FilmkritikFakten + Credits

Der Vogel

Der Vogel ©2021 Netflix

Eigentlich ist der englische Titel des Films DER VOGEL viel passender als der deutsche. Im Original heißt der Film THE STARLING, was auf Deutsch “der Star” wäre, nicht der Super-Star, sondern der Gartenvogel. Stare haben die Eigenschaft, dass sie häufig Brutehen führen, das bedeutet für die Zeit, in der die Eier ausgebrütet werden, bleiben sie monogam. Solch ein monogamer Vogel nimmt eine zentrale Rolle im Film ein und spielt eine sehr symbolische Rolle.

Nach ST. VINCENT und HIDDEN FIGURES hat Regisseur Theodore Melfi mit DER VOGEL seinen neusten Film veröffentlicht. Das Drehbuch des Films wurde bereits vor vielen Jahren von Matt Harris geschrieben und landete im Jahr 2005 auf der Black List der besten unverfilmten Ideen Hollywoods. Auf dieser Liste werden jährlich Drehbücher gesammelt, die sich zwar hoher Beliebtheit erfreuen, bisher aber nicht verfilmt wurden. Andere Vertreter dieser Liste waren unter anderem FREE GUY, MANCHESTER BY THE SEA oder auch WHIPLASH. Die Hauptrollen in DER VOGEL werden von Melissa McCarthy und Chris O’Dowd gespielt, die bereits in ST. VINCENT mit Melfi zusammengearbeitet haben. Ob der zweifach Oscar nominierte Regisseur weiterhin die Qualität halten kann erfahrt ihr hier.

Der Vogel

Der Vogel ©2021 Netflix

Darum geht es…

Bis vor einem Jahr haben Lilly Maynard (Melissa McCarthy) und ihr Mann Jack (Chris O’Dowd) eine glückliche Ehe geführt. Ein schlimmer Schicksalsschlag hat allerdings alles verändert, sodass Lilly allein in dem viel zu großen Haus sitzt und Jack in einem psychiatrischen Krankenhaus ist, um wieder gesund zu werden. Einmal die Woche sehen sich die beiden, doch irgendwas scheint zwischen ihnen zu stehen. Um sich auf andere Gedanken zu bringen beginnt Lilly den Garten wieder herzurichten, der in ihrer Trauer über das letzte Jahr völlig verwildert ist. Während die also den vertrockneten Rasen mäht, wird sie plötzlich von einem Vogel attackiert, sie ist schockiert, will ich allerdings nicht von ihren Plänen abbringen lassen. So kommt es immer wieder dazu, dass sie bei der Gartenpflege in Konflikt mit einem kleinen Star gerät. Sie versucht alles um diesen Vogel loszuwerden und wendet sich schließlich an den Tierarzt Larry Fine (Kevin Kline), der vor seiner Zeit als Tierarzt selbst Therapeut war. So beginnt er Lilly mit ihren Problemen zu helfen.

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Rezension

So viel erstmal zur Handlung des Films. Auf den ersten Blick könnte hier eine sehr herzergreifende Geschichte über Trauer und Verlust entstehen, in dessen Zentrum ein Paar steht, dass gemeinsam einen Weg aus der Dunkelheit findet. Allerdings schafft es der Melfi nicht an die Qualität seiner vorigen Filme anzuknüpfen, DER VOGEL ist eine langatmige Beobachtung zweier Leute, die Trauern. Mehr passiert im Film nicht, wir sehen Lilly und Jack an den immer selben Orten, die immer selben Gespräche führen, zu einem großen Teil des Films machen die beiden keine Entwicklung durch, nur als der Film zum Ende gebracht wird Verändert sich etwas. Darüber hinaus dümpelt der Film vor sich hin, wir beobachten Lilly bei der Gartenarbeit, oder Jack beim Therapeuten, wie er sagt, dass es ihm gut geht.

