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Adam

Adam ©2021 Grandfilm

Rziza ist eine marokkanische Spezialität auf Basis eines Blätterteigs. Aus diesem Teig werden daraufhin sehr dünne Fäden gezogen, die wiederum um die Hand der backenden Person gewickelt werden, so dass ein Berliner Pfannkuchen ähnliches Gebilde entsteht, welches daraufhin gebraten wird. Dieses Gebäck wird von Maryam Touzani in ihrem Regiedebüt als MacGuffin eingesetzt, um eine Beziehung der beiden Hauptfiguren aufzubauen. Die Regisseurin stammt aus der Großstadt Tanger in Marokko, die sich fast als Millionenstadt bezeichnen darf. Sie liegt fast am nördlichsten Punkt des Landes und daher direkt an der Meerenge Gibraltar. Auch Hauptdarstellerin Nisrin Erradi wurde in dem nordafrikanischen Land geboren, während hingegen die zweite Protagonistin Lubna Azabal belgischer Herkunft ist und seit 1998 regelmäßig in Filmen zu sehen ist. Ihr größten Schauspielerfolge feierte sie mit DIE FRAU DIE SINGT, sowie DER MANN, DER NIEMALS LEBTE, auch wenn sie hier nur in einer kleinen Nebenrolle auftritt.

Darum geht es…

Samia ist am Ende ihrer Kräfte. Als junge und schwangere Frau wurde sie von ihrer Familie verstoßen und weiß nicht mehr weiter. Da sie keine finanziellen Rücklagen besitzt, auf die sie zurückgreifen kann, ist sie gezwungen, einen Job zu finden. Doch damit befindet sie sich mitten in einem Dilemma, denn wer sollte der jungen Mutter in ihrer Situation schon einen Job geben? Sie zieht von Haus zu Haus und bietet ihre Hilfe für jegliche Form von Arbeit an. Auch von der Bäckerin Abla wird diese jedoch verweigert. Wäre da nicht die achtjährige Tochter Warda, die hellauf begeistert ist von Samia, hätte es wohl schlecht gestanden um die junge Frau, doch so lässt sich Abla im Nachhinein doch noch überzeugen, Samia zeitweise zu unterstützen. Doch schnell stellt sich heraus, dass Samia mehr kann als sich nur um den Haushalt und die Kinderbetreuung zu kümmern…

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Rezension

Mit ADAM bekommen wir einen äußerst feinsinnigen, ruhigen und unaufgeregten Film präsentiert, der anfänglich relativ bedeutungslos auftritt, aber in der Nachwirkung sehr positiv in Erinnerung bleibt. Der Film gehört zu der Sorte von Werken, die auf eher gedämpfte Töne setzen und nicht mit einer großen Bombaststory glänzen, sondern nur ein ganz kleines und persönliches Schicksal beleuchten. Die eher dunklen, bräunlichen Farben im Bild und die kahlen, leblosen Wände des ärmlich wirkenden Hauses, in dem die gesamte Handlung sich zuträgt, bieten uns nicht unbedingt das große visuelle Spektakel, aber dennoch beweist Kamerafrau Virginie Surdej den Blick fürs Detail und arbeitet hervorragend mit der Schärfe der Bildeinstellungen. Sinnliche Szenen werden dabei regelrecht zelebriert, indem mit Nahaufnahmen der Hände die pure Kraft der Erotik in die Backkunst übertragen wird. Etwas ähnliches konnten wir ansatzweise zuletzt auch in CYRANO entdecken, wo dieses Handwerk regelrecht poetisiert wurde.

Adam

Adam ©2021 Grandfilm

Es ist dabei fast schon tragisch, dass Yassine Marchoud und Julie Naas als Verantwortliche für den Filmschnitt diese sehr betörenden Momente regelrecht kaputtgeschnitten haben. MADAME MALLORY UND DER DUFT VON CURRY hat 2014 bewiesen, wie fesselnd und verführerisch Aufnahmen aus der Essensherstellung sein können, wenn man ihnen die entsprechende Zeit gibt, sich entfalten zu können. Marchoud und Naas haben jedoch immer wieder Cuts gesetzt, um eine neue Kameraperspektive zu setzen und die Szenerie noch besser einzufangen, dabei aber die voluptuöse Spannung vernachlässigt, woraufhin die Atmosphäre sich in den entscheidenden Szenen nie zu dem erwarteten Höhepunkt aufbauen konnte. Gerade gen Ende des Films rückt zudem auch die andauernd wackelnde Kamera, obwohl dieser Stil hier gar nicht nötig wäre, immer mehr in die Kritik, da es regelrecht nervig wird, dem Bild zu folgen.

