Wie aus einer banalen Idee plötzlich der Beginn einer möglichen großen Karriere werden kann, zeigt die Geschichte um den Film COUNTDOWN bestens. Regisseur und Drehbuchautor Justin Dec ist eigentlich noch grün hinter den Ohren, denn zuvor war er nur als Produktionsassistent tätig und hat keine eigenen Werke verfilmt. 2016 war es ihm jedoch möglich eine Idee, die er bei einem simplen Blick auf sein Handy erhielt, zu verwirklichen und mit dem fünfminütigen Film COUNTDOWN die Grundlage für seinen ersten Langfilm zu schaffen. Dank Sean Anders und John Morris, zwei Produzenten, mit denen Dec zuvor zusammengearbeitet hat, bekam er die notwendige Unterstützung, um die nun fertige 91-minütige Fassung zu produzieren.
Komödie oder Horror?
COUNTDOWN bietet als Erstlingsproduktion sogar ein überraschend starkes Ensemble, denn mit Talitha Bateman (LOVE, SIMON, ANNABELLE 2 und DIE 5. WELLE) sowie P. J. Byrne (GREEN BOOK: EINE BESONDERE FREUNDSCHAFT, THE WOLF OF WALL STREET und DER KRIEG DES CHARLIE WILSON) und Peter Facinelli (THE SCORPION KING, TWILIGHT – BISS ZUM MORGENGRAUEN) sind einige erfahrene Darsteller im Film zu sehen.
Im Horror-Genre sind jedoch alle Beteiligten nicht mit so viel Vorerfahrung gesegnet. Vielmehr ziehen sich Komödien durch die verschiedenen Vitas der Akteure hinter der Kamera. Das bedeutete eine Menge neuer Erfahrungen, doch auch die Erkenntnis, dass sich Horror und Komödie im stilistischen Aufbau gar nicht so extrem unterscheiden wie zu vermuten ist. Warum also nicht beide Genres miteinander verknüpfen?
Die App des Grauens
In COUNTDOWN verrät der Filmtitel eigentlich schon fast alles, denn tatsächlich steht im Fokus der Handlung eine simple Handy-App, die einen Countdown anzeigt. Dies ist jedoch nicht irgendein willkürlicher, sondern verrät dieser dem Besitzer seinen Todeszeitpunkt Totaler Humbug denkt sich da natürlich jeder. Ebenso die junge Krankenschwester Quinn, als einer ihrer Patienten ihr die App zeigt und seine Befürchtungen äußert, da seine Freundin nur wenige Tage zuvor gestorben ist. Alles ändert sich für Quinn, als sie am nächsten Tag zur Arbeit kommt und ihr Patient tatsächlich ebenfalls verstorben ist, insbesondere weil sie selbst, ihre Schwester und einige Kollegen ebenfalls die App einmal ausprobiert haben. Kann man den Tod vielleicht stoppen? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…
Faszination Tod
Die Faszination des Wissens um den eigenen Tod ist allgegenwärtig und schwirrt in vielen Köpfen der Menschen herum. Dabei gibt es zwei große Lager: die Menschen, die ihren Todeszeitpunkt wissen wollen, um ihr Leben noch bestens genießen und sich von all ihren Lieben verabschieden zu können sowie die Personen, die totale Angst vor der Kenntnis ihres Todestags haben. Und so albern eine entsprechende App ist, die den Todestag angeblich anzeigen soll, so neugierig sind doch die Menschen dies auszuprobieren und zu beweisen, dass dies nur eine unsinnige Programmierung eines Studenten ist, der Langeweile hatte.
Aus diesem Grund bietet der filmische Ansatz eine wirklich tolle und spannende Grundlage, die absolut schlüssig erscheint. Auch die Verbreitung dieser App ist völlig plausibel erklärt und lässt keine Fragen offen. Die Genialität in COUNTDOWN liegt darin eine völlig natürliche Gegebenheit auszuschlachten und auszukosten, was stets die Menschen mehr anzieht als jegliche Fiktion. Bis zur Hälfte des Films etwa sind viele Parallelen zu den früheren FINAL DESTINATION-Werken zu erkennen, denn während damals der Zuschauer angehalten wurde mitzuraten, wie und wann der Darsteller stirbt, wurde nun die Wann-Frage noch eliminiert. Sprich der Unspektakuläre COUNTDOWN gibt dem Zuschauer ein Zeitgefühl lässt ihn jedoch weiterhin mitraten, wie aus einer völlig unspektakulären Situation ein Mordfall geschieht.
