GAME OF THRONES hat ihn berühmt gemacht, doch Nikolaj Coster-Waldau ist auf dem internationalen Filmparkett schon längst kein unbekannter Schauspieler mehr gewesen. Bereits vor der epischen Fantasyserie war der Däne in internationalen Werken wie BLACK HAWK DOWN und ENIGMA – DAS GEHEIMNIS zu sehen. Zuletzt sahen wir ihn als Max Isaksen in SUICIDE TOURIST und als Carsten in DINNER FOR TWO, doch mittlerweile scheint er auch neue Gefilde der Filmproduktion entdecken zu wollen, weshalb er nun schon mehrfach an der Produktion von Filmen beteiligt war. So auch in dem diesjährig Oscar®-Nominierten FLEE, dessen Filmstart hierzulande noch immer unbekannt ist. Für AGAINST THE ICE, der seine Premiere in der Sektion Special Gala bei der 72. Berlinale feierte und direkt auf Netflix starten wird, fungiert der 51-Jährige neben seiner Hauptrolle zudem als Produzent und Drehbuchautor.
Darum geht es…
Ejnar Mikkelsen ist ein dänischer Polarforscher, der 1911 nicht das erste Mal eine Reise nach Grönland unternimmt. Die widrigen Lebensbedingungen sind ihm bestens bekannt, doch sein Entdeckungsgeist ist größer, als das er vor dieser Naturmacht Angst hätte. Der Anspruch einer erfolgreichen Expedition ist umso größer, als dass er damit beweisen könnte, dass Grönland eine einzige Insel ist und somit die USA keinen Anspruch auf Teile des Landes erheben können. Doch seine Reise droht zu scheitern, als das Schiff der Crew Fahrtuntauglich wird. Nichtsdestotrotz möchte Kapitän Mikkelsen seinen Auftrag erfüllen und macht sich zusammen mit einem Maschinisten auf den langen Weg durch das Eis, um die nötigen Beweise, die vorherige Expeditionen gesammelt haben, zu bergen. Die Reise wird schließlich zum Überlebenskampf gegen das Eis und die Geduld.
Rezension
Bereits der Titel sowie das Filmcover von AGAINST THE ICE verraten uns im Grunde alles, was wir über den Film wissen müssen. In etwas mehr als anderthalb aufregenden Stunden sehen wir ein historisches Abenteuer, welches auf einer ganz und gar erwartbaren Geschichte fußt. Wie zu erwarten, sehen wir eine Expedition, bei der einige Sachen gewaltig schieflaufen und aus der schließlich ein Kampf ums Überleben wird. Damit folgt der Film Mustern, wie wir sie teilweise zum Beispiel schon in früheren Netflix Produktionen wie THE MIDNIGHT SKY gesehen haben. Gleichzeitig basiert die Geschichte jedoch auf einem wahren Ereignis. Der hier gespielte Protagonist, in dessen Rolle Nikolaj Coster-Waldau schlüpft, hat 1880 bis 1971 gelebt und entsprechende Polarforschungen auf sich genommen. Die hier beschrieben Reise hielt er in seinem Buch Farlig Tomandsfærd (Two Against the Ice) von 1955 fest, auf welches Coster-Waldau eher zufällig gestoßen ist und schließlich adaptiert hat.
Erzählt wird die Handlung sprunghaft, was jedoch deutlich erkennbar ist. Regelmäßig werden uns die bereits vergangenen Tage der Expedition eingeblendet, damit das Publikum ein Gefühl dafür bekommt, wie die körperliche und mentale Verfassung der Protagonisten zu jedem Zeitpunkt sind und zudem auch selbst über die Erfolgschancen der Mission stets im Bilde ist. Im Grunde könnte der Film als die Eis-Variante von MAX MAX: FURY ROAD bezeichnet werden, denn es gibt schon erstaunlich viele Parallelen. Während die Anfänge der Story noch in einem Kollektiv der gesamten Schiffscrew spielen, ändert sich das Szenario recht schnell, so dass wir über den Großteil der gesamten Spieldauer nur Coster-Waldau und seinem Co-Star Joe Cole folgen. Die Berlinale hat in der Sektion Special in diesem Jahr mit überraschend vielen Kammerspielen geglänzt, und auch mit AGAINST THE ICE bekommen wir eine gewisse Form davon präsentiert – nur beschränkt sich dieses Kammerspiel nur teilweise auf einen einzigen Raum.
