Amerika 1955. Der Kriegsfotograf Augie Steenbeck (Jason Schwartzman) hängt mit seinem Sohn Woodrow (Jake Ryan) und seinen drei Töchtern in dem entlegenen Wüstenkaff Asteroid City fest. Sie warten darauf, dass Ihr Großvater Stanley Zak (Tom Hanks) sie abholt. Da zeitgleich der Junior-Stargazer-Kongress stattfindet, nehmen sie kurzerhand daran teil und Augie freundet sich schnell mit der Schauspielerin Midge Campbell (Scarlett Johansson) an. Aber die Festlichkeiten werden von einem Alien unterbrochen, das den namensgebenden Asteroiden der Stadt entwendet und damit verschwindet. Prompt verhängt General Gibson (Jeffrey Wright) eine Quarantäne über die Stadt und die unfreiwilligen Gäste müssen lernen, miteinander umgehen zu können.
Review
Mit ASTEROID CITY entführt der Regisseur Wes Anderson das Publikum in eine Welt, die besonders durch den schrägen Humor, das skurrile Setting und den starken Cast auffällt. Gleichzeitig wirkt das Set jederzeit gewollt künstlich und wie aus einem Film der 50er-Jahre, was nicht zuletzt daran liegt, dass es sich bei ASTEROID CITY im Film selbst um ein Theaterstück handelt.
Ein fast schon irritierender Humor
Im Film kommt es immer wieder zu skurrilen Szenen, die die Dialoge unterbrechen. Sei es ein Atomtest in der Nähe, oder eine immer wiederkehrende Verfolgungsjagd. Diese Szenen wirken auf den ersten Moment etwas irritierend, können aber den Zuschauenden immer wieder herzliche Lacher entlocken und bringen eine angenehme Entspannung in das verrückte Szenario. Gleichzeitig gibt es auch andere komödiantische Elemente, die sich unter anderem in den Dialogen verstecken. Auch hier kann ein Großteil der Witze Lacher erzeugen, aber manche Sketche wollen bei dem Publikum einfach nicht zünden. Die langweiligen Witze wiederholt der Film leider zu oft, wodurch bei der Wiederholung eine gewisse Trägheit auftreten kann.
Das Alien von ASTEROID CITY sorgt nicht nur für Lacher, sondern schafft es auch, sich mit seiner goldigen Art in unsere Herzen zu schließen. Gleichzeitig bleibt das Alien nicht nur aufgrund seiner schönen Gestaltung in Erinnerung, sondern weil seine Landung auf der Erde so ziemlich das einzige Event ist, was die Handlung vorantreibt. Wes Anderson hat bei dem Alien einerseits auf eine hochwertige und süße Stop-Motion-Figur und andererseits auf Jeff Goldblum im Kostüm gesetzt. Beides ist jedes Mal als solches erkennbar, was aber so gewollt ist, um das Gefühl des Künstlichen aufrecht zu erhalten.
Wie Kino/Theater in den 50ern
Um die Illusion eines Theaterstücks zu wahren, setzt ASTEROID CITY auf ein künstliches Setdesign. Die Berge sind klar als angefertigte Kulisse erkennbar, bereits erwähnte Atompilze wirken wie gezeichnet und Tiere sind Stop-Motion. Durch diesen künstlichen und fast plastischen Look erzeugt der Film ein nostalgisches Gefühl und erinnert an die Kulissen der Filme der 50er-Jahre. Dieser Glanz hat jedoch seinen Preis, denn bei dem Publikum kommt es so zum Uncanny-Valley-Effekt und es wird sich erneut bewusst, dass es in die Rolle eines Theaterpublikums gedrängt werden soll.
Dies wird auch durch die filmischen Pausen zwischen den drei Akten deutlich. Das Geschehen zwischen diesen wird von Bryan Cranston als Erzähler untermalt und zeigt Edward Norton als gedankenverlorenen Autoren des Stücks, oder Adrien Brody als Theaterregisseur, der aus seinen Schauspielenden immer noch ein wenig mehr herausholen will. Die Szenen überzeugen zwar durch genannte Schauspieler, die eine großartige Performance ablegen, aber ihre Szenen können für die Rezipienten irritierend wirken und die Handlung stören.
