Review Fakten + Credits


Triggerwarnung

In dem Film kommt es zu (sexueller) Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen. Diese Szenen sind zutiefst misogyn und explizit. Zwar stellt der Film dies als negativ dar, es kann aber für Menschen mit solch einer Erfahrung traumatisierend wirken.

Ebenfalls kommt in dem Film eine Person vor, die man als trans*männlich oder nichtbinär deuten kann. Gegenüber dieser Person kommt es immer wieder zu Deadnaming und Queerfeindlichkeit. Diese Szenen könnten auf selbst betroffene Menschen ebenfalls retraumatisierend wirken.

Inhalt

Der junge Iqbal (gespielt von Idan Aedan) und seine Mutter (gespielt von Nadiya Nisaa) haben eine Gabe. Sie können die Geister von Toten, aber auch Dämonen sehen. Sie nutzen ihre Fähigkeit, um heimgesuchten Menschen zu helfen. Dabei plagen Iqbal immer wieder Visionen vom Tod seiner Mutter. Als diese bei einem fehlgeschlagenen Exorzismus und den Versuch ihn zu retten, stirbt, plagen Iqbal Schuldgefühle. Er will diese Fähigkeit nicht mehr, wüscht keine Verbindung zum Okkulten und möchte mit den anderen Kindern einfach eine halbwegs sorgenfreie und spaßige Jugend durchleben. Doch durch jugendlichen Leichtsinn lässt die Gruppe einen Dämon frei, der fortan die Nachbarschaft terrorisiert. Iqbal muss eine Entscheidung treffen und sich seiner Vergangenheit stellen.

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Rezension

BLOOD FLOWER wurde im Rahmen des zehnten HARD:LINE Filmfestival gezeigt. Der Film könnte glatt als eine islamische Version der INSIDIOUS Reihe durchgehen. Zwar spielt der Islam für den Exorzismus selbst eine wichtige Rolle, wird aber nie in den Mittelpunkt gerückt oder als einzige Rettung dargestellt. Vielmehr geht es um Freundschaft, das Vertrauen in der Familie sowie eine Coming-of-Age-Geschichte, die für einen Horrorfilm überraschend gut inszeniert ist. Gerade im Vergleich zu westlichen Horrorfilmen mit Glaubensthematik ist das ein deutlicher Unterschied, da diese vermehrt wie direkte Propaganda aus dem Vatikan wirken, bei denen Gott die einzige Erlösung ist.

Eine Lehrstunde für Hollywood

BLOOD FLOWER schafft es durch den bedachten Einsatz von Suspense, also die vorahnende Spannung, eine beklemmende Atmosphäre zu erzeugen, die die Zuschauer*innen so in heutigen Horrorfilmproduktionen aus Hollywood immer mehr vermissen, da diese auf einen inflationären Gebrauch von Jumpscares setzen. Jumpscares kommen in diesem Film zwar auch vereinzelt vor, werden jedoch intelligenter eingesetzt und können anfangs selbst eingefleischten Fans des Genres einen Schrecken einjagen.

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HARD:LINE Film Festival

Die Maskerade und Kostümarbeit sind eine willkommene Abwechslung zu den Exorzismus Filmen aus Hollywood, die fast ausschließlich auf CGI-Kreaturen und -Leichen setzen. Zwar kommt in einigen Szenen CGI zum Einsatz, das klar erkennbar ist, jedoch setzt der Film hauptsächlich auf Maskeraden, die täuschend echte Wunden, Blut und dämonischen Schleim liefern. Auch der Dämon wirkt durch ein Kostüm, das durch seine markanten wurzelartigen Stellen auffällt, glaubhaft real und passt wie angegossen in das Szenario.