Kalte Einsamkeit
Ähnlich wie in PEAKS AND VALLEYS wird hier die Mentalität zweier Personen untersucht, die eigentlich nur wenig zusammenpassen und dennoch zwangsweise aufeinander angewiesen sind. Dabei konzentriert sich der Film lange Zeit auf die körperlichen Herausforderungen, die eine solche Reise mit sich bringen, wendet sich jedoch im weiteren Verlauf auch zunehmend der psychischen Stärke der Figuren zu und deckt damit die gesamte Bandbreite des Erzählvolumens ab. Entgegen einem normalen Kammerspiel setzt AGAINST THE ICE jedoch nicht auf perfekt ausgefeilte Dialoge, sondern eher auf seine Bildkraft. Tatsächlich sind viele Gespräche eher dünn und oberflächlich gehalten, was jedoch nur bedingt unpassend ist, da wir einen angenehmen Ausgleich durch beeindruckende Landschafts- und Szenenbilder bekommen. Besonders nennenswert ist hierbei eine Szene, die sehr an THE REVENANT – DER RÜCKKEHRER erinnert und im Grunde sogar fast noch besser aussieht. Leider jedoch endet die Szene viel zu schnell.
Im Grunde kann man dem Film nur wenig Negatives anlasten, denn das Zusammenspiel aus realer Vorlage und filmischer Adaption ist weitestgehend überraschend gut geglückt, was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass Netflix nur selten Kosten scheut. Beide Hauptdarsteller haben ihren Job recht ordentlich gemacht, und gerade Joe Cole hat eine wirklich sympathische Schauspielleistung gezeigt. Da das Ganze in bitterer Kälte spielt, ist den beiden zudem auch nicht zu verdenken, dass ihre Mimik teilweise recht kühl erscheint. In Unkenntnis der Buchvorlage wirkt es zudem ein wenig absurd, welch psychischen Abdriftungen wir im Verlauf der Handlung präsentiert bekommen und welche einfallslose Trostlosigkeit die beiden Protagonisten später im Film zeigen. Statt Robinson Crusoe sehen wir eher die heutige Jugend, die ohne ein Handy in der Hand zumeist recht ratlos daherkommt.
Fazit
AGAINST THE ICE ist ein netter, abendfüllender Spielfilm, der durchaus einige wirklich starke Szenen aufzuweisen hat, im Grunde aber nicht vor Innovation strotzt. Vor allem in der Bildgestaltung und in der digitalen Umsetzung kann der Film punkten und bietet uns obendrein noch ein paar sehr süße Schlittenhunde, die die Kälte im Kinosaal mit ein wenig herzergreifender Wärme durchbrechen. Neben dem vollkommen solide agierenden Hauptdarstellerduo ergänzt Charles Dance den Cast mal wieder wunderbar mit einer Rolle, die ein wenig an einen Antagonisten angelehnt ist, aber bei der die Definition letztlich nur lückenhaft zutrifft. Für einen kalten Abend mit einem heißen Kakao in der Hand und einer warmen Decke an der Seite lohnt sich ein Blick in diesen Film auf alle Fälle.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Als Däne scheint Nikolaj Coster-Waldau besonders gerne von kalten Filmszenarien angezogen zu werden. Nachdem er bereits in GAME OF THRONES gegen den totbringenden Winter ankämpfen musste, stellt sich der sympathische Schauspieler schon wieder einem Überlebenskampf gegen das Eis und die Zeit. Mit AGAINST THE ICE, bei dem er erstmalig auch als Drehbuchautor tätig war, liefern uns Coster-Waldau und Regisseur Peter Flinth eine aufregende Abenteuerreise in die lebenswidrigsten Regionen Grönlands, die zwar nicht gerade mit innovativen Filmideen protzen kann, aber dennoch recht gut anschaubar ist. Arktische Reisen folgen oft dem Prinzip: Kennst du einen, kennst du alle. Auch dieser Film ist da nicht auszunehmen. Dennoch zählt das Werk definitiv zu den besseren Netflix Produktionen, da das überdimensionierte Kammerspiel immer wieder kleine Überraschungen anzubieten hat und die beiden Hauptdarsteller wunderbar miteinander harmonieren, auch wenn die Dialoge nicht gerade intellektuell tiefgreifend sind.
Wie hat Dir der Film gefallen?
GAME OF THRONES made him famous, but Nikolaj Coster-Waldau has long since ceased to be an unknown actor on the international film scene. Even before the epic fantasy series, the Dane could be seen in international works such as BLACK HAWK DOWN and ENIGMA – DAS GEHEIMNIS. Most recently we saw him as Max Isaksen in SUICIDE TOURIST and as Carsten in DINNER FOR TWO, but in the meantime he also seems to want to discover new realms of film production, which is why he has now been involved in the production of several films. One of them is this year’s Oscar®-nominated FLEE, whose release date is still unknown in this country. For AGAINST THE ICE, which premiered in the Special Gala section at the 72nd Berlinale and will launch directly on Netflix, the 51-year-old also serves as producer and screenwriter in addition to his lead role.
Here’s what it’s all about…
Ejnar Mikkelsen is a Danish polar explorer who undertakes a journey to Greenland in 1911, not for the first time. He is well aware of the adverse living conditions, but his spirit of discovery is greater than he is afraid of this force of nature. The claim of a successful expedition is all the greater, as it would enable him to prove that Greenland is a single island and thus the USA cannot lay claim to parts of the country. But his journey threatens to fail when the crew’s ship becomes unseaworthy. Nevertheless, Captain Mikkelsen wants to fulfill his mission and, together with a machinist, sets out on the long journey through the ice to recover the necessary evidence that previous expeditions have collected. The journey eventually becomes a struggle for survival against the ice and patience.