Halb Hollywood als Cast
Der Cast von ASTEROID CITY ist eine Wucht und besteht aus allerlei bekannten Gesichtern aus Hollywood. Dadurch entsteht nie das Gefühl, als ob irgendwer jemanden anderen gegen die Wand spielt. Vielmehr ist es ein Miteinander, in dem sich das Publikum selbst aussuchen kann, wen es als seinen Favoriten auswählt. Hierbei muss jedoch betont werden, dass Steve Carell als Hotelbesitzer doch am Meisten in Erinnerung bleibt. Er spielt mit einem Charme und einer Ausdruckskraft, die uns immer wieder an die Kultserie THE OFFICE erinnert.
Das bunte Treiben der Menschen wird immer wieder von stimmiger Musik untermalt, die den Film nicht nur passend ergänzt, sondern die Zuschauenden auch zum Kopfnicken animieren kann. Abseits davon ist der Soundtrack von ASTEROID CITY nichts Besonderes, besteht aus nur wenigen Klängen und wird fast schon zu sparsam eingesetzt. Es wird den Rezipienten nicht einmal die Gelegenheit gegeben, in den Soundtrack versinken zu können.
Die Suche nach der Story
Die größte Schwäche von ASTEROID CITY besteht wohl darin, dass der Film keine wirkliche Story hat. Es gibt zwar einzelne Aneinanderreihungen von Ereignissen und Charaktere, die sich neu kennen lernen, aber es wirkt eher, als ob Wes Anderson einen Episodenfilm ohne die Grenze zwischen den Episoden gedreht hätte. Zudem gibt es kaum eine Charakterentwicklung, es passiert wenig und erst das Alien schafft mit seiner Landung in dem kleinen Ort ein ansatzweises Vorantreiben der Handlung. Doch abseits des Aliens gibt es kein größeres Ziel.
Das versucht der Film zwar mit den Charakteren und Dialogen zu kaschieren, jedoch gibt es vereinzelt Personengruppen, mit denen das Publikum einfach nicht richtig warm werden will. Gerade die Grundschulklasse kann fast schon nervtötend sein, da bei dieser immer wieder derselbe Witz viel zu lange ausgespielt wird, bis wir endlich von der nächsten Szene erlöst werden. Das sorgt dafür, dass der Film sich trotz Lauflänge von 106 Minuten vereinzelt zieht.
Fazit
ASTEROID CITY ist wahrlich nicht Wes Andersons bester Film, bietet aber trotzdem eine skurrile und abwechslungsreiche Unterhaltung. Zwar fehlt es an einer zusammenhängenden Handlung und einer nennenswerten Charakterentwicklung, aber der Film kann die Schwächen größtenteils durch die bizarre Landschaft und den großartigen Humor wett machen. ASTEROID CITY ist jedoch kein Film, der zu erneuten Sichtungen einlädt. Das Publikum erkennt jedes Detail schon bei der ersten Sichtung und hat nichts neues zu entdecken.
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Originaltitel | Asteroid City |
Kinostart | 8.6.2023 |
Länge: | 105 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Komödie | Drama |
Regie | Wes Anderson |
Executive Producer | Christoph Fisser | Henning Molfenter | Roman Coppola | Charlie Woebcken |
Producer | Jeremy Dawson | Steven M. Rales | Wes Anderson | John Peet | Octavia Peissel |
Kamera | Robert D. Yeoman | Tristan Oliver |
Visual Effects | Franz Brandstaetter | Jonathan Cheetham | Mark Holman Harris | Lev Kolobov | Tim Ledbury | Anthony Lyant | Cale Pugh | Llyr Williams |
Musik | Alexandre Desplat |
Cast | Jason Schwartzman, Scarlett Johansson, Tom Hanks, Jeffrey Wright, Tilda Swinton, Bryan Cranston, Edward Norton, Adrien Brody, Liev Schreiber, Hope Davis, Steve Park, Rupert Friend, Maya Hawke, Steve Carell, Matt Dillon, Willem Dafoe, Tony Revolori, Jake Ryan, Grace Edwards, Aristou Meehan |
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