Konfliktscheu, aber mutig

Doch handelt es sich bei ADAM nur augenscheinlich um ein Werk, welches viel Kraft aus der Stärke der geschickten Darstellung reizvoller Knetkünste der Protagonistinnen gewinnt. Stattdessen bekommen wir unterschwellig die Vorzüge von Menschlichkeit bewiesen, die sich in einer großmütigen Tat zeigen können. Es wird bewiesen, dass Vertrauen belohnt werden kann. Es ist oftmals recht mutig, wie Samia auf Konfrontationskurs geht, obwohl ihr bewusst sein sollte, dass ein Rausschmiss ihren Untergang bedeuten könnte. Gleichzeitig wird dieser Mut jedoch belohnt, da sie damit ihre Arbeitgeberin, und im weiteren Verlauf Freundin, immer wieder auf einen Kurs bringt, auf welchem diese sich selbst mit ihrer Persönlichkeit und ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss. Es ist eine Geschichte, bei der auf der eigenen Suche nach ein wenig Glück es der Protagonistin ermöglicht wird, dieses einer anderen Frau zu schenken.

Adam

Adam ©2021 Grandfilm

Eben jenen Mut präsentiert uns auch die Regisseurin, die uns eine Queere-Geschichte in einem muslimisch geprägten Staat zeigt. Dabei ist das Werk jedoch ganz klar auf den europäischen Konsum ausgerichtet und Maryam Touzani setzt einzig und allein auf die Erzählung der schönen und herzergreifenden Elemente ihrer Handlung. Unklar ist dabei, ob ADAM als Allegorie auf ihr eigenes Leben gewertet werden kann und sie sich selbst als kleines Mädchen Warda widerspiegelt. Da über ihre Familienverhältnisse nichts näheres bekannt ist, bleibt es eine sehr vage Theorie, dass dieser Film die Geschichte von Touzanis Mutter und ihrer eigenen Jugend grob umreißt, wobei eine abschließende Widmung mit „Für meine Mutter“ ein weiteres Indiz dahingehend wäre. Sollte dies der Fall sein, so wird es recht deutlich, warum auf die Ausstrahlung von Konfliktsituationen zwischen Religion und sexueller Neigung der Protagonistinnen verzichtet wird.

Fazit

Maryam Touzani schafft es in ihrem Debütfilm, Lust auf weitere Werke zu machen. Mit ADAM handelt es sich zwar nicht um den großen filmischen Schlag, der enorm aus der Masse hervorsticht, aber dennoch bietet er uns eine äußerst sympathische und liebreizende Geschichte, die ohne die großen Aufreger auskommt, sich voll und ganz auf die sinnlichen Darstellungen konzentriert und den sehr dezenten Musikeinsatz mit der Atmosphäre verschmelzen lässt. Mit zwei wunderbar agierenden Hauptdarstellerinnen, ergänzt um eine liebreizende kleine Tochter, gespielt von Douae Belkhaouda, erhalten wir einen Film, der eher dem Genuss dienlich ist, als dass er hinterfragt und kritisch beäugt werden sollte. Da das Ganze recht leicht von der Seele geht, ist eine heimische Sichtung zur Entspannung durchaus empfehlenswert.

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Der Filmtitel weckt natürlich direkt Assoziationen zu Adam und Eva, womöglich sogar im erweiterten Sinne zur religiösen Menschheitsgeschichte. Umso kurioser ist es da wohl, dass es sich um einen kleinen, aber feinen Film handelt, der mutmaßlich in Marokko, einem muslimisch geprägten Staat im Norden von Afrika, spielt. Dieses Regiedebüt bewegt sich jedoch in seiner Handlung gänzlich abseits von jeglicher Religion und präsentiert uns eine sanfte Geschichte zwischen sinnlicher Backkunst, menschlicher Verantwortung und familiärem Zusammenhalt, gekrönt von einer ekstatischen Romanze. Regisseurin Maryam Touzani fokussiert sich auf eine kleine und glatte Geschichte, die zwar ein paar Provokationen aufweist, aber dennoch auf große Aufreger und Konflikte verzichtet. Ich war sehr angetan von dem Film und konnte mich wunderbar in der sinnlichen Darstellung fallen lassen, auch wenn die unnötig verwackelte Kamera gen Ende und die überflüssige Überladung mit Filmschnitten dem Genuss etwas entgegenwirken. Für einen entspannten Abend genau das Richtige.

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Adam

Adam ©2021 Grandfilm

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Rziza is a Moroccan speciality based on puff pastry. Very thin threads are then pulled out of this dough, which in turn are wrapped around the hand of the person baking the pastry, creating a structure similar to a Berlin pancake, which is then fried. This pastry is used by Maryam Touzani in her directorial debut as a MacGuffin to establish a relationship between the two main characters. The director comes from the large city of Tangier in Morocco, which can almost call itself a city of millions. It is located almost at the northernmost point of the country and therefore directly on the Strait of Gibraltar. The leading actress, Nisrin Erradi, was also born in the North African country, while the second protagonist, Lubna Azabal, is of Belgian origin and has appeared regularly in films since 1998. Her greatest acting successes were THE WOMAN WHO SINGS and THE MAN WHO NEVER LIVED, even though she only appears here in a small supporting role.

