Die Crew der Unterwasserstation Deep Star Six besteht eigentlich aus Wissenschaftlern und Mitarbeitenden der Navy, die den Auftrag haben, eine unterirdische Abschussrampe für Atomraketen zu errichten. Doch eines Tages stoßen sie auf eine Höhle, die dem Bau der Rampe im Weg steht. Dr. John Van Gelder (Marius Weyers) befielt die Sprengung der Höhle und lässt damit ungewollt ein prähistorisches Wesen frei, welches sofort die Jagd auf die Crew eröffnet.
Durch Panik bei der Flucht gepackt, zerstört der nervlich aufgelöste Snyder (Miguel Ferrer) die Atomraken, woraufhin die Druckwelle die Unterwasserstation massiv beschädigt und eine Flucht fast unmöglich macht. Es entsteht ein gefährliches Katz- und Mausspiel zwischen der Crew und dem Monster, dessen Blutgier geweckt wurde.
Review
DEEP STAR SIX verspricht durch sein Szenario in der Tiefsee sowie Funkstille eine beklemmende Atmosphäre, die schon ohne das Monster vielversprechend ist und sogar an Klassiker wie ALIEN erinnert. Doch auch ein militärischer Unterton der Propaganda durch den kalten Krieg und dem damit verbundenen Wettrüsten spielt eine Rolle und schafft damit noch eine nukleare Bedrohung, die Teil des Films ist.
Effekte wie ein guter Wein
DEEP STAR SIX schafft es dank einem gezielten Einsatz von CGI und ansehnlichen Miniaturbauten Effekte zu schaffen, die heute auch noch beeindrucken und mit vielen heutigen Blockbustern mithalten können. Das über dreißig Jahre alte CGI ist zwar erkennbar, aber nicht schlecht. Zudem ist es nicht nervtötend im Vordergrund, da es nur zum Einsatz kam, wenn das Team keine andere Lösung durch praktische Effekte gefunden hat.
Dabei sind die Miniaturen bei näherer Betrachtung als solche erkennbar, versprühen aber den Charme einer vergangenen Zeit und funktionieren besser als mittelmäßiges CGI in heutigen Blockbustern wie AQUAMAN – LOST KINGDOM. Zudem lassen die Miniaturen das Publikum nostalgisch werden und erinnern an Klassiker wie die ersten Star-Wars-Filme oder ALIEN. Sie schaffen einen atmosphärischen Mix aus dem Künstlichen und der lebendigen Action.
Große Vorbilder – nichts dahinter?
ALIEN ist ein gutes Stichwort. Denn den geübten Cineast*innen ist anzumerken, dass DEEP STAR SIX Ridley Scotts Meisterwerk als Vorbild genommen hat. Teils sind sogar ganze Passagen eins zu eins kopiert, wie das erste gemeinsame große Frühstück. Und auch das Setting ist bei näherer Betrachtung gar nicht mal so verschieden. Während ALIEN in der Leere des Weltraums spielt, hat DEEP STAR SIX sein Setting in der dunklen Tiefsee, die vor lauter unbekannten Gefahren lauert.
Doch scheinbar konnte das Team von DEEP STAR SIX die Message der Vorlage nicht verstehen. Der feministische Ansatz und eine weibliche Heldenfigur wie Sigourney Weaver als Ellen Ripley fehlen komplett. Stattdessen darf die Protagonistin Nancy Everhard eine Damsel in Distress sein, die ihrem Geliebten Greg Evigan ein paar schmachtende Blicke zuwerfen und bei der Begegnung mit dem Monster panisch schreien darf.
Ein Setdesign mit Höhen und Tiefen
Doch auch die Namensgebende Unterwasserstation von DEEP STAR SIX kann zu einer gruseligen Atmosphäre eher weniger beitragen. Während in einem ALIEN die Nostromo durch enge Gänge und einer schmutzigen Atmosphäre kleptomanische Ängste bei dem Publikum auslöste, schafft die Tiefseestation eher ein einladendes Gefühl, da diese durch breite, helle Gänge und üppig große Aufenthaltsräume auffällt. Kein einziges Mal bekommen die Zusehenden kleptomanische Gefühle wie in einem Tiefseeboot zu spüren und kaufen das Design dem Film nicht ab.
Das ist schade, da die Station auf dem ersten Blick faszinierend ist und beim restlichen Setdesign von DEEP STAR SIX auf konsistente und in sich logische Elemente geachtet wurde. Der Film folgt einer klaren Designphilosophie, die die Zuschauenden genießen, da die Bedienelemente sowie die Fahrzeuge ein gesunder Mix aus Technik der Zeit sowie Zukunftsmusik sind und präsentieren, wie der Regisseur Sean S. Cunningham sich eine Zukunft vorstellen könnte.
Kategorie Edeltrash
Die Charaktere, die Action und das Setdesign sind zwar stimmig und sorgen für spaßige Unterhaltung, haben aber immer einen leicht trashigen Unterton. Das mag daran liegen, wie DEEP STAR SIX gealtert ist, ist jedoch trotzdem nicht von der Hand zu weisen. Dialoge sind immer wieder zu straff oder einfach plötzlich eskalierend, während das Schauspiel unregelmäßig und unerwartet in Overacting oder lustige Einfälle ausartet.
DEEP STAR SIX schafft es aber dabei, die Balance zwischen Unterhaltung und totaler Trashgurke zu halten. Statt wie eine Asylum-Produktion zu wirken, kämpft der Film darum, dies für sich zu nutzen und schafft es zumeist auch. Der Film lässt sich dadurch als Edeltrash bezeichnen, da die genannten Kritiken zwar legitim, aber trotzdem auf ihre Art unterhaltsam sind.