Coming-of-Age mit starkem Schauspiel

Idan Aedans Schuldgefühle durch den Tod der Mutter und die Konflikte mit dem Vater (gespielt von Bront Palare), der die Gabe seines Sohnes nicht versteht, sind überraschend gut inszeniert. Die Zuschauer*innen können mit Idan Aedan mitfühlen, verstehen was er gerade durchmacht und sich in seine Lage versetzen. Es entsteht eine Bindung zum Hauptcharakter. Diese Bindung wird dadurch untermauert, dass die Zuschauer*innen den Film aus seiner Perspektive sehen und somit auch die schemenhaften Gestalten und Schatten der Verstorbenen wahrnehmen können. Aber auch das Schauspiel von Idan Aedan bring einem seinen Charakter näher. Durch sein gekonntes Spiel mit Mimik und Gestik ist ihm ist sofort anzusehen, ob er gerade wütend, traurig oder glücklich ist.

Eine schwache Story mit starker Überraschung

BLOOD FLOWER bedient sich vieler bereits bekannter Horrorklischees mit teils nervigen und dummen Charakteren. Sein es Jugendliche, die mehrere Warnungen nicht wahrnehmen wollen, oder Eltern, die den Aussagen der Jugendlichen nicht glauben, obwohl sie selbst schon mit dem Übernatürlichen zu tun hatten. Abseits davon ist die Story vorhersehbar, zieht sich an einigen stellen und hat gerade in der zweiten Hälfte des Films mehrere Logiklöcher. Selbst die guten Horrorelemente können die schwache Story nicht kaschieren. Zuschauer*innen fallen die Fehler auf, wodurch mehr Fragen entstehen, als beantwortet werden.

Mit dem Charakter Ah Boy (gespielt von Arnie Shasha) gibt es eine queere Person, bei der nicht ganz klar wird, ob es sich um einen trans*Mann oder eine nichtbinäre Person handelt. Immer wieder wird Arnie Shasha von der Familie auf den Deadname gerufen und die Zuschauer*innen bekommen einen Einblick in das von Gewalt bestimmte Familienleben. Arnie Shasha schafft es, ihre Rolle durch überzeugende Leistung gerade Menschen, die selbst queer sind, glaubhaft näher zu bringen. Da ihr Charakter essenziell für die Handlung ist, wäre ein tieferer Einblick Wünschenswert gewesen. Andererseits ist es überraschend, dass ein Film aus Malaysia überhaupt queere Repräsentation hat, da LGBTQ-Inhalte in dem Land schnell zensiert und untersagt werden.

Stilisierter Negativfilm mit roter Ziffer 6Fazit

Trotz seiner Logiklücken, Schwächen der Handlung und immer mehr aufkommende Fragen, kann BLOOD FLOWER Fans des Horrorgenres durch seine Spannung für sich gewinnen. Dem Regisseur Dain Said ist die Liebe für das Genre anzumerken und die Reise in ein Horrorsetting in Malaysia, in dem es um islamische Dämonen geht, ist für Zuschauer*innen eine willkommene Abwechslung zu den katholisch geprägten Horrorfilmen aus Hollywood. Doch auch BLOOD FLOWER hat mit Klischees des Genres zu kämpfen und schafft es leider nicht, einem die erzeugte Spannung auch noch nach dem Film spüren zu lassen. Wer sich aber in einem dunklen Zimmer gruseln will, wird hier fündig und darf sich auf einen spannenden Nervenkitzel freuen.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel Harum Malam
Kinostart 6.10.2022
Länge: 102 minuten
Produktionsland Malaysia
Genre: Horror
Regie Dain Said
Executive Producer Dain Said | Dato' Yusof Haslam | Dato' Rosmarayu Mokhtar | Adeleena Lim | Syamin Yusof | Nandita Solomon
Producer Nandita Solomon
Kamera Jordan Chiam
Musik Bruno Brugnano
Cast Bront Palarae, Idan Aedan, Remy Ishak, Nadiya Nisaa, Nabila Huda, Amanda Ang, Pearlly Chua, Joey Daud, Faizal Hussein, Eriza Allya, Angelica Petra, Arnie Shasha, Airil Azimi, Danish Hakeem, Serra Kamal, Aghonderan Sahadevan, Nor Hazlin Nor Salam, Suraya Tasya, Abbas Mahmood, Iskandar Zulkarnain

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