Anora |
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Veröffentlichung: 2024-10-14Genre: LiebesfilmLänge: 139 minutenBudget: $ 6,000,000 | |
ÜbersichtDie selbstbewusste Anora, eine junge Stripperin aus Brooklyn, erhält die Chance auf einen Ausstieg, als sie Ivan, den Sohn eines Oligarchen, kennenlernt und ihn kurze Zeit später spontan in Las Vegas heiratet. Als die Nachricht Russland erreicht, ist ihr Traum von einer besseren Zukunft jedoch in Gefahr: Ivans Eltern reisen nach New York, um die Ehe zu annullieren. Quelle: www.themoviedb.org |
Rezension
Nicht zufällig zitiert und revidiert Sean Baker in seinem furiosen Gewinner Cannes Palm D‘Or eine aus PRETTY WOMAN bekannte Szene, in der die materialistische Misogynie und der kapitalistische Konservativismus der Kult-Comedy kulminieren. Stripperin Ani – eigentlich Anora – (Mikey Madison) nennt dem quirligen Sohn eines russischen Oligarchen, der sie für eine Woche buchen möchte, ihren Preis. Statt sie wie Richard Geres Charakter in Gary Marshalls Komödie auf eine respektlose Rate runterzuhandeln, nimmt Vanya (Mark Eydelshteyn) an.
Die sich zwischen Lap Dances under Private Sessions entzündende Romanze zwischen dem überdrehten, überreichen Rich Kid und der fast gleichaltrigen Sexworkerin katapultiert ein in Instagram Ikonographie eingefangener Spontan-Trip nach Las Vegas vor einen der dort rund um die Uhr offenen Traualtare. Doch wo reaktionäre RomComs aufhören würden, fängt der Regisseur und Drehbuchautor erst an. Nach den zwei Wochen, die eine gehässige Club-Kollegin Anis Jackpot-Ehe gibt, erscheint Vanyas Patneonkel Toros (famos: Karren Karagulian) mit zwei Schlägern.
Doch selbst der finster aussehende Garnick (Vache Tovmaysan) und der jüngere Igor (Yura Borisov) sind keine Schurkenkarikaturen, sondern selbst unangenehm berührt von ihrer Mission, die junge Ehe annullieren zu lassen. Die Schnitzeljagd-Suche der Vier nach Anis in Panik geflohenen Gatten führt zu ebenso amüsanten wie anrührenden Einblicken in die Psyche jener Menschen, die auf der Leinwand und im Leben sonst nur Statisten oder Stereotypen sind. Eine anarchische Antithese zu reaktionären Ressentiments von unerwarteter emotionaler Wucht.
Fazit
Der titelgebende (bürgerliche) Name der von Mikey Madison mit unbändigem Charme verkörperten Heldin impliziert den dramaturgischen Blick hinter die Fassade kapitalistischer Klischees und materialistischen Moralismus. In Tradition seines Oevres inszeniert Sean Baker Sexarbeit und die Menschen, die sie ausüben, mit Würde und Respekt. Diese progressive Perspektive ist in Zeiten aggressiver Kriminalisierung und Stigmatisierung von Sexwork ebenso bedeutend wie bewegend. Humor und Humanismus verschmelzen zu einer turbulenten Tour de Force über den chaotischen Kampf um Glück.
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Originaltitel | Anora |
Kinostart | 14.10.2024 |
Länge: | 139 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Liebesfilm | Komödie | Drama |
Regie | Sean Baker |
Executive Producer | Ken Meyer | Milan Popelka | Clay Pecorin | Glen Basner | Alison Cohen |
Producer | Alex Coco | Sean Baker | Samantha Quan | Elizabeth Siegal |
Kamera | Drew Daniels |
Visual Effects | Béla Klingl | Árpád Koós |
Cast | Mikey Madison, Марк Эйдельштейн, Юрий Борисов, Karren Karagulian, Vache Tovmasyan, Luna Sofía Miranda, Lindsey Normington, Дарья Екамасова, Алексей Серебряков, Anton Bitter, Ivy Wolk, Vlad Mamai, Maria Tichinskaya, Paul Weissman, Emily Weider, Vincent Radwinsky, Brittney Rodriguez, Sophia Carnabuci, Ella Rubin, Ross Brodar |
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