spielfilmdebüt, mit welchem Sie bei dieser Berlinale in der Sektion Perspektive Deutsches Kino zu sehen ist. Zuvor hat sie ausschließlich an Dokumentationen wie X und THE MATCHSTICK TRAVELLER gearbeitet. Für alle Filme, bei denen sie bisher Regie führte, schrieb sie auch selbst die Drehbücher und fungierte in der Regel auch als Produzentin und Cutterin, wodurch sie sich Autorenfilmerin durchaus verdient hat. Dabei setzt sie auf einen internationalen Cast, der gar nicht mal so unbekannt hierzulande ist. Die kasachische Valery Tscheplanowa hat zum Beispiel zuletzt gerade als Schulleiterin in JE SUIS KARL mitgespielt, während wir die fast 80-jährige Ursula Werner immer wieder in kleinen, aber wichtigen Rollen sehen, wie bei DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT als Oma Bertha Kerkeling und in ALS HITLER DAS ROSA KANINCHEN STAHL als Heimpi. Fedja van Huêt steht seit seinem 14. Lebensjahr in den Niederlanden vor der Kamera.

Darum geht es…

Nachdem Saskia Harder im Ausland einen verstörenden Einsatz erlebt hat, kehrt sie nun zurück in das besinnliche kleine Friedland, welches genau am Drei-Länder-Eck mit Hessen, Thüringen und Niedersachen liegt. Das kleine Örtchen hat gerade einmal rund 13.000 Einwohner, und in diesem verschnarchten kleinen Dörfchen ist der Alltag recht gemächlich und unaufgeregt. Doch nur kurz nach Saskias Rückkehr wird mitten im Wald eine Leiche gefunden, und als Hauptkommissarin liegt es in ihrem Ressort zu ermitteln. Doch wird die Spurensuche erschwert, als zeitgleich im nahegelegenen Schlossteich eine Weltkriegsbombe gefunden wird, die mittels Sprengung entfernt werden muss. Wird das Polizei-Team mit dieser Doppelbelastung fertig und wie gehen die Bewohner mit dieser ungewöhnlichen Situation um?

Echo

Echo ©Sabine Panossian | Grandfilm

Rezension

Die Sektion Perspektive Deutsches Kino soll uns einen Ausblick geben, was die deutsche Filmlandschaft in Zukunft so erwartet. Da können gelegentlich immer mal wieder wundervolle kleine Perlen dabei sein, da gerade Regiedebütant:innen oftmals noch fantastische und kreative Ideen haben. ECHO jedoch scheint aus der klassischen deutschen Schule zu stammen und umzeichnet einen Kleinstadtkrimi, wie wir ihn mittlerweile alltäglich in den öffentlich-rechtlichen Sendern zu sehen bekommen. Klar gibt es ein großes Publikum dafür, denn gerade Senioren scheinen sich dieser Filmgattung sehr zugetan zu fühlen, doch ist mir persönlich noch nicht ein junger Mensch über den Weg gelaufen, der fasziniert war von der immer gleichen stupiden Art der recht häufig offensichtlichen Whodunit-Geschichten. Mareike Wegener versucht zwar teilweise zumindest stilistisch etwas Frische in diese abgewetzte Art des Filmemachens hineinzubringen, schafft es aber leider nicht wirklich, einen positiven Ausblick für die deutschen Filme zu entwickeln.

Es fängt schon bei den Dialogen an, die oftmals unterirdisch sind. Insbesondere Nebendarsteller Andreas Döhler plappert die gesamte Zeit vor sich hin und erzählt einerseits total viel belangloses Zeug und andererseits Dinge, die niemanden je interessieren würden. Es wirkt oftmals so, dass Regisseurin Wegener es nicht ausgehalten hat, einfach nur Stille im Film zu zeigen, die mit etwas Geschick sogar musikalisch hätte ausgefüllt werden können. Im Zuge der irrwitzigen Gespräche wirkt die Polizeiarbeit oftmals eher wie ein Hobby aller Beamten, die wir sehen, denn wirklich intensiv scheinen sie ihrem Job nicht nachzugehen. Stattdessen wird lieber von Schlossangestellten ein See, der von Bäumen regelrecht umringt ist, mit einem Kescher, der vielleicht 3 Meter lang ist, das Laub entfernt, welches wenige Sekunden später wieder drin liegt. Aber wenn es auch sonst nichts in so einem Dorf zu tun gibt…

