Am fünften Tag der diesjährigen Berlinale sorgt ein kontroverser Redebeitrag für einen politischen Eklat und zieht nun die Aufmerksamkeit des Staatsschutzes auf sich. Aber es war noch viel mehr los – hier alles Wichtige zusammengefasst.

Der Berlinale-Jurypräsident Todd Haynes sprach im Berliner Theater Hebbel am Ufer über seine filmische Entwicklung. Besonders bemerkenswert: Seine Reflexion über den verbotenen Film SUPERSTAR: THE KAREN CARPENTER STORY. „Natürlich wurde der Film letztendlich verboten und ist bis heute verboten, weil wir keine Genehmigungen dafür bekommen haben. Dass Mattel Patente auf die Barbie-Körperteile besitzt, um zu beweisen, dass sie Barbies Körper besitzen, war eine absurde Erkenntnis“, erklärte Haynes, wie das Branchenmagazin Deadline zitiert. Er hob zudem seine kreative Partnerschaft mit Mark Ruffalo hervor, die seine Karriere nachhaltig beeinflusst hat. Regisseurin Mary Bronstein präsentierte mit IF I HAD LEGS I’D KICK YOU ein Werk, das sich zwischen Komödie und tragischer Reflexion bewegt. „Das Grundthema ist: Es ist nicht dein Fehler. Menschen helfen sich gegenseitig, aber am Ende hilft keiner keinem“, erläuterte Bronstein das Konzept des Films.

75. Berlinale Rose Byrne

© Riecks Filmkritiken & Co.

Hauptdarstellerin Rose Byrne betonte die intensive Vorbereitung: „Wir hatten eine außergewöhnlich lange Probenzeit. Zwei Monate lang haben wir uns nur über das Drehbuch und unsere persönlichen Erfahrungen ausgetauscht. Das war ein Geschenk.“ Noch hat IF I HAD LEGS I’D KICK YOU keinen deutschen Kinostart. Vivian Qu, Regisseurin des chinesischen Films XIANG FEI DE NV HAI mit dem internationalen Titel GIRLS ON WIRE, berichtete unterdessen über die Suche nach den passenden Schauspielerinnen für ihr Drama über Teenager-Schwangerschaft und Drogenentzug. „Ich suchte nach einer Schauspielerin, die Zerbrechlichkeit, Stärke und Rebellion vereint. Sie musste gleichzeitig unabhängig, aber auch warmherzig sein“, so Qu. Hauptdarstellerin Wen Qi sprach über ihre herausfordernde Rolle: „Die größte Schwierigkeit war, die tragische Natur meiner Figur und ihre Sehnsucht nach Familie zu verstehen. Vivian gab mir viel Freiheit, um den Charakter selbst zu entdecken.“

Regisseur Frédéric Hambalek sprach außerdem über die Grundidee seines Films WAS MARIELLE WEIß mit Kinostart am 17. April 2025, der sich mit der Frage auseinandersetzt, was Privatsphäre innerhalb einer Familie bedeutet. „Was würde passieren, wenn sich die Dynamik der Überwachung umkehrt?“, fragte er. Felix Kramer, einer der Hauptdarsteller, reflektierte über die gesellschaftlichen Implikationen des Films: „Wir leben in einer Welt, in der alles bewertet wird.  Der Film treibt diese Thematik auf die Spitze.“ Schauspielerin Laeni Geiseler ergänzte: „Felix und Julia Jentsch waren nicht nur schauspielerische, sondern auch menschliche Vorbilder für mich.“ Außerdem haben wir die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, zur Bedeutung der Berlinale befragt: „Es ist nicht nur das größte Filmfestival in Deutschland, sondern das größte Publikumsfilmfestival der Welt. Wir erleben gerade einen Neuanfang, der uns in die Champions League der Festivals zurückführt.“

 

Angesprochen auf mögliche Kürzungen im Kulturbereich, stellte sie klar: „Mein Haushalt wurde nicht gekürzt, ich konnte sogar zwei Millionen Euro zusätzlich für die Berlinale bereitstellen.“ Des Weiteren überschattet eine politische Kontroverse den Berlinale-Tag: Nach einer Veranstaltung in der Urania, bei der von einem Völkermord gegen die Palästinenser die Rede war, ermittelt nun der Staatsschutz des Landeskriminalamts. Tricia Tuttle, Intendantin des Filmfestivals, ließ daraufhin mitteilen, dass sie den Vorfall bedaure. „Wir haben unsere Gäste im Vorfeld darauf hingewiesen, welche politischen Äußerungen besonders sensibel und welche möglicherweise strafbar sind.“