Originaltitel: Above the Shadows
DVD/Blu-ray – Release: 06.03.2020
Länge: ca. 116 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Claudia Myers
Schauspieler:innen: Megan Fox | Olivia Thirlby | Alan Ritchson
Genre: Fantasy | Drama | Romanze
Verleiher: Studio Hamburg
Unter dem Arbeitstitel Shadow Girl hat Regisseurin Claudia Myers das Drehbuch selbst geschrieben und damit entgegen ihrer sonst eher dramenlastigen oder gar dokumentarischen Filme ein neues Genregebiet betreten. Dafür sicherte sie sich für ihre Hauptrollen zwei Personen, die sich schon früher kennen lernen durften. Alan Ritchson und Olivia Thirlby kamen erstmalig in der amerikanischen Komödie DIE TRAUZEUGEN AG zusammen, die jedoch bei Kritikern eher zwiespältig betrachtet wurde. Auch Alan Ritchson und Megan Fox haben bereits zusammen gedreht in den beiden Filmen TEENAGE MUTANT NINJA TURTLES und dessen Sequel TEENAGE MUTANT NINJA TURTLES: OUT OF THE SHADOWS – beide ebenfalls mit recht durchwachsenen Kritiken, nicht allein wegen des Drehbuchs.
Darum geht es…
In ABOVE THE SHADOWS erleidet die kleine Holly schon früh einen herben Schicksalsschlag, denn mit gerade einmal elf oder zwölf Jahren verliert sie ihre Mutter durch eine bittere Krankheit. Doch ist dies bei weitem nicht das schlimmste, dass ihr zustößt, denn schon vor dem Tod scheint sie für die meisten Familienmitglieder nur beiläufige Beachtung zu erhalten. Nun, ohne ihren einzigen Fixpunkt im Leben, scheint sie gänzlich in der Unsichtbarkeit der Wahrnehmung ihrer Mitmenschen zu verschwinden. Doch viel mehr als ein Schein geschieht dies tatsächlich. Sie wird zunehmend unsichtbarer und selbst Fotografieren zeigen plötzlich nicht mehr ihr Antlitz. Wie konnte das nur geschehen, warum vermisst sie niemand?
Einige Jahre später hat sie zwangsläufig gelernt mit dieser sehr ungewöhnlichen Lebenssituation zu leben und macht stets das Beste daraus. Um sich ihre Miete zu verdienen arbeitet sie als unsichtbare Reporterin, die ihrem Chef immer wieder geheime Informationen zuspielt, die sie durch ihren Fluch ganz einfach ausspionieren kann. Ihr wird das Ausmaß ihrer gemeinen Tätigkeit jedoch erst bewusst, als sie damit das Leben des Türstehers Shayne komplett auf den Kopf stellt und geradezu zerstört. Versunken in Reue ist sie bestrebt sein Immage wieder aufzupolieren und damit etwas Rehabilitation zu erlangen, doch wie sie feststellen muss besteht eine deutlich tiefere Verbindung zwischen ihnen beiden, als man es anfangs vermuten könnte. Wird sie eine angemessene Wiedergutmachung leisten können?
Rezension
Mit diesem Werk hat Claudia Myers tatsächlich eine recht interessante Geschichte gestrickt, die viel Grundlagen für Diskussionen bieten kann. Recht schnell und ohne Umschweife werden die Grundparameter für die Handlung aufgebaut und aus einem netten Sportlerdrama eine Romanze der etwas anderen Art gestickt. Wesentlich dabei ist die Eliminierung eines realen Faktors – die Sichtbarkeit/Wahrnehmungsfähigkeit der Protagonistin – durch den es geschafft wird die Story in etwas unbekannte Gefilde zu führen, wobei jedoch gleich ergänzt werden muss, dass den Zuschauer nur wenige unvorhersehbare Überraschungen erwarten.
Anfangs noch begeistert von der Idee von ABOVE THE SHADOWS, die dem Zuschauer mittels der Off-Stimme der Protagonistin vermittelt wird, lässt diese doch recht schnell deutlich nach, denn sobald der Kopf anfängt nachzudenken und die Geschichte genauer zu analysieren und sich nicht weiter von der eigentlich netten Idee zu blenden, zerbricht das Werk in tausend Teile, die alle für sich genommen keinen Sinn machen. Sehr sparsam wird auch mit Erklärungen umgegangen, weshalb viele erkennbare Problematiken nicht mal ansatzweise aufgeklärt werden. Generell ist es großartig die Lebensparameter neu zu definieren und damit eine entsprechend andere Form von Geschehnissen zu verdeutlichen und häufig bin ich auch der Ansicht, dass es viele Filme nicht verdient haben bis ins kleinste Detail auseinander genommen zu werden, um sie auf eine innere Logik zu untersuchen, da es vollkommen legitim ist zu sagen: Meine Handlungsvoraussetzungen sind so und sollten auch so respektiert werden.
