Rezension
Manchmal muss man die Vergangenheit ziehen lassen, rät Demián Bichir als christlicher Camp-Leiter Armando dem mittlerweile jugendlichen Hauptcharakter (Mason Thames) Scott Derricksons und C. Robert Cargills BLACK PHONE 2. Dessen Schöpfer folgen allerdings augenscheinlich nicht den Leinwand-Lehrsätzen, die sie predigen, und liefern das unvermeidliche Sequel des unerwarteten Horror-Hits. Zu groß war die Versuchung, die Genre-Goldgrube noch weiter auszuschöpfen. Dafür versammelte das Filmemacher-Duo die exzellente Original-Besetzung, die entschieden zum Erfolg des paranormalen Psychothrillers beitrug. Neben Thames Finn, Madeleine McGraw als seine jüngere Schwester Gwen und Jeremy Davies als beider Vater verkörpert Ethan Hawke erneut den Grabber, der sich aus der Hölle zurückmeldet.
Wie Killer-Clown Pennywise, dessen Einflüsse bereits im ersten Teil unübersehbar waren, zieht der nunmehr jenseitigen Antagonist seine Kraft aus der Furcht seiner Opfer. Jene sind in der Anfang der 80er angelegten Handlung drei Jungen aus einem christlichen Ferienlager, die der Grabber vor Jahrzehnten ermordete. Bis ihre Leichen gefunden sind, wird er zur wachsenden Bedrohung für Gwen, die er in ihren Albträumen verfolgt. Die sich zunehmend in der Realität manifestierenden Träume sind eine ebenfalls klar erkennbare Adaption von A Nightmare on Elm Street, während das Ferienlager-Setting Friday the 13th heraufbeschwört. Nicht nur die filmischen verweise, auch das Retro-Flair dreht die Inszenierung maximal auf.
Traumsequenzen in Video-Optik, grobkörniges 8mm-Format und herrlich handwerkliche Effekte vervollkommnen den Vintage-Look, dessen surreale Aura im eklektischen Soundtrack (Duran Duran! Fex!) nachhallt. Der eigentliche Overkill ist nicht die Ästhetik, die noch mehr als im Vorgänger-Film die Inszenierung prägt, sondern der christliche Pietismus. Jener wird mit dem Wechsel des Handlungsfokus auf Gwen zur didaktischen Dauerpräsenz, die Suspense und Seriosität untergräbt. Ähnlich nachteilig zeigt sich der gesteigerte Einsatz physischer Effekte und splatteriger Kampfszenen statt psychischen Grauens und unheimlicher Atmosphäre. Beide sind flüchtig in der ungleich schwächeren Story. Handwerklich perfekt, doch ernüchternd konventionell, sind die übernatürlichen Scares nur ein blasser Abglanz des menschlichen Horrors.
![Eine Person in weißer, kurzärmeliger Kleidung steht in einem dunklen, engen Flur. Die Arme hängen seitlich herab, und die Person blickt nach vorne. Die Umgebung ist schwach beleuchtet, mit dunklen Wänden und einem schmalen Durchgang. Im Hintergrund sieht man eine Gestalt im Dunkeln stehen. [erstellt mit KI]](https://riecks-filmkritiken.de/wp-content/uploads/2025/10/2596_FP_1141208U_00182218_R-1400x585.webp)
The Black Phone 2 ©2025 Universal Studios
Fazit
Schneebedeckte Studio-Kulissen, ein abgelegener Schauplatz und nahezu andauernde Nacktaufnahmen verleihen dem schaurigen Szenario Scott Derricksons und C. Robert Cargills Fortsetzung ihres Kinokassenerfolgs ein surreales Filmset-Flair. Diese bewusst künstliche Ästhetik gibt von cineastischen Referenzen durchtränkten Inszenierung den chimärenhaften Charme eines Werks, das weniger eine Geschichte erzählen will als eine dezidierte Kino-Ära und Filmform rekreieren. Formale Faszinationskraft steht in kantigem Kontrast zu der unebenen Handlung, deren frontale Schreck-Momente immer wieder in unfreiwillige Komik stolpern. Der hervorragende Cast ringt mit sentimentalen Szenen und überkonstruierten Dialogen, die ein bizarrer christlich-klerikaler Überbau in den Horror-Kosmos einschleppt. Diese Gottgläubigkeit ist auch grausig – nur auf eine andere Art.
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| Originaltitel | Black Phone 2 |
| Kinostart | 15.10.2025 |
| Länge: | 114 minuten |
| Produktionsland | United States of America |
| Genre: | Horror | Thriller |
| Regie | Scott Derrickson |
| Executive Producer | Ryan Turek | Joe Hill | Adam Hendricks | Maggie Levin | Daniel Bekerman | Jason Blumenfeld |
| Producer | Jason Blum | Scott Derrickson | C. Robert Cargill | Jon Romano | Jennifer Scudder Trent |
| Kamera | Pär M. Ekberg |
| Visual Effects | Ivan Moran | Phil Prates | John Britto |
| Musik | Atticus Derrickson |
| Cast | Ethan Hawke, Mason Thames, Madeleine McGraw, Demián Bichir, Miguel Mora, Jeremy Davies, Arianna Rivas, Maev Beaty, Graham Abbey, James Ransone, Anna Lore, Simon Webster, Shepherd Munroe, Chase B. Robertson, Dexter Bolduc, Jazlyn Wong-Lee, Julien Norman, Jacob Moran |
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![Ein junger Mann mit braunen, schulterlangen Haaren trägt eine grüne Jacke, steht in einem Telefonzellenhäuschen und hält einen Telefonhörer an sein Ohr. Draußen, ihm gegenüber, steht eine Person mit einer weißen, tierähnlichen Maske, die spitze Ohren und eine lange Schnauze zeigt. Die maskierte Person trägt dunkle Kleidung und hat lange, zerzauste Haare. [erstellt mit KI]](https://riecks-filmkritiken.de/wp-content/uploads/2025/10/2596_D022_00413R_CROP.webp)

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