Echo

Echo ©Sabine Panossian | Grandfilm

Bitte lächeln

Trotz dass der Film in der heutigen Zeit spielt, müssen natürlich auch wieder alle Klischees der Deutschen bedient werden. So zum Beispiel die Kleinstadtschule, in der ätzend langweilige Filme noch über einen 16MM-Projektor gezeigt werden und wo offenbar noch nicht einmal die Videokassette, geschweige denn noch modernere Geräte angekommen sind. Das schreckliche daran: Der kleine Ausschnitt des Weltkriegsfilm, der über diesen Projektor abgespielt wird, ist deutlich spannender als das ganze restliche Werk. ECHO besticht durch seine immer gleichbleibende Tonalität, die regelrecht zum Einschlummern einlädt. Womöglich mag auch dies der Grund sein, dass mir irgendwie das Ende fehlte. Tatsächlich wird nämlich genau in dem Moment ein Cut gemacht, wo jeder andere Film eigentlich erst beginnen würde. Wir sehen für nichts in diesem Film eine Auflösung, aber glücklicherweise noch einmal das gesamte Schauspiel-Team zusammen hinter einer lachhaften Absperrung zusammengerückt für ein wunderbares Abschiedsfoto.

Fazit

Ich bin einfach erschüttert, was uns hier als Zukunft für die deutsche Kinolandschaft präsentiert wird, denn wenn sich das kommende Jahr tatsächlich in diesem Stil entwickelt, dann sollten wir die Filmdrehs am besten sofort alle einstellen. Eine Logiklücke reiht sich in diesem Film an die andere, und nichts scheint wirklich von Anfang bis Ende durchdacht gewesen zu sein. Bis auf Felix Römer, der eigentlich seinen Job ganz gut gemacht hat, wirken alle auftretenden Personen wie Witzfiguren, was vor allem an dem überschwänglichen Overacting liegen kann. Das absurdeste ist jedoch, dass die eigentliche Geschichte, der Fund einer Leiche und die zugehörigen Ermittlungen so einfallslos gewesen sein müssen, dass glatt die Story eines Bombenfunds herhalten muss, um große Teile des Films zu füllen und daraus einen vollen Spielfilm zu kreieren. Darüber hinaus soll scheinbar eine Metaebene etabliert werden, die jedoch völlig aussagelos daherkommt und nur mit viel Kreativität verstanden werden kann.

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Echo

Echo ©Sabine Panossian | Grandfilm

It is Mareike Wegener’s feature film debut, with which she can be seen at this Berlinale in the Perspektive Deutsches Kino section. Previously she worked exclusively on documentaries such as X and THE MATCHSTICK TRAVELLER. For all the films she has directed so far, she also wrote the scripts herself and usually acted as producer and editor as well, thus earning her the title of auteur filmmaker. In doing so, she relies on an international cast that is not at all unknown in this country. Kazakhstan’s Valery Cheplanova, for example, has just starred as the headmistress in JE SUIS KARL, while we see the almost 80-year-old Ursula Werner again and again in small but important roles, such as in DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT as grandma Bertha Kerkeling and in ALS HITLER DAS ROSA KANINCHEN STAHL as Heimpi. Fedja van Huêt has been in front of the camera in the Netherlands since he was 14.

This is what it’s all about…

After Saskia Harder has experienced a disturbing mission abroad, she now returns to the contemplative little town of Friedland, which lies exactly at the three-country corner with Hesse, Thuringia and Lower Saxony. The small town has just about 13,000 inhabitants, and everyday life is quite unhurried and unexciting in this snooty little hamlet. But only a short time after Saskia’s return, a body is found in the middle of the forest, and as chief inspector, it is her department to investigate. But the search for clues is complicated when, at the same time, a World War II bomb is found in the nearby castle pond, which has to be removed by detonation. Will the police team be able to cope with this double burden and how will the residents deal with this unusual situation?

