Inklusion ist ein wichtiges Thema, das gesellschaftlich leider immer noch zu stiefmütterlich behandelt wird. In den letzten Jahren hat sich zwar einiges getan, wir sind aber noch weit davon entfernt, dass der Durchschnittsbürger einen Menschen mit Behinderung als normalen Mitbürger wahrnimmt. Glücklicherweise sind wir heute bereits an einem Punkt angekommen, an dem Schauspieler*innen mit Behinderungen auch im Kino stattfinden. So auch im Film CHAMPIONS von Regisseur Bobby Farrelly. In der Vergangenheit hat sich der Regisseur einen Namen mit Komödien wie VERRÜCKT NACH MARY oder ICH, BEIDE & SIE gemacht und kehrt nun mit einer weiteren Feelgood-Comedy zurück. Für die Hauptrollen des Films wurden der großartige Woody Harrelson und Kaitlin Olson besetzt, die man am ehesten aus dem Ensemble der Sitcom IT’S ALWAYS SUNNY IN PHILADELPHIA kennt. Hier erfahrt ihr, ob es Farrelly gelungen ist, ein Bewusstsein für Menschen mit Behinderungen zu schaffen, oder ob die Message verpufft.
Darum geht es:
Marcus (Woody Harrelson) hat immer von einer Karriere als Coach in der NBA geträumt. Einige fragwürdige Entscheidungen auf seinem Lebensweg haben aber dafür gesorgt, dass er in einer kleinen Liga im Hintergrund agiert. Während eines Spiels wittert er seine große Chance und will die Pläne des Chef-Trainers umwerfen, dieser weist ihn in die Schranken, worauf es zu einem Handgemenge zwischen den beiden kommt. Statt in die NBA aufzusteigen, verliert Marcus seinen Job. Er versucht seine Trauer mit Alkohol zu betäuben und gerät in einen Unfall. Wegen seiner Trunkenheit wird er zu 90 Tagen gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Er soll ein Basketballteam aus Menschen mit Behinderungen trainieren, da das Team gerade ohne Coach dasteht. Widerwillig nimmt Marcus die Strafe in Kauf und merkt schnell, dass er das Team, die „Friends”, ins Herz schließt. In ihnen stecken wahre CHAMPIONS.
Rezension:
Wie oben erwähnt, hat sich der Regisseur Bobby Farrelly einen Namen mit locker-leichten Wohlfühl-Komödien gemacht. Um dieselbe Art von Film handelt es sich auch bei CHAMPIONS. Man begleitet eine Gruppe von Außenseitern, die sich in die Herzen der Zuschauer*innen graben und eine klassische Aufstiegsgeschichte erleben. Zusätzlich begleitet man einen Coach mit Bindungsängsten, der eine Lektion über das Leben lernt. All diese bekannten Handlungselemente setzt der Film gut um. Wenn man auf der Suche nach einem Film ist, bei dem man abschalten und sich gut fühlen kann, ohne überfordert zu werden, ist man bei CHAMPIONS gut aufgehoben. Viel mehr darf man von dem Film allerdings nicht erwarten. Obwohl hier ein gutes Ziel verfolgt wird, verliert sich CHAMPIONS in Plattitüden und bleibt nicht in Erinnerung.
Dabei machen sämtliche Darsteller*innen einen guten Job. Dass Woody Harrelson ein breites Spektrum und schauspielerischem Können beherrscht, sollte allgemein bekannt sein. Spätestens in Filmen wie THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING MISSOURI hat Harrelson bewiesen, dass er sowohl Humor als auch Emotion beherrscht. In diesem Film bleibt er verhältnismäßig blass, er kann seine eindimensionale Figur leider nicht richtig mit Leben füllen. Viel interessanter sind die Schauspieler*innen, die das Team der „Friends“ bilden. Am meisten Zentrum steht dabei Johnny, der von Kevin Ianucci gespielt wird. Er ist ein Mann mit Trisomie-21 und verkörpert den Bruder von Kailin Olsons Figur. Der Schauspieler sorgt hier für einige witzige Momente, gibt uns aber auch einen Blick in seine Seele. Eine weitere sehr interessante Figur ist Darius (Joshua Felder), ebenfalls ein Teammitglied der Friends. In dem Moment, in dem Coach Marcus das Spielfeld betritt, verlässt er die Sporthalle. Er hat eine Aversion gegen Marcus, die sich im Laufe der Handlung erklärt und ihn zu einem sehr spannenden Charakter werden lässt.
