Darum geht es

In einer regnerischen Nacht überlässt die verzweifelte So-young ihren kleinen Sohn einer Babyklappe. Von dort gerät das Kind in die Hände zweier gutherziger Ganoven, die es an eine reiche Adoptivfamilie verkaufen wollen. Als die Mutter unerwartet bei den Männern auftaucht, schlagen sie ihr ein Geschäft vor, das die Vier auf eine ungewöhnliche Reise führt.

Rezension

Zynisch betrachtete ist Hirokazu Kore-edas jüngster Beitrag zum Cannes Wettbewerb nur eine Fortsetzung zu SHOPLIFTERS, der ihm 2018 zum zweiten Mal die Goldene Palme einbrachte. Aber es ist schwer, sich nicht umgarnen zu lassen von dem sanften Drama um eine Gruppe gesellschaftlicher Randfiguren, die ein aus einer Babyklappe entwendetes Kind an Adoptiveltern zu verkaufen versuchen. Wenig überraschend entpuppen sich der verschuldete Gelegenheitsgauner Sang-hyun (Song Kang-ho) und sein junger Komplize Dong-soo (Gang Dong-won) nicht als skrupellose Menschenhändler, sondern fürsorgliche Ersatzeltern, die mit der ihre Entscheidung anzweifelnden Mutter So-young (Lee Ji-eun) nach der bestmöglichen Pflegefamilie suchen.

Die Patchwork-Familie, die sich ergänzt durch den aus einem Waisenhaus entwichenen Hae-jin bildet, ist gleich der kriminellen Truppe aus SHOPFLIFTERS ein egalitärer Gegenentwurf zum konventionellen Konzept familiärer Funktionalität. Die aus dieser Figurenkonstellation sprechende Progressivität stellt das durch die Polizistinnen Su-jin (Doona Bae) und Lee (Lee Joo-young) in Gang gehaltene Road Movie allerdings an anderer Stelle untergraben. Die mehr sozialidealistische als -realistische Handlung schrammt an konservativen Klischees wie dem, dass jede Frau Muttergefühle habe und das Kind wolle. Die stärksten Szenen der warmherzigen Tragikomödie sind die, in denen der japanische Regisseur über den Rand seiner rosaroten Brille blickt.

Wie hat Dir der Film gefallen? (1 Bewertungen, Durchschnitt: 10,00 von 10)

Loading...