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Echo ©Sabine Panossian | Grandfilm

Review

The Perspektive Deutsches Kino section is supposed to give us a preview of what the German film landscape can expect in the future. Occasionally, there are wonderful little gems to be found, because debut directors often have fantastic and creative ideas. ECHO, however, seems to come from the classic German school and depicts a small-town thriller of the kind we now see every day on the public broadcasters. Sure, there is a large audience for it, as senior citizens in particular seem to be very fond of this genre of film, but I personally have yet to come across a young person who was fascinated by the same old mindless nature of the quite often obvious whodunit stories. Mareike Wegener does try to bring some freshness into this worn-out kind of filmmaking, at least stylistically, but unfortunately doesn’t really manage to develop a positive outlook for the German films.

It starts with the dialogue, which is often subterranean. Supporting actor Andreas Döhler, in particular, babbles away the entire time and says a lot of irrelevant stuff on the one hand and things that would never interest anyone on the other. It often seems that director Wegener couldn’t bear to just show silence in the film, which could even have been filled musically with a little skill. In the course of the crazy conversations, police work often seems more like a hobby of all the officers we see, because they don’t really seem to pursue their job intensively. Instead, castle employees prefer to clear a lake that is literally surrounded by trees with a landing net that is maybe 3 metres long, removing the foliage, which is back in a few seconds later. But if there is nothing else to do in such a village…

Echo

Echo ©Sabine Panossian | Grandfilm

Please smile

Despite the fact that the film is set in modern times, all the German clichés have to be served, of course. For example, the small-town school where boring films are still shown via a 16MM projector and where apparently not even the video cassette has arrived, let alone more modern equipment. The terrible thing is that the small excerpt of the World War II film played through this projector is clearly more exciting than the entire rest of the work. ECHO is captivating because of its constant tonality, which really invites you to doze off. This may also be the reason why I somehow missed the ending. In fact, a cut is made exactly at the moment when any other film would actually begin. We don’t see a resolution for anything in this film, but fortunately we see the entire cast gathered behind a laughable barrier for a wonderful farewell photo.

Conclusion

I am simply shocked at what we are presented with here as the future for the German cinema landscape, because if the coming year really does develop in this style, then we had best all stop filming immediately. One logic gap follows another in this film, and nothing really seems to have been thought through from start to finish. Except for Felix Römer, who actually did his job quite well, all the appearing characters seem like jokes, which may be mainly due to the exuberant overacting. The most absurd thing, however, is that the actual story, the discovery of a corpse and the related investigation must have been so unimaginative that the story of a bomb discovery has to be used to fill large parts of the film and create a full feature film out of it. In addition, a meta-level is apparently to be established, which, however, comes across as completely meaningless and can only be understood with a lot of creativity.

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Originaltitel Echo
Berlinale – Release 14.02.2022
Berlinale – Sektion Perspektive Deutsches Kino
Kinostart 24.11.2022
Länge ca. 98 Minuten
Produktionsland Deutschland
Genre Drama | Krimi
Verleih unbekannt
FSK unbekannt

Regie Mareike Wegener
Drehbuch Mareike Wegener
Produzierende Mareike Wegener | Hannes Lang
Musik Thom Kubli
Kamera Sabine Panossian
Schnitt Mareike Wegener

Besetzung Rolle
Fedja van Huêt
Ursula Werner Edith Telaar
Valery Tscheplanowa Saskia Harder
Andreas Döhler Alfons Tenhagen
Oskar Keymer Henry Tebing
Christian Hockenbrink Versicherungsvertreter
Juls Serger Nils
Eric Klotsch Alex Räppling
Felix Römer Lorenz von Hüning
Roland Silbernagl Piet Tebing
Nico Ramon Kleemann Till
Marina Galic Zofia Muzak
Mareile Blendl Frau Terworth
Katharina Schmalenberg Anthropologin Hapelrath

 

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