What it’s about…

Samia is at the end of her tether. As a young and pregnant woman, she has been abandoned by her family and is at a loss. As she has no financial reserves to fall back on, she is forced to find a job. But this puts her in the middle of a dilemma, because who would give the young mother a job in her situation? She goes from house to house offering her help for any form of work. However, this is also refused by the baker Abla. If it were not for her eight-year-old daughter Warda, who is very enthusiastic about Samia, things would have been bad for the young woman, but after all Abla is persuaded to support Samia temporarily. But it soon turns out that Samia can do more than just take care of the household and the children…

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Review

With ADAM we are presented with an extremely subtle, quiet and unagitated film that initially appears relatively meaningless, but in the aftermath remains very positively memorable. The film belongs to the kind of works that rely on rather subdued tones and do not shine with a big bombast story, but only illuminate a very small and personal fate. The rather dark, brownish colours in the picture and the bare, lifeless walls of the poor-looking house in which the entire action takes place do not necessarily offer us the great visual spectacle, but cinematographer Virginie Surdej nevertheless demonstrates an eye for detail and works excellently with the sharpness of the image settings. Sensual scenes are literally celebrated by transferring the pure power of eroticism into the art of baking with close-ups of the hands. We were able to discover something similar in CYRANO, where this craft was literally poeticised.

Adam

Adam ©2021 Grandfilm

It is almost tragic that Yassine Marchoud and Julie Naas, who were responsible for the editing of the film, really cut these very beguiling moments. THE HUNDRED-FOOD JOURNEY proved in 2014 how captivating and seductive food production footage can be when given the appropriate time to unfold. However, Marchoud and Naas repeatedly set cuts to set a new camera perspective and capture the scenery even better, but neglected the voluptuous tension, whereupon the atmosphere could never build up to the expected climax in the crucial scenes. Towards the end of the film, the constantly shaking camera, although this style would not be necessary here, is criticised more and more, as it becomes downright annoying to follow the picture.

Conflict-averse, but courageous

But ADAM is only ostensibly a work that derives much of its power from the strength of the protagonists’ skilful depiction of delightful kneading skills. Instead, we are subliminally shown the benefits of humanity that can be revealed in a magnanimous act. It is proven that trust can be rewarded. It is often quite brave how Samia goes toe-to-toe, even though she should be aware that getting kicked out could mean her downfall. At the same time, however, this courage is rewarded, as it keeps her employer, and by extension friend, on a course where she herself has to come to terms with her personality and her past. It is a story in which the protagonist’s own search for a little happiness enables her to give it to another person.

Adam

Adam ©2021 Grandfilm

It is precisely this courage that the director presents to us, showing us a queer story in a Muslim-majority state. However, the work is clearly geared towards European consumption and Maryam Touzani focuses solely on telling the beautiful and heartrending elements of her plot. It is unclear whether ADAM can be seen as an allegory of her own life and whether she reflects herself as the little girl Warda. Since nothing more is known about her family circumstances, it remains a very vague theory that this film roughly outlines the story of Touzani’s mother and her own youth, whereby a final dedication with “For my mother” would be another indication to that effect. If this is the case, it becomes quite clear why the film refrains from airing conflict situations between religion and sexual inclination of the protagonists.

Conclusion

Maryam Touzani manages in her debut film to whet the appetite for further works. ADAM may not be the big cinematic hit that stands out enormously from the masses, but it nevertheless offers us an extremely likeable and charming story that does without the big thrills, concentrating entirely on the sensual performances and allowing the very discreet use of music to merge with the atmosphere. With two wonderfully acting leading ladies, complemented by a lovely little daughter played by Douae Belkhaouda, we get a film that is more for enjoyment than it is to be scrutinised and critiqued. Since the whole thing is quite easy on the soul, a home viewing is definitely recommended for relaxation.

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Originaltitel Adam
Kinostart 09.12.2021
DVD – Release 25.02.2022
Länge ca. 98 Minuten
Produktionsland Marokko | Frankreich | Belgien | Katar
Genre Drama
Verleih Grandfilm
FSK
FSK 6

FSK 6 ©FSK


Regie Maryam Touzani
Drehbuch Maryam Touzani
Produzierende Nabil Ayouch | Amine Benjelloun | Patrick Quinet
Kamera Virginie Surdej
Schnitt Yassine Marchoud | Julie Naas

Besetzung Rolle
Lubna Azabal Abla
Nisrin Erradi Samia
Douae Belkhaouda Warda
Aziz Hattab Slimani
Hasna Tamtaoui Rkia

 

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