Review Fakten + Credits


Darum geht es
Der Schauspieler Jake Scully (Craig Wasson) wird von einer Pechsträhne verfolgt. Er verliert seine aktuelle Rolle an einen anderen Schauspieler, selbst Regisseure für Werbefilme wollen ihn nicht nehmen und zu allem Übel erwischt er seine Freundin im Bett mit einem anderen Mann. Da diese ihn aus der gemeinsamen Wohnung geworfen hat, übernachtet er bei Freunden, bis Sam Bouchard (Gregg Henry) auf Jake aufmerksam wird und diesem ein Haus anbietet, auf das er aufpassen soll.

Hier hat Jake Ruhe vor seinen Problemen und noch einen erfreulichen Anblick mit der Nachbarin Gloria Revelle (Deborah Shelton), welche sich immer zur selben Uhrzeit entkleidet. Jake beginnt sie wie besessen zu observieren und merkt, dass er nicht der Einzige ist, der Gloria beobachtet. Doch der zweite Spanner hat das Ziel diese zu töten, wobei Jake nur machtlos zusehen kann und der Verdacht der Polizei auf ihn fällt, da der Täter gezielt Verwirrung stiftet.

Review

Brian De Palmas DER TOD KOMMT ZWEIMAL (im O-Ton BODY DOUBLE) unterscheidet sich stark von seinen Werken wie SCARFACE, MISSION IMPOSSIBLE oder THE UNTOUCHABLES: DIE UNBESTECHLICHEN. Der Blick der Kamera ist limitierter, das Szenario bodenständiger und der Film erinnert an hochwertige Krimiproduktionen, was nicht zuletzt am Budget von circa 10 Millionen Dollar im Vergleich der 50 Millionen Dollar bei SCARFACE ein Jahr zuvor lag.

Style over Substance

Und dennoch hat der Regisseur in DER TOD KOMMT ZWEIMAL einen Blick für Glanz wie Eleganz und schafft es dem Publikum bildschöne Strände, marmorierte Einkaufspassagen sowie kreativ futuristische Privathäuser in den Beverly Hills zu präsentieren. Doch das Highlight sind belebte Sets, die einen Blick hinter die Kamera werfen und aufzeigen, dass die Organisation eines Drehs ein reines Gewusel ist, dessen Ordnung jederzeit zusammenbrechen kann.

halbnahe Aufnahme einer dunkelhaarige Frau im weißen Oberteil und eines Mannes im Hemd und braunem Jackett, die einander in die Augen sehen

Der Tod kommt zweimal ©2024 Plaion Pictures

Zugleich ist DER TOD KOMMT ZWEIMAL als eine Art Abrechnung mit Hollywoods Ausbeutung unbekannter Schauspielenden zu verstehen. Craig Wasson dient als tragisches Beispiel, wie abhängig diese vom Wohlwollen der Regisseure sind und das für Krankheiten oder psychischer Belastungen wie Klaustrophobie kein Platz ist. Hinzu wird Hollywood und der regelmäßige Schauspielunterricht als sektenartige Gehirnwäsche dargestellt, der aufstrebende Talente hilflos ausgeliefert sind.

Die Bilder und Abrechnung Brian De Palmas sind für die Zuschauenden zwar interessant, gehen aber zu Lasten der Handlung von DER TOD KOMMT ZWEIMAL. Diese muss in die Handlung des gescheiterten Schauspielers und die Handlung des Zeugen eines Mordes, der nun recherchieren will, aufgeteilt werden. Letztere trieft nur vor Logiklöchern, ist wie ihre Twists vorhersehbar und schafft es nicht, Spannung aufzubauen, was nicht zuletzt daran liegt dass die musikalische Begleitung von Pino Donaggio an Fahrstuhlmusik statt an dramaturgische Filmscores erinnert.