Logikfehler wo man nur schaut
Leider jedoch funktioniert dies nicht in Fällen wie diesem oder eher gesagt, nicht so wie gezeigt. Hier einmal ein paar Fragen, die aufkommen und nicht vom Film beantwortet werden können: Warum ignoriert die eigene Familie das Mädchen? Warum ist sie den einen Tag für alle erkenntlich, wenn sie auch ignoriert wird und im nächsten Moment nicht mehr da und niemand fragt sich, warum sie nicht mehr existent ist? Wie beschafft sie sich ihre doch recht luxuriöse Wohnung? Wenn mit dem Geld aus ihrem Job, dann wo hat sie das Bargeld her oder wie kann sie ohne physische Existenz ein Bankkonto eröffnen?
Hier gibt es noch viele weitere Fragen, die sich entwickeln, doch möchte ich nicht zu kleinkrämerisch werden und vielleicht einen Ansatz bieten, der der inneren Logik doch eher zugesprochen hätte. Warum verschwindet das Mädchen nicht einfach wie dargestellt und wird dann aber tatsächlich vermisst von ihrer Familie? Die fehlende Handlungsfähigkeit zur Interaktion mit den anderen wäre daraufhin noch immer ein möglicher Parameter gewesen, der hätte beliebig definiert werden können.
Doch ignorieren auch wir einmal eben jene Fragen und nehmen die Handlung so hin wie sie uns gezeigt wird. Hierbei wechselt im Verlauf der Handlung der Protagonistenstatus etwas. Während zu Beginn noch Olivia Thirlby im Mittelpunkt der Handlung steht, wandern die Sympathien der Zuschauer in der weiteren Entwicklung eher zum Schauspielpartner Alan Ritchson, der mit seiner Sportlerkarriere fast schon einer spannenderen Storyline folgt, als die Unsichtbarkeit eine hervorbringt. Als die beiden Figuren dann nach dem ersten Sieg des Sportlers bei ihm zu Hause sind, wird es plötzlich ziemlich kritisch, denn aus dem Nichts senkt sich das Niveau der Dialoge und Tätigkeiten um ein Vielfaches durch schnulzige Liebesgeständnisse, die einfach nicht nötig gewesen wären.
War das wirklich nötig?
Zu allem Überfluss der ohnehin schon teilweise unangenehmen Szenerien in ABOVE THE SHADOWS, gesellt sich zum Cast noch die recht umstrittene Megan Fox, gegen die ich persönlich bisher nicht viele schlechte Worte zu verlieren hatte, welches es nun aber geschafft hat eine ohnehin schon verkorkste Liebesgeschichte in den völligen Wahnsinn zu treiben zum einen durch ihre Rolle selbst, für die sie natürlich nur bedingt etwas kann, zum anderen wegen der völlig emotionslosen Anbiederung, die zu keinem Zeitpunkt die liebe und herzliche Partnerin zeigt, die sie eigentlich hätte darstellen sollen. Offenbar diente ihre Figurenbesetzung somit eher dazu eine große namhafte Darstellerin auf das Cover schreiben zu können, die jedoch im Film absolut keine Relevanz hat und nur für überflüssige Abweichungen im Storytelling sorgt.
Unabhängig all dieser negativen Faktoren bleibt jedoch, dass die Grundidee der Geschichte eine schöne und auch erzählenswerte ist. Insbesondere viele einsame Seelen dieser Welt, die scheinbar von allen Mitmenschen keine Beachtung finden, werden eine Verbindung zu diesem Werk finden können und sich damit den typisch amerikanisierten Hoffnungsschimmer auf die Fahne schreiben lassen.
Abschließend sei noch gesagt, dass die Blu-ray zum Film entweder unter einem schwerwiegenden Produktionsfehler leidet oder das Werk einfach schlecht abgemischt wurde, denn trotz mehrmaliger Prüfung meines gesamten Soundsystems war nichts von Sorround-Sound zu verspühren und die Boxen wurden völlig falsch angesteuert. So wurden alle Gespräche nur über den linken Rear-Lautsprecher übertragen, während der recht überhaupt nicht angesteuert wird und die Frontlautsprecher nur für musikalische Einspieler genutzt werden. Eine falsche Einstellung kann dabei ausgeschlossen werden.
Claudia Myers zeigt mit ABOVE THE SHADOWS eine eigene Idee, die es lohnt zu visualisieren und grundlegend ein interessantes persönliches Drama vermittelt. Doch je mehr Zeit der Film bekommt sich zu entwickeln, je mehr Fehler finden sich auch wieder – und damit sind nicht nur falsch platzierte Requisiten gemeint, sondern wirklich gravierende inhaltliche Problematiken, die nicht überwunden werden können. Die innere Unlogik lenkt zudem zunehmend von der restlichen Handlung ab, weshalb Gefühle, die vermeintlich angesprochen werden sollen, nicht zum Tragen kommen und das Werk damit zusätzlich jeglichen eigenen Charme verliert. Insgesamt wurde somit aus einer tollen Idee nichts gemacht und die Einfallslosigkeit reichte letztlich sogar soweit, dass die Protagonistin einfach in der Wichtigkeit der Rolle ausgetauscht wurde und für die weitere Storyline nur noch als eher unwichtige Nebenfigur zu tragen kommt.