Rezension
Senkt sich die Sonne über der Acatama-Wüste, beginnt für Pacífico (Francisco Melo) ein noch gefährlicherer Teil seiner Arbeit. Nachts schürft er illegal in einer stillgelegten Mine, wovon kaum einer weiß. Abgesehen von seiner Tochter Carola (Katalina Sánchez) mit der er in einem abgeschiedenen Häuschen lebt. Als Pacífico sich bei einer nächtlichen Konfrontation verletzt, muss sie die Rolle ihres Vaters und das Kommando über die Männer übernehmen, die mit ihnen tagsüber nach Gold- und Kupferadern schürfen und die einer jungen selbstbewussten Frau in ihrer traditionsreichen Profession alles andere als offen gegenüberstehen.
Schürfen an rauer Oberfläche
An die wortlose Wucht, mit der die weiten Drohnenaufnahmen Juan Francisco Oleas gemächlichen Neo-Westerns die Wüstenlandschaft als eigenen Akteur einfangen, reichen weder die Geschichte noch die einzelnen Figuren des kleinen Ensembles heran. Von narrativen Ausschweifungen weitgehend entschlackt, ist das nach einer weiblichen Perspektive suchende Westerndrama zwar auf seine Protagonistin fokussiert, bleibt in seinen Entwicklungen und Eskalationsstufen aber weitgehend berechenbar. Konflikte wie jene zwischen den konkurrierenden Bergleuten oder den Minenarbeitern und der jungen Protagonistin bergen aufwühlendes Potential, im Schürfen danach ist der Film oft so erfolgreich wie die Bergleute nach den seltenen Mineralen: nur mäßig.

Bitter Gold @2025, jip film & verleih
Viele der Bergleute charakterisieren sich ähnlich vage wie ihre von kapitalistischen und kolonialen Mechanismen geprägte Lebensrealität, die anstatt auf dokumentarische Nähe und authentische Tiefe eher auf Westernschemen zurückgreift. BITTER GOLD stellt sich patriarchalen und mythologischen Erzählmustern zwar auch entgegen, wie jenen von den Minen, die seit Jahrhunderten als weiblich gelten und deshalb nur von Männern betreten werden dürfen, tut es aber selten mit der Kraft, jene Erzählmuster vollständig zu überwinden oder wirkungsvoll umzustoßen.
Auf kleinen und auf holprigen Pfaden
Dafür wirkt Carola sowie wie ihre Geschichte ein wenig zu durchschaubar, ihre Figur, wenngleich sie nach der Verletzung ihres Vaters durch einen ehemaligen Mitarbeiter deutlich ins Zentrum des Geschehens rückt, eher schematisch, stellenweise widersprüchlich naiv. Coming of Age-Elemente vertiefen allen voran das Zusammenspiel von Vater und Tochter, sind in der Kürze der Laufzeit von nicht einmal anderthalb Stunden aber nur flüchtig ausgearbeitet. Immerhin mehr als viele der Minenarbeiter, die zwischen Floskeln und Statistenrolle nur eine Ahnung auf tieferliegende Charakterzüge zulassen.

Bitter Gold @2025, jip film & verleih
BITTER GOLD versucht, die inneren und äußeren Kämpfen seiner Hauptfigur, deren Sehnsüchte und angekratzte Gefühlsgefüge aufzuspüren, die Enge seines Settings hingegen, die Körperlichkeit und kulturelle, gegenwärtige und globale Bedeutung des Schauplatzes und der Arbeit entfalten selten ihre Wirkung. Licht und Schatten durchziehen das geerdete und unaufgeregte Drama somit nicht nur als gelegentliches Spannungsmittel, sondern auch inhaltlich und konzeptionell. Am Wüstenboden verbleiben Motive und Einfälle, einige davon unterm Sand begraben, zu erschöpft, ihren Weg nach draußen zu finden.
Fazit
Die Minen sind gleichsam Schaubild der Einengung, die die Protagonistin erfährt, als auch Ort des Begehrens und Verderbens, ohne die klaustrophobischen Facetten der Kulisse konsequent in dichte Spannung umzuwandeln. Konflikte spitzen sich zwar immer wieder zu, sind aber häufig zu flach, um wirklich zu fesseln. An vielen Stellen wirkt der entschleunigte Genrevertreter deshalb so, wie das Setting, in dem er spielt: bildkräftig, aber karg.
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| Originaltitel | Oro amargo |
| Kinostart | 8.5.2025 |
| Länge: | 83 minuten |
| Produktionsland | Chile |
| Genre: | Drama | Thriller | Western |
| Regie | Juan Francisco Olea |
| Producer | Felipe Egaña | Daniela Raviola | Francisco Hervé | Moisés Sepúlveda | Juan Bernardo González | Arturo Pereyra | Cristóbal Zapata | Virginia Bogliolo | Tom Schreiber |
| Kamera | Sergio Armstrong |
| Musik | Sofía Scheps |
| Cast | Katalina Sánchez, Francisco Melo, Michael Silva, Daniel Antivilo, Moisés Angulo, Carlos Donoso, Carla Moscatelli, Matías Catalán, Carlos Rodríguez, Anibal Vásquez, Carlos Troncoso |
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