Spannen ist kein Kavaliersdelikt

Abseits der Handlung von DER TOD KOMMT ZWEIMAL stören sich die Zuschauenden an Craig Wasson als Protagonisten. Anfängliches Mitleid verschwindet schnell, nachdem dieser sich nicht nur als Spanner entpuppt, was für den Zeugenstatus im Mordfall noch zu verkraften wäre, sondern Deborah Sheldon verfolgt sowie in zutiefst intimen Szenen wie der Anprobe neuer Unterwäsche lüstern beobachtet und dabei sogar eine Trophäe – eine getragene Unterhose – ergattern kann.

Das hinterlässt einen faden Beigeschmack, da DER TOD KOMMT ZWEIMAL Craig Wasson als den harmlosen Helden ohne böse Hintergedanken präsentiert, obwohl die Realität heutzutage mehr denn je zeigt, wie verheerend Fälle von Stalking enden. Femizide sind in Verbindung mit Stalking gerade in Beziehungen sowie im nahen Bekanntenkreis keine Seltenheit, Frauen wechseln nachts lieber die Straßenseite, wenn ihnen jemand entgegenkommt und Stalker haben seit Social Media ungeahnte neue Möglichkeiten, welchen Strafverfolgungsbehörden machtlos gegenüberstehen.

Fazit

Bluray Cover des Films "Der Tod kommt zweimal", die Silhouette eines Mannes späht durch die heruntergelassene Jalousie eines Fensters, hinter dem Fenster ist eine freizügige gekleidete Frau sehen, die ihren Kopf nach oben reckt, im unteren Drittel steht der Titel des Films in Großbuchstaben, darunter EIN FILM VON BRIAN DE PALMA, in der linken unteren Ecke ist das FSK: 16-Logo zu sehen

Der Tod kommt zweimal ©2024 Plaion Pictures

DER TOD KOMMT ZWEIMAL ist ein zweischneidiges Schwert, welches auf der einen Seite einen Einblick in Hollywoods Alltag sowie die Schikane, die aufstrebende Darstellende erleben und auf der anderen Seite die Story von Alfred Hitchcocks DAS FENSTER ZUM HOF aufgreift und so sehr verändert, dass der Film ein feuchter Traum für Incels und Nice Guys wird, die sich nicht hinterfragen, einen Patrick Bateman als Filmcharakter sowie den Lifecoach Andrew Tate als Vorbild sehen und die Gewalt gegen Frauen mit ihren zunehmenden Zahlen der Übergriffe im persönlichen Umfeld leugnen. Das ist kein Problem welches nicht erst seit kurzem besteht, sondern ist gesellschaftlich strukturell verankert, wodurch diese Darstellung Brian De Palma negativ anzurechnen ist.

Doch auch abseits der problematischen Darstellung von Spannern bietet die Handlung von DER TOD KOMMT ZWEIMAL keinen besonderen Mehrwert, da sich der Tenor des Films mehrmals ändert, der Protagonist ab einem gewissen Punkt ziellos umher irrt und sich immer weitere Logiklöcher auftun, wodurch das Publikum Zeit hat, sich die Frage zu stellen, warum der Film im Deutschen nicht auch BODY DOUBLE heißt, da der Name im O-Ton das Motiv des Films treffender beschreibt.

 

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Originaltitel Body Double
Kinostart 25.10.1984
Länge: 114 minuten
Produktionsland United States of America
Genre: Krimi | Mystery | Thriller
Regie Brian De Palma
Executive Producer Howard Gottfried
Producer Brian De Palma
Kamera Stephen H. Burum
Musik Pino Donaggio
Cast Craig Wasson, Melanie Griffith, Gregg Henry, Deborah Shelton, Guy Boyd, Dennis Franz, David Haskell, Rebecca Stanley, Al Israel, Douglas Warhit, B.J. Jones, Russ Marin, Lane Davies, Barbara Crampton, Larry Jenkins, Monte Landis, Linda Shaw, Ty Randolph, Denise Loveday, Gela Nash

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