Zeit ist der Feind
Das Pacing von DEEP STAR SIX ist anfangs erst vielversprechend. Die Charaktere werden vorgestellt und die Höhle des Monsters wird weder zu früh noch zu spät gefunden. Stimmig hierzu ist zudem die Tatsache, dass das Monster nicht bei der erstbesten Gelegenheit enthüllt wird. Vielmehr spielt der Film mit der Fantasie des Publikums. Doch die anfängliche Freude ist schnell weggeflogen.
Nach der ersten Begegnung mit dem Monster hat der Film einen deutlichen Hänger und beschäftigt sich mit einer Liebesgeschichte, die belanglos und für die Handlung unnötiger Ballast ist. Zudem wird sich zu sehr auf die Problematik der kaputten Station konzentriert. Das ist zwar spannend aber nicht das Verkaufsargument des Films.
Letztlich ist das Monster nur in den letzten 15 bis 20 Minuten von DEEP STAR SIX eine Bedrohung, da der Film das Monster auch erst dort der Crew enthüllt. Die Zuschauenden wissen von der Existenz zwar schon und haben auch schon eine panische Besatzung, aber die Mischung dahinter will doch nicht so ganz passen und hält auch nicht ein, was versprochen wird.
Eher Spaß als Grusel
Der Grusel von DEEPSTAR SIX ist nicht nur schlecht gealtert, sondern gar nicht mehr existent. Jetzt muss dazugesagt werden, dass ich 2000er Jahrgang bin und deshalb nicht beurteilen kann, ob der Film damals gruselig gewirkt hat, aber aus heutiger Perspektive bietet der Film eher spaßige Unterhaltung als eine nervenaufreibende Gruselfahrt. Das ist auch nicht schlimm, da die Handlung auf ihre Art trotzdem unterhaltsam ist.
Zudem kann der Film als ein historischer Einblick seiner Zeit verstanden werden. Und doch bleibt zumindest etwas Enttäuschung über, wenn das Publikum feststellt, dass es zwar beklemmende Atmosphäre und Adrenalin verspürt, aber nicht in den Genuss eines ordentlichen Schockers kommen kann.
Der Aspekt der Propaganda
Es ist DEEP STAR SIX anzumerken, dass dieser kurz vor Ende des kalten Kriegs entstanden ist. Die unterschwellige Propaganda Hollywoods gibt noch einmal alles und versucht dem Publikum das nukleare Aufrüsten und die Stationierung von Atomraketen in der Tiefsee als Notwendigkeit zu verkaufen, um den Frieden zu gewährleisten.
Dass dieser Frieden aber durch das gegenseitige Wettrüsten aber auf Messers Schneide stand und es in der Realität mehr als nur einmal fast zu einem dritten Weltkrieg mit atomaren Waffen gekommen ist, wird lieber verschwiegen. Am Ende müsste DEEP STAR SIX noch zugeben, dass der kalte Krieg nicht wirklich in gut und böse eingeteilt werden konnte und das nukleare Aufrüsten allen geschadet hat.
Nichts für Fans deutscher Synchro
Eine der größten Schwächen auf dem deutschen Markt ist bei DEEP STAR SIX definitiv die deutsche Synchronfassung. Die Stimmen passen zwar größtenteils auf die Charaktere, aber rund 20 Minuten des Films finden in Originalfassung mit Untertiteln statt. Das ist für Liebhabende deutscher Synchro besonders ärgerlich, da teils Schlüsselszenen oder einzelne Sätze in der OV-Fassung stattfinden.
Aber auch für Menschen, die nach einem anstrengenden Tag einen Film in deutscher Fassung zum Entspannen sehen wollen, ist dies ärgerlich. Es reißt aus dem Sehgefühl heraus, kann verwirren und es wird nicht vorher explizit gewarnt. Ein Traum wäre natürlich eine neue Synchronisierung der Szenen in OV-Fassung gewesen. So muss sich das Publikum auf ein Hin und Her einstellen.
Fazit
DEEP STAR SIX ist ein zweischneidiges Schwert, das die Zuschauenden eher ratlos zurücklässt. Einerseits wird eine spannende Atmosphäre erzeugt und ausgebaut, aber diese kann andererseits nicht für Horrorelemente genutzt werden. Zudem wirken gruselig gedachte Passagen teils fast schon ulkig und erzeugen keine Schocker.
Wer auf leicht trashige Science-Fiction-Horrorfilme steht, hat hier eine gute Wahl, solange über Propaganda hinweggesehen kann, da diese eine essenzielle Rolle im Film hat. Wer aber einen ernsten Horrorfilm wie ein ALIEN erwartet hat, ist trotz Bezug zu diesem Film falsch bedient.
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Originaltitel | DeepStar Six |
Kinostart | 13.1.1989 |
Länge: | 93 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Action | Horror | Thriller | Science Fiction |
Regie | Sean S. Cunningham |
Executive Producer | Andrew G. Vajna | Mario Kassar |
Producer | Sean S. Cunningham | Patrick Markey |
Kamera | Mac Ahlberg |
Visual Effects | James Isaac |
Musik | Harry Manfredini |
Cast | Taurean Blacque, Nancy Everhard, Greg Evigan, Miguel Ferrer, Nia Peeples, Matt McCoy, Cindy Pickett, Marius Weyers, Elya Baskin, Thom Bray, Ronn Carroll, Chris Walas |
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