Seit jeher strebt die Menschheit nach dem ewigen Leben. Das ewige Leben. Ein irgendwie tröstlicher und doch beängstigender Gedanke, der, bezogen auf die Urangst der Vergänglichkeit des eigenen Seins, plötzlich vollkommen nachvollziehbar scheint. Solange der körperliche und geistige Zerfall jedoch nicht aufgehalten werden kann und Krankheiten wie Krebs und verschiedenste Herzleiden einem potenziell langem, wenn nicht sogar unendlichem Leben ein Schnippchen schlagen, muss sich unsereiner damit arrangieren, irgendwann ins umgangssprachliche Gras zu beißen.
An dieser Stelle kommt der sogenannte Kryoschlaf ins Spiel. Habt ihr gewusst, dass sich bereits hunderte Menschen nach ihrem Tod einfrieren haben lass – mal den ganzen Körper, mal nur das Gehirn – in der Hoffnung sich in vielen Jahren, wenn die Forschung hoffentlich so weit ist, wieder zum Leben erwecken zu lassen? Was nach Science-Fiction klingt, bietet sich natürlich auch für Science-Fiction an! Das dachte sich auch Regisseur Barrett Burgin und schickt in seinem Thriller CRYO – MIT DEM ERWACHEN BEGINNT DER ALBTRAUM gleich fünf Menschen in den eiskalten Schlaf. In diesem Fall jedoch Leben. Noch.
Darum geht es
Wenn sich der Deckel der Kältekammer anhebt und sich eine Gruppe Wissenschaftler*innen (u. a. Jyllian Petrie, Emily Marie Palmer, Mason D. Davis) plötzlich in der unterirdischen Anlage einer geheimen Forschungseinrichtung wiederfindet, fehlt dem Fünfergespann zunächst jegliche Erinnerung an die Geschehnisse vor ihres Kryoschlafs. Eingesperrt in ihrem Gefängnis tief unter der Erde und ohne Kontakt zur Außenwelt entwickelt sich die Suche nach Antworten schnell zum Kampf ums nackte Überleben…
Rezension
Ein begrenztes Setting, ahnungslose Akteure und eine unbenannte Gefahr. Es ist nicht das erste und sicher auch nicht das letzte Mal in der Geschichte des Genrefilms, dass eine Gruppe sich völlig fremder in einem von der Außenwelt abgeschotteten Gefängnis erwachen, dem es zu entkommen gilt. Bereits im niemals enden wollenden Horror-Franchise SAW, dem 90er-Jahre-Sci-Fi-Thriller CUBE oder dem etwas zahmeren, aber nicht minder spannenden ESCAPE ROOM aus dem Jahr 2019 sah sich eine Vielzahl an Charakteren einem ähnlichen Szenario ausgesetzt. Frei nach dem Motto, „Gut geklaut ist besser als schlecht selbst gemacht“ macht sich Barrett Burgin diese Ausgangslage zu eigen, lässt dabei aber den wesentlichen Punkt der Redewendung außen vor, in dem er das kleine aber entscheidende Wörtchen „gut“ aus seiner Gleichung nimmt. CRYO – MIT DEM ERWACHEN BEGINNT DER ALPTRAUM
Nicht nur, dass sich der auf Kammerspiel getrimmt Sci-Fi-Thriller mit einer, für diese Art von Film, sowieso schon viel zu üppigen Laufzeit von knapp zwei Stunden maßlos übernimmt, weiß er in dieser mehr als nur zähen Zeit auch noch erschreckend wenig zu erzählen. Das Problem beginnt bereits bei den eindimensionalen Figuren, deren Charakterisierung sich einzig und alleine auf deren Berufsbezeichnung stützt. Aufgrund des durch den kryogenen Schlafs verursachten Gedächtnisverlusts muss sich die Gruppe zunächst einmal mit der neuen Situation und gleichzeitig ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzten. Dem sich dadurch entspinnende Rätselraten, das sich durch den spannungsarmen Plot zieht, fehlt es dabei an einer fokussierten Geschichte und nachvollziehbaren Entwicklungen, sodass CRYO – MIT DEM ERWACHEN BEGINNT DER ALPTRAUM das Publikum letztlich sogar noch orientierungsloser zurücklässt, als seine amnesischen Protagonist*innen selbst.
Lang und ereignislos wie der titelgebende Kryoschlaf
Ein Rätsel ist nur so gut, wie seine Auflösung. Dass eine überraschende Wendung oder eine den Verstand an seine Grenzen bringende Erklärung im finalen Akt über diverse Unzulänglichkeiten hinwegtäuschen lassen kann, ist keine Seltenheit. Oft sind die letzten Minuten, die entscheidenden. CRYO – MIT DEM ERWACHEN BEGINNT DER ALPTRAUM hingegen klatscht seinen Zuschauer*innen nach den sowieso schon zermürbend langatmigen Entwicklungen eine derart hanebüchene Überraschung um die Ohren, die zwar ambitioniert, in fähigen Autor*innenhänden vielleicht sogar wirksam wäre, hier aber nicht nur die erhoffte Wirkung, sondern auch jegliche Glaubwürdigkeit vermissen lässt. So schleppt sich der minimalistische Sci-Fi-Thriller mühsam über die Ziellinie und rundet das unterweltigende Treiben passend unspektakulär ab.
Fazit
Mit seinem Low-Budget Sci-Fi-Thriller CRYO – MIT DEM ERWACHEN BEGINNT DER ALPTRAUM eifert Barrett Burgin großen Vorbildern wie CUBE oder ESCAPE ROOM nach. Während eine Gruppe Forschender nach einem Nickerchen in der Kryokammer keine Ahnung haben, wer sie überhaupt sind, bei der Suche nach einem Ausweg aus ihrer tödlichen Lage jedoch mehr und mehr über sich erfahren, bleibt das Publikum auch am Ende ratlos. Ob es an der ermüdenden Ereignislosigkeit mit dem der Sci-Fi-Thriller auf seine Zuschauer*innen einprügelt, oder doch am oberflächlichen Drehbuch liegt, lässt sich nach zwei Stunden nicht mehr sagen. Das Ergebnis ist jedoch dasselbe.
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Originaltitel | Cryo |
Kinostart | 28.4.2022 |
Länge: | 118 minuten |
Produktionsland | |
Genre: | Thriller | Science Fiction | Mystery |
Regie | Barrett Burgin |
Producer | Matthew Siemers |
Cast | Jyllian Petrie, Emily Marie Palmer, Mason D. Davis, Curt Doussett, Morgan Gunter, Michael Flynn |
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