Eine nutzlose Wendung
Doch diese Idee wurde leider nicht gänzlich ausgekostet und vertieft. Vielmehr findet im weiteren Verlauf der Geschichte eine völlig alberne religiöse Geschichte Zugang zu den Geschehnissen und hinter eben jenen Geschehnissen steht plötzlich der Teufel oder auch der Tod selbst. Ab eben jenem Moment fängt das Werk an stark zu schwächeln, denn plötzlich bekommt die Tode eine Bedeutung, die eigentlich niemand benötigt. Selbstverständlich ist es auf diese Weise einfacher einen Twist zu entwickeln und somit eine Form des Bösen zu bekämpfen, denn ohne Frage: was solle man ohne eine Wendung einbasteln? Doch wollen die Zuschauer das? Wäre es nicht spannender gewesen die Hilflosigkeit der Menschen zu zeigen im Angesicht darin, dass sie an der Situation absolut nichts ändern können? Wäre es nicht vielleicht auch eine Idee gewesen ein Drama, um diese Kerngeschichte drumherum zu spinnen? Die Schockmomente hätten trotz dessen den Weg in den Film finden können.
Doch es ist wie es ist und während inhaltlich COUNTDOWN zum Ende hin somit stark schwächelt, schafft es Justin Dec doch zumindest seine Darsteller gekonnt in Szene zu setzen und vor allem die Nebenrollen grandios zu besetzen. Stets findet ein Wechsel zwischen ernsten Szenen und einer Komödie statt, welcher angenehm für die Unterhaltung ist, doch den Zuschauer auch immer wieder aus der Anspannung hinauszieht. Diese Komödienelemente werden von eben jenen Nebenrollen getragen wie einem herrlichen Handyverkäufer und dem Priester. Insbesondere werden dabei moderne Witze eingebunden, die somit einmal etwas Abwechslung bringen zu vielen anderen eingerosteten Sprüchen.
Nett, aber ohne Erfüllung der Hoffnungen
Technisch gibt es nicht so viel zu erwähnen. Die ruhige Kameraführung wird nur spannenden Momenten durch schnelle Cuts und wackelnden Bildern vertrieben. Ein paar nette Jump-Scares finden zudem auch Zugang zum Film, wirken jedoch wie das ganz übliche Horror-Ein-Mal-Eins.
Insgesamt bleibt somit eine charmante Idee mit einem wirklich guten Start, welche im Gesamtverlauf dann doch eher schwächelt und an Unterhaltung verliert. Die Hoffnung auf die Revolutionierung des Horror-Genres bleibt also weiter bestehen und lässt auf sich warten. Dennoch macht der Film auch viel Spaß und das humoristische Talent der Köpfe hinter dem Werk ist doch deutlich zu erkennen.
Im übrigen könnt ihr unter folgendem Link die App zum Film sogar downloaden: Die Countdown-App
Im diesem Horror Film werden Humor und Schrecken interessant verknüpft. Das Produktionsteam bietet dem Zuschauer vor allem durch die ausgezeichnet interpretierten Nebenfiguren ein angenehmes Maß an witzigen Ideen und erzeugt zudem gleichzeitig eine stets steigende Spannung, welche erst zum Ende des Films etwas nachlässt. Die Grundidee ist toll und bietet viele Möglichkeiten, welche jedoch leider nicht so einfallsreich ausgeschöpft wurden. Schade, dass diese Chance die Logik mit dem Horror zu verknüpfen vergeben wurde und sich dieser Film nun auch in die Masse der unspektakulären Schocker-Filme einreiht.
Originaltitel | Countdown |
Kinostart | 30.01.2020 |
Länge | ca. 90 Minuten |
Produktionsland | USA |
Genre | Horror | Thriller |
Verleih | Leonine |
FSK |
Regie | Justin Dec |
Drehbuch | Justin Dec |
Produzierende | Sean Anders | Devin Andre | Alex Boies | Adam Fogelson | Nicolas Harvard | Max Jacoby | Matthew Medlin | John Morris | Gregory Plotkin | John Rickard | Zack Schiller | Robert Simonds | Tyler Zacharia |
Musik | Danny Bensi | Saunder Jurriaans |
Kamera | Maxime Alexandre |
Schnitt | Brad Wilhite |
Schauspieler:in | Rolle |
Elizabeth Lail | Quinn Harris |
Jordan Calloway | Matt Monroe |
Talitha Eliana Bateman | Jordan Harris |
Peter Facinelli | Dr. Sullivan |
Dillon Lane | Evan |
Tichina Arnold | Nurse Amy |
Tom Segura | Derek |
Lana McKissack | Rachel |
Anne Winters | Courtney |
Matt Letscher | Charlie |
P. J. Byrne | Vater John |
Valente Rodriguez | Vater David |
Louisa Abernathy | Mrs. Talbot |
Charlie McDermott | Scott |