Originaltitel: Hors Normes
Kinostart: 05.12.2019

FSK 6 ©FSK

Länge: ca. 115 Minuten
Produktionsland: Frankreich
Regie: Eric Toledano | Olivier Nakache
Schauspieler: Vincent Cassel | Reda Kateb | Hélène Vincent
Genre: Drama
Verleih: Prokino Filmverleih

Alles außer gewöhnlich ©2019 PROKINO Filmverleih GmbH

Stéphan Benhamo und Daoud Tatou sind zwei äußerst normale Menschen, die eine wesentliche Eigenschaft vereint: Sie beide haben ein großes Herz für autistische Kinder und daher eine Ferienkolonie gegründet, in der man sich um sie kümmert. Die beiden Regisseure Eric Toledano und Olivier Nakache haben eben jenes Feriencamp einmal als Betreuer begleitet gehabt und sind aus persönlich, familiären Gründen vor einigen Jahren wieder auf den dort praktizierenden Verein aufmerksam geworden. Voller Bewunderung der dort geleisteten Arbeit, haben die Beiden also den Drang entwickelt, diese menschliche Arbeit der Welt zu zeigen.

Die beiden Koloniegründer lieferten somit das Vorbild für Bruno (Vincent Cassel) und Malik (Reda Kateb), die beide in Einrichtungen für autistisch veranlagte Jugendliche arbeiten. Ihre Aufgabe ist es, ihnen eine Art zu Hause zu bieten, sie zu umsorgen und ihnen ein schönes Leben zu bereiten. Doch das ist nicht immer leicht, denn vor allem das Umfeld der Jugendlichen kann häufig mit der Situation nicht umgehen. Auch die neuen Aushilfen müssen erst lernen mit den besonderen Umständen klar zu kommen.

Autismus als gesellschaftliche Unschicklichkeit

Mit ALLES AUẞER GEWÖHNLICH haben die Macher es geschafft, eine wichtige Problematik, nicht nur der französischen Gesellschaft, darzustellen. Ob dies nun gut oder schlecht gelungen ist, darüber kann man streiten, doch in jedem Fall erwartet den Zuschauer eine warmherzige und liebevolle Darstellung eines wichtigen Themas. Leider jedoch liegt nicht der ganze Fokus auf eben jener Story, denn drumherum wurde überflüssigerweise auch noch eine Liebesgeschichte gesponnen. Diese hat keine wirkliche Notwendigkeit für die Geschichte und wirkt daher eher wie eine Fillerhandlung.

Alles außer gewöhnlich ©2019 PROKINO Filmverleih GmbH

Während anfangs der rote Faden noch fast völlig fehlt, entwickelt sich nach und nach ein spannungsgeladenes Geschehen, welches sich nah an die Dramatik von SYSTEMSPRENGER anschmiegt. Wieder einmal wird gezeigt, wie sowohl Betreuer, Familie als auch staatliche Behörden an ihre Grenzen geführt werden. Diesmal jedoch mit einem größeren Fokus auf das Gesamtschicksal einer ganzen Einrichtung. Während zwar nicht viele sonderliche Aufreger auf den Zuschauer warten, ebenso wenig wie besondere Bilder oder überschwänglicher Musikeinsatz, ist das Geschehen auf der Leinwand dennoch kaum fassbar. Trotz eben jener Einfachheit bleibt einem der Mund schier offen stehen vor Verblüffung.

Ein wichtiger Film in klassisch französischer Manier

Am meisten wird ALLES AUẞER GEWÖHNLICH wohl von den Schauspielern getragen. Dass Vincent Cassel ein überragender Darsteller ist, dürfte wohl kein Geheimnis sein, doch vor allem die vielen Nebendarsteller sorgten für den letztendlichen Charme. Überragend sind natürlich die vielen autistisch veranlagten Jugendlichen. Diese Eigenheiten wurden jedoch nicht nur gespielt sondern beruhen auf deren tatsächlicher Persönlichkeit. Für den Film wurden Kinder aus dem Verein “Turbulences” genommen. Gemeinsam wurde eine Theaterwerkstatt gegründet und diejenigen, die Spaß an dieser Arbeit hatten, bekamen auch die Möglichkeit Teil dieser Produktion zu werden.

Alles außer gewöhnlich ©2019 PROKINO Filmverleih GmbH

Doch so richtig weiß der Film bis zum Schluss nicht was er will. Mit einer etwas klareren Linie, wäre durchaus auch ein viel größerer Erfolg für ALLES AUẞER GEWÖHNLICH möglich gewesen. Vor allem die vielen Orts- und Protagonistenwechsel stiften immer wieder ordentlich Verwirrung. Auch wird nie so recht klar, ob es sich um eine dokumentarische Erzählung handelt oder eine fiktive Zusammenstellung realer Grundlagen. Der Abspann zeigt Bilder der realen Vorbilder, doch scheint das Werk weiterhin nur dem zu dienen, die Aufmerksamkeit auf ein großes Gesellschaftsproblem zu richten.
Lobenswerterweise unterstützt der Film offenbar den guten Zweck und spendet 5% der Einnahmen. Leider sind hierzu jedoch keine weiteren Quellen auffindbar außer ein kurzer Satz im Abspann.