Wenn man eine Online-Suche nach den Ursprüngen von CAPTAIN MARVEL startet, wird man schnell feststellen, dass die Heldin dieses Films nicht die erste Version der Figur war. Stattdessen stolpert man über verschiedene Figuren, die den gleichen Namen hatten und Rechtsstreitigkeiten zwischen verschiedenen Comic-Verlagen. Sicherlich haben einige von euch den Film SHAZAM! gesehen, der ebenfalls 2019 in die Kinos kam. Der titelgebende Held des Films wurde 1939 unter dem Namen Captain Marvel kreiert, damals noch bei den Verlag Fawcett Comics. Da diese Figur große Ähnlichkeiten mit Superman hatte, hat Fawcett die Rechte an der Figur verloren und die Reihe wurde bis 1972 eingestampft. In der Zwischenzeit hat Marvel Comics eine eigene Figur mit dem Namen Captain Marvel ins Leben gerufen, einen außerirdischen Kree, vom Planeten Hala. Seitdem haben immer neue Charaktere den Titel getragen, bis 2012 Carol Danvers von Ms. Marvel zu Captain Marvel wurde.
Für die Rolle hat Marvel Studios die Schauspielerin Brie Larson besetzt. Larson hat vor allem große Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als sie 2016 den Oscar® als beste Schauspielerin für ihre Rolle im Drama RAUM erhalten hat. Inszeniert wurde CAPTAIN MARVEL von dem Regisseur*innen Duo Anna Boden und Ryan Fleck, die bereits vorher in einigen Projekten zusammengearbeitet haben, wie HALF NELSON und IT’S KIND OF A FUNNY STORY. Neben Brie Larson spielen im Film noch weitere große Namen mit, wie Samuel L. Jackson, Jude Law und Ben Mendelsohn. Es handelt sich bei CAPTAIN MARVEL um den ersten Film im Marvel Cinematic Universe der eine weibliche Heldin in den Mittelpunkt der Handlung stellt.
Darum geht es…
Vers (Brie Larson) lebt auf dem Planeten Hala und ist eine Kriegerin für die Armee der Kree, der Starforce. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern ihrer Einheit ist sie damit beschäftig die Skrulls ausfindig zu machen, eine Alienrasse, die für eine Vielzahl an Anschlägen auf die Kree verantwortlich ist. Das große Problem an der Sache ist, dass es sich bei den Skrulls um Gestaltwandler handelt, die ohne Schwierigkeiten die Form anderer Lebewesen übernehmen können. So gerät Vers in einen Hinterhalt und wird von den Skrulls gefangen genommen. Die Wesen versuchen eine Information aus der Erinnerung der Kriegerin zu bekommen, und werden durch diese auf einen Planeten voller unterentwickelter Lebensformen geleitet, einen weit entfernten Planeten mit dem Namen Erde im Jahr 1995. Vers gelingt die Flucht und findet sich in einer Welt wieder, die ihr auf der einen Seite fremd ist, ihr aber auch merkwürdig vertraut vorkommt. Immer wieder kommen Erinnerungsfetzen in ihr hoch und so versucht sie ihrer Vergangenheit auf den Grund zu gehen. Unterstützung bekommt sie dabei von Nick Fury (Samuel L. Jackson), einem Agenten der Geheimorganisation S.H.I.E.L.D.
Rezension
Bei CAPTAIN MARVEL handelt es sich um den 21. Film des Marvel Cinematic Universe, und um den ersten Film des Filmuniversums, der eine Frau zur Hauptrolle macht. Dabei ist der Film alles was man von einer Superhelden Origin-Story erwartet, leider aber auch nicht mehr. Seit Jahren bekommen wir von Marvel Studios Filme präsentiert, in denen wir eine sympathische und clevere Figur begleiten, die über sich hinauswachsen muss, um ihr volles Potential zu entfachen. Kommt euch bekannt vor? Dabei haben alle Filme einen gewissen Witz und Enden in einem Finale aus Spezialeffekten. Diese Filme sind alle super inszeniert, und machen Spaß, so langsam nutzt sich diese Formel allerdings ab und CAPTAIN MARVEL ist der beste Beweis dafür.
Bevor es hier um die negativen Dinge gehen soll, erstmal ein paar positive Punkte zu CAPTAIN MARVEL. Man muss Marvel Studios lassen, dass sie immer wieder ein Händchen für die Auswahl ihrer Schauspieler*innen beweisen. Robert Downey Jr. ist der perfekte IRON MAN, sowie Chris Evans ein perfekter CAPTAIN AMERICA ist. Bisher gab es niemanden, der nicht perfekt zur Rolle des/der Held*in gepasst hat. Dieser Trend setzt sich auch bei CAPTAIN MARVEL fort. Brie Larson hat nicht umsonst einen Oscar® als beste Schauspielerin für ihre Rolle in RAUM gewonnen. So verkörpert sie auch hier perfekt die Rolle der Heldin. Leider muss man dazu erwähnen, dass die Figur selbst keine besonderen Merkmale hat, die sie von anderen Held*innen unterscheidet. Sie ist eine starke Frau, die aber auch immer mal einen Spruch auf den Lippen hat, der Archetyp einer Marvel-Figur. Ihr fehlen aber Eigenschaften, die sie aus der Masse hervorheben.
