Hùng (Alexandre Nguyen) ist nicht nur Truckfahrer, sondern auch alleinerziehender Vater von seiner Tochter An. Beide sind eigentlich ein unzertrennbares Duo und auf seinen Fahrten gemeinsam unterwegs. Doch ihre Einschulung reißt etwas an dem Band und sorgt dafür, dass Hùng fortan allein unterwegs ist. Als er eines Tages von einer Fahrt zurückkehrt, muss Hùng erfahren, dass seine Tochter entführt und misshandelt wurde. Aus dem eigentlich ruhigen Menschen wird jemand, der nur auf Rache aus ist und dabei scheinbar keine Grenzen kennt.
Review
578 MAGNUM ist ein Rachefilm aus Vietnam, der vom Marketing immer wieder mit Actionklassikern wie THE RAID, 96 HOURS – TAKEN und JOHN WICK verglichen wurde. Die Messlatte wurde sehr hoch gehängt und man war von seinem Werk so sehr überzeugt, dass Vietnam den Film im Jahr 2023 bei den Academy Awards als besten Fremdsprachigen Film eingereicht hat. Zu einer Nominierung kam es nicht. Gleichzeitig muss das Publikum mit Abstrichen rechnen, denn die deutsche Fassung hat eine Lauflänge von 87 Minuten, während IMDb 95 Minuten angibt und die vietnamesische Version eine Länge von 107 Minuten aufweist.
Mehr Löcher als ein Schweizer Käse
Die Prämisse von 578 MAGNUM ist eigentlich einfach. Ein Vater rächt und rettet seine entführte Tochter. Doch der Anfang des Films ist nicht nur hektisch, sondern sorgt durch zügige Sprünge zwischen den Szenen dafür, dass die Zuschauenden nicht in die Handlung einsteigen können. Es kommt zu keiner Ruhe und oder klaren Erzählstruktur. Die Handlung ist kein Kartenhaus, sondern der Kartenhaufen eines kläglichen Versuchs, Struktur in das Geschehen einzubauen. Untermauert wird dies durch die Tatsache, dass Szenen scheinbar fehlen und andere komplett aus dem Kontext hineingeschnitten werden.
Hier ist es unklar, ob es an der kürzeren internationalen Fassung liegt. Jedoch kommt das Publikum aufgrund dieser Art bei 578 MAGNUM nicht hinterher und versucht das ab dem Punkt, an dem sich erkennen lässt, dass der Film dieses Stilmittel der hektischen Szenenwechsel nicht ablegt, auch gar nicht erst. Am Ende spielt es für dieses Publikum auch keine Rolle mehr, warum Alexandre Nguyen plötzlich ein anderes Kind rettet oder aus dem Kontext heraus andere Dinge tut und scheinbar vergessen hat, was eigentlich sein Plan war.
Die konfuse Handlung wird jedoch von ermüdenden Dialogen überschattet. Diese sind eine Seltenheit, was spannend sein kann, wie SISU im letzten Jahr bewiesen hat. Doch SISU hatte dann wenigstens passende Dialoge, die mit Überzeugung und vielleicht ein wenig Overacting überliefert wurden. 578 MAGNUM hingegen präsentiert plumpe Dialoge, die den Verdacht der Arbeitsverweigerung nahekommen lassen. Sätze werden von den Schauspielenden monoton, emotionslos und komplett gelangweilt vorgetragen. Es bereitet einen dadurch wenig Freude, den Konversationen des Films zu lauschen.
Der kratzt nicht mal an der Oberfläche
Die mangelnde Story lässt die Zuschauenden hoffen, dass 578 MAGNUMS Stärke die Action ist. Und Anfangs stimmt das tatsächlich. Kämpfe sind kreativ, Alexandre Nguyen nutzt Gegenstände aus der Umgebung, wie zum Beispiel Autospiegel oder gleich eine ganze Autotür. Zudem können die anfänglichen Kämpfe durch schöne Choreos überzeugen, die zwar keine Onetakes sind, es aber trotzdem jederzeit erkennbar ist, was passiert. Die Fights fühlen sich knackig und wuchtig an, es ist zu merken, dass es dem Protagonisten ernst ist.
Doch die Hoffnung und anfängliche Vorfreude kippt schnell. Nach dem ersten knackigen Kampf bietet 578 MAGNUM ein Schnittmassaker, welches an Filme wie MILE 22 oder TAKEN 3 erinnert. Das Publikum weiß nicht mehr wo oben, unten, hinten oder vorne ist und erkennt Szenenabläufe im Schnittwahn, in denen Bewegungen teils einfach fehlen. Schläge sind dadurch nicht mehr wuchtig, sie überzeugen nicht und bieten keinen Mehrwert oder Unterhaltung. Gerade hier haben die Rezipienten Zeit zum Nachdenken und merken, dass der Film kaum Blut benutzt und dadurch trotz seiner 16er Freigabe viel zu harmlos wirkt.
Hinzu kommt, dass die Action von 578 MAGNUM äußerst repetitiv ist und immer dasselbe geschieht. Alexandre Nguyen stößt auf eine Übermacht und muss in einer „einer gegen alle“-Tour a la JOHN WICK 4 durch die Massen an Gegnern. Dabei behält der Protagonist nur selten die Oberhand und kann sich nur mit größter Not aus dem Geschehen retten. Das ist für die Zuschauenden ermüdend, wodurch sich die 87 Minuten wie eine Ewigkeit anfühlen und es stellt sich die Frage auf, wo die Gemeinsamkeit mit Actionlegenden sein soll.
Fazit
578 MAGNUM verspricht viel, kann aber nichts davon wirklich halten. Der Film wechselt hektisch zwischen Szenen hin und her und kann es nicht schaffen, eine spannende Handlung aufzubauen. Bis auf die Tatsache, dass Alexandre Nguyen gegen die Übermacht von Feinden nicht ankommt, gibt es in dem Film keinen roten Faden. Der Vergleich zu Filmen wie THE RAID oder 96 HOURS – TAKEN und JOHN WICK sowie die Einreichung bei den Academy Awards 2023 sind nicht nur hoch gegriffen, sondern fast schon ignorant. 578 MAGNUM erreicht die genannten Filme keinesfalls und wurde zurecht bei der Nominierung für die besten fremdsprachigen Filme ausgelassen.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Originaltitel | 578: Phát Đạn Của Kẻ Điên |
Kinostart | 20.5.2022 |
Länge: | 108 minuten |
Produktionsland | Vietnam |
Genre: | Action | Thriller |
Regie | Lương Đình Dũng |
Executive Producer | Lee Jin-sung | Lương Thi Chung Lan |
Producer | Nguyễn Thị Thiên Hương | Vũ Thị Ngọc Diệp | Ngô Thị Phương Thanh | Lương Đình Dũng | Phan Thị Hải Minh | Anton Nine Four Mây |
Kamera | Morgan Schmidt |
Musik | 이동준 |
Cast | Alexandre Nguyen, Thanh Thảo, H'Hen Niê, Hoàng Phúc, Ngọc Tình, Tuấn Hạc, Jessica Minh Anh, Nguyễn Lâm Thảo Tâm, Minh Quang Nguyễn |
Wie hat Dir der Film gefallen?
Hinterlasse einen Kommentar