Review
The title as well as the film cover of AGAINST THE ICE already basically tell us everything we need to know about the film. In a little over an hour and a half of excitement, we see a historical adventure based on an entirely expected story. As expected, we see an expedition in which some things go violently wrong and which eventually turns into a fight for survival. Thus, the film follows patterns that we have partly seen in previous Netflix productions such as THE MIDNIGHT SKY. At the same time, however, the story is based on a true event. The protagonist played here, in whose role Nikolaj Coster-Waldau slips, lived from 1880 to 1971 and took on corresponding polar explorations. He recorded the journey described here in his book Farlig Tomandsfærd (Two Against the Ice) from 1955, which Coster-Waldau came across rather by chance and eventually adapted.
The plot is narrated in an erratic manner, which is, however, clearly recognizable. We are regularly shown the days of the expedition that have already passed, so that the audience gets a sense of what the physical and mental condition of the protagonists are like at any given moment, and is also constantly aware of the mission’s chances of success itself. Basically, the film could be described as the ice cream version of MAX MAX: FURY ROAD, because there are already a surprising number of parallels. While the beginnings of the story still take place in a collective of the entire ship’s crew, the scenario changes quite quickly, so that we only follow Coster-Waldau and his co-star Joe Cole for most of the entire running time. The Berlinale has shined in the Special section this year with a surprising number of chamber dramas, and with AGAINST THE ICE we are also presented with some form of one – only this chamber drama is only partially confined to a single room.
Cold Loneliness
Similar to PEAKS AND VALLEYS, this film examines the mentality of two people who actually have little in common and yet are compulsively dependent on each other. For a long time, the film focuses on the physical challenges of such a journey, but as it progresses, it also increasingly turns to the psychological strength of the characters, thus covering the entire range of narrative volume. Unlike a normal chamber drama, however, AGAINST THE ICE does not rely on perfectly polished dialogue, but rather on its visual power. In fact, many conversations are kept rather thin and superficial, but this is only partly inappropriate, as we get a pleasant compensation by impressive landscape and scenery images. Particularly noteworthy here is a scene that is very reminiscent of THE REVENANT and actually looks almost better. Unfortunately, however, the scene ends far too quickly.
Basically, the film can only be accused of a few negatives, because the interplay between the real-life original and the cinematic adaptation is surprisingly successful, which is probably not least due to the fact that Netflix rarely spares costs. Both main actors did their jobs quite well, and Joe Cole in particular showed a really likeable acting performance. Since the whole thing takes place in bitter cold, it’s also not to blame the two that their facial expressions seem quite chilly at times. Ignorant of the book, it also seems a bit absurd what psychological drifts we are presented with in the course of the plot and what unimaginative desolation the two protagonists show later in the film. Instead of Robinson Crusoe, we rather see today’s youth, which mostly comes across quite clueless without a cell phone in hand.
Conclusion
AGAINST THE ICE is a nice, full-length feature film that definitely has some really strong scenes to show, but is basically not brimming with innovation. The film can score especially in the image design and in the digital realization, and on top of that it offers us some very cute sled dogs that break the coldness in the cinema hall with some heart touching warmth. In addition to the perfectly solid acting lead duo, Charles Dance once again wonderfully complements the cast with a role that leans a bit towards an antagonist, but where the definition ultimately only sketchily applies. For a cold evening with a hot cocoa in hand and a warm blanket by your side, this film is definitely worth a look.
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Originaltitel | Against the Ice |
Streaming – Release | 02.03.2022 |
Berlinale – Release | 15.02.2022 |
Berlinale – Sektion | Special Gala |
Länge | ca. 102 Minuten |
Produktionsland | Island | Dänemark |
Genre | Abenteuer | Drama | Historie |
Verleih | Netflix |
FSK | unbekannt |
Regie | Peter Flinth |
Drehbuch | Nikolaj Coster-Waldau | Joe Derrick | Ejnar Mikkelsen (Vorlage) |
Produzierende | Peter Flinth | Nikolaj Coster-Waldau | Agnes Johansen | Baltasar Kormákur | Magnús Viðar Sigurðsson | Jasmin Torbati |
Musik | Volker Bertelmann |
Kamera | Torben Forsberg |
Schnitt | Morten Højbjerg |
Besetzung | Rolle |
Nikolaj Coster-Waldau | Ejnar Mikkelsen |
Joe Cole | Iver Iversen |
Þorsteinn Bachmann | Amdrup |
Charles Dance | Neergaard |
Lin Gallagher | Stimme |
Gísli Örn Garðsson | Jörgensen |
Nick Jameson | Holm |
Diarmaid Murtagh | Poulsen |
Sam Redford | Laub |
Heida Reed | Naja |
Ed Speleers | Bessel |
Frankie Wilson | Unger |
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