Das könnt ihr aber besser
Dasselbe gilt im Prinzip für den kompletten Film. Wenn man vorher bereits ein paar Filme des MCU gesehen hat, wird CAPTAIN MARVEL nur wenig überraschen. Es fühlt sich so an, als würden die Filme am Reißbrett entstehen und einfach nur die Schauplätze und Figuren ausgetauscht werden. Durch Filme wie GUARDIANS OF THE GALAXY hat man bereits gesehen, dass es auch anders geht, leider fehlt Marvel Studios bisher der Mut neue Wege zu gehen. Durch die vielen anderen Filme, die denselben Aufbau haben, ist man irgendwann nur noch gelangweilt von dem Geschehen auf dem Bildschirm.
Da helfen auch keine CGI-Gewitter. Sicherlich macht es Spaß bombastische Action auf einer großen Leinwand zu sehen, aber eben nur, wenn diese gut in Szene gesetzt ist. Auch wenn die Illusionen immer besser werden, bemerkt man doch den unterschied von „handgemachter“ Action und Szenen, die am Computer entstanden sind. Gerade bei einem Film des weltweit erfolgreichsten Film-Franchises sollte man erstklassige Effekte erwarten können. Wenn CAPTAIN MARVEL dann aber durch den Orbit fliegt und dabei aussieht wie eine Figur aus einem mittelmäßigen Videospiel, zerstört es vollkommen die Emersion.
Das Zeit-Dilemma
Zusätzlich versucht der Film auf der Retro-Welle zu schwimmen, die STRANGER THINGS vor ein paar Jahren mit zu verantworten hatte. Es ist schön zu sehen, wenn die Spielzeuge, die Musik, oder die Filme, die man zu der Zeit genossen hat, gewürdigt werden. Bei CAPTAIN MARVEL wurde allerdings ganz tief in die Retro-Kiste gegriffen und alles rausgeholt, was man so gefunden hat. Wir hören „Come as you are“ von Nirvana, Brie Larson trägt ein Shirt der Band Nine Inch Nails, und wir sehen einen „Space Invaders“ Pinball Automaten, aus dem Jahr 1979. Vielleicht ist das Haarspalterei, aber es wurde nicht wirklich darauf geachtet, dass zeitlich passende Requisiten verwendet werden, sondern alles Mögliche genommen, das die Zuschauer*innen ansprechen könnte. Irgendwann im Film erreicht man aber den Punkt, dass die Artefakte aus längst vergangenen Zeiten anfangen zu nerven.
Fazit
Für mich ist CAPTAIN MARVEL einer der schwächsten Filme des MCU, wenn nicht sogar der schwächste Film. Grundsätzlich bin ich ein großer Fan dieses Filmuniversums und freue mich jedes Mal wie ein kleines Kind, wenn es eine neue Geschichte aus der Welt von IRON MAN und THOR gibt, langsam hat sich die Formel aber abgenutzt. Ich hoffe sehr, dass Marvel-Studios für die nächsten Filme neue Wege bestreitet und ein paar Risiken eingeht, um interessantere Geschichten zu erzählen. Auch wenn mich dieser Film nicht überzeugt hat, freue ich mich doch darauf Brie Larson im Jahr 2023 in der Fortsetzung „THE MARVELS“ wiederzusehen.
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Originaltitel | Captain Marvel |
Kinostart | 07.03.2019 |
DVD/Blu-ray – Release | 18.07.2019 |
Länge | ca. 123 Minuten |
Produktionsland | USA | Australien |
Genre | Action | Abenteuer | Sci-Fi | Comicfilm |
Verleih | Walt Disney | Marvel |
FSK |
Regie | Anna Boden | Ryan Fleck |
Drehbuch | Anna Boden | Ryan Fleck | Geneva Robertson-Dworet | Nicole Perlman | Meg Lefauve |
Produzierende | Victoria Alonso | Louis D’Esposito | Kevin Feige | David J. Grant | Stan Lee | Jonathan Schwarz | Patricia Whitcher | Lars P. Winther |
Musik | Pinar Toprak |
Kamera | Ben Davis |
Schnitt | Debbie Berman | Elliot Graham |
Besetzung | Rolle |
Brie Larson | Carol Danvers |
Samuel L. Jackson | Nick Fury |
Ben Mendelsohn | Talos |
Jude Law | Yon-Rogg |
Annette Bening | Supreme Intelligence |
Djimon Hounsou | Korath |
Lee Pace | Ronan |
Lashana Lynch | Maria Rambeau |
Gemma Chan | Minn-Erva |
Clark Gregg | Agent Coulson |
Rune Temte | Bron-Char |
Algenis Perez Soto | Att-Lass |
Mckenna Grace | junge Carol |
Akira Akbar | Monica Rambeau |
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