Ist das noch Inklusion?
Beim Schauen ergibt sich allerdings eine Frage, durch die der lobenswerte Ansatz von CHAMPIONS vollkommen verpufft: Warum sehen wir einen Film über Menschen mit Behinderungen, bei denen sie nicht die Hauptrollen spielen? Im Mittelpunkt steht jederzeit Woody Harrelson, der nur mit den Friends beschäftigt, weil dass Gericht ihn dazu verurteilt. Auch wenn Farrelly es vermutlich nicht beabsichtigt hat, suggeriert er mit seinem Film, dass es eine Strafe ist, sich mit Menschen mit Behinderung auseinandersetzen zu müssen. Der Coach öffnet zwar sein Herz, dennoch bleibt ein bitterer Beigeschmack. Zudem verschenkt der Film die Chance Inklusion zu betreiben. Die Friends bleiben zu einem großen Teil einem sehr abgesteckten Rahmen. Man sieht nur wenige Situationen, in dem die Protagonisten aus ihrem gewohnten Umfeld ausbrechen, sie bleiben unter sich und haben, bis auf den neuen Coach, keinen Umgang mit neuen Personen ohne Behinderungen. Wirklich schwierig wird der Film, wenn man die Behinderungen der Figuren einzig und allein dafür nutzt, um einfache Lacher zu erzielen.
Des Weiteren hat Farrelly mit CHAMPIONS einen sehr durchschnittlichen Film geschaffen, der aufgebaut ist wie jede zweite Komödie. Wir haben eine mürrische Hauptfigur, die doch einen guten Kern hat. Er lernt eine Frau kennen, mit der er sich zuerst nicht versteht, sich dann aber doch verliebt. Später kommt es zu einem Konflikt, der sich final in Wohlgefallen auflöst. Das Schlimme daran ist, dass man sämtliche Entscheidungen der Figuren meilenweit vorausahnen kann. Der Film bietet keinerlei Überraschungen, keine unerwarteten Wendungen, es wirkt wie ein langweiliger Lehrbuch-Streifen. Die größte Überraschung ist vermutlich, dass der Film tatsächlich in den Kinos startet, denn ähnliche Filme werden heute mehr und mehr auf Netflix verramscht. Es handelt sich bei CHAMPIONS um ein weiteres Remake eines internationalen Films (das Original ist spanisch und trägt den Titel WIR SIND CHAMPIONS), dass wie ZIEMLICH BESTE FREUNDE durch Hollywood weichgespült wurde.
Fazit:
Vermutlich hatte Bobby Farelly gute Absichten mit seinem Film, doch leider muss man sagen, dass der gute Wille nach hinten losgegangen ist. Statt einen gefühlvollen Film über Menschen mit Behinderungen zu inszenieren, wurden diese von Woody Harrelson und Kaitlin Olson in den Hintergrund gedrängt. Die eigentlichen Held*innen des Films verkommen so zu flachen Stichwortgebern, deren Behinderungen nur dazu dienen billige Lacher zu kreieren. Insgesamt handelt es sich bei CHAMPIONS um eine sehr durchschnittliche Komödie, die man mit einem anderen Handlungsüberbau schon etliche Male gesehen hat. Sollte man allerdings auf der Suche nach einer einfachen Feelgood-Comedy sein, könnte man mit dem Film trotzdem auf seine Kosten kommen. An der eigentlichen Botschaft hat sich Farrelly etwas verhoben, trotzdem muss man ihm zugestehen, dass er etwas vom Comedy-Handwerk versteht.
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Originaltitel | Champions |
Kinostart | 9.3.2023 |
Länge: | 124 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Komödie | Drama |
Regie | Bobby Farrelly |
Executive Producer | Alexander Jooss | Woody Harrelson | Brad Kessell | Álvaro Longoria | Javier Fesser | Luis Manso |
Producer | Paul Brooks | Scott Niemeyer | Jeremy Plager | Jonathan Shore | Drew Locke |
Kamera | C. Kim Miles |
Visual Effects | Liam Karp |
Musik | Michael Franti |
Cast | Woody Harrelson, Kaitlin Olson, Cheech Marin, Matt Cook, Ernie Hudson, Madison Tevlin, Joshua Felder, Kevin Iannucci, Ashton Gunning, Matthew Von Der Ahe, James Day Keith, Alex Hintz, Casey Metcalfe, Bradley Edens, Alicia Johnston, Tom Sinclair, Mike Smith, Barbara Pollard, Alexandra Castillo, Jean-Jacques Javier |
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