Der Vogel

Der Vogel ©2021 Netflix

Obwohl die Handlung nicht überzeugen kann, schaffen es die beiden Hauptdarsteller*innen. Sowohl Chris O’Dowd als auch Melissa McCarthy zeigen, dass sie mehr als nur Comedy können, man kann nur hoffen, dass sie diese Können auch zukünftig weiter unter beweis stellen können. Besonders bei McCarthy ist es sehr erfreulich zu sehen, dass sie nicht nur die Rollen spielt für die sie eigentlich bekannt ist, die übertrieben laute Chaotin, die ständig Witze über ihren eigenen Körper macht. Trotzdem hat der Film auch einige humorvolle Momente, die grundsätzlich gut umgesetzt sind, aber leider die melancholische Stimmung durchbrechen. In einem Film über Trauer und Depression möchte man nicht sehen, wie Melissa McCarty mit einem Footballhelm rücklings von der Leiter fällt.

Denn sie wissen nicht, was sie tun

Sowieso weiß der Film nicht was er sein möchte. DER VOGEL eröffnet mit einer Sequenz, die in warmen Brauntönen gehalten ist, dabei verfolgt die Kamera den namensgebenden Vogel, der leider aussieht wie aus einem Videospiel, dieser begegnet auf seiner Reise allen Figuren, die im Film eine Rolle spielen sollen, bis er schließlich in seinem Nest landet. Im Hintergrund laufen dabei die hoffungsvollen Folk-Klänge der Band The Lumineers, die man bereits in so vielen Indie-Romanzen gehört hat. So scheint der Film ein tiefgründiges Drama zu sein, bis sie Stimmung von den ganzen Slapstick Momenten gebrochen wird.

Der Vogel

Der Vogel ©2021 Netflix

Außerdem wird die Botschaft des Films nicht klar. Es geht um Trauer und ein Paar, dass eine schwierige Zeit überstehen muss, im Subtext bietet DER VOGEL aber nichts darüber hinaus. Dabei stehen das Grundstück, dass langsam wieder ansehnlich wird, für die Beziehung der beiden und die Vögel verkörpern metaphorisch Lilly und Jack, wenn man aber zu lange über diese Platte Metapher nachdenkt entdeckt man einige Logiklöcher. Warum werden Jack und Lilly bis zum Ende immer weiter von den Vögeln attackiert? Für das Bild, das hier erzeugt werden soll, ergibt das absolut keinen Sinn.

Fazit

Nachdem ich ST. VINCENT und HIDDEN FIGURES sehr gerne mag, hatte ich große Hoffnungen in DER VOGEL, leider wurde meinte Hoffnung nicht erfüllt. Stattdessen habe ich mir einen wahnsinnig langweiligen Film angesehen, der nicht weiß, was er sein will. Was mich über die Laufzeit getragen hat war das sympathische Schauspiel von McCarthy und O’Dowd, doch leider können auch die Schauspieler*innen wenig machen, wenn der Rest des Films nichts taugt.

Originaltitel The Starling
Streaming-Release 24.09.2021
Länge ca. 102 Minuten
Produktionsland USA
Genre Komödie | Drama
Verleih Netflix
FSK unbekannt

Regie Theodore Melfi
Drehbuch Matt Harris
Produzierende Theodore Melfi | C. J. Barbato | David Boies | Alex Dong | Zev Foreman | Jen Gorton | Nancy Kirhoffer | Chris Parker | Kimberly Quinn | Gabby Revilla Lugo | Zack Schiller | Dylan Sellers | Trisha Wilson | Tyler Zacharia
Musik Benjamin Wallfisch
Kamera Lawrence Sher
Schnitt Matt Friedman | Peter Teschner

Besetzung Rolle
Melissa McCarthy Lilly Maynard
Chris O’Dowd Jack Maynard
Kevin Kline Dr. Larry Fine
Timothy Olyphant Travis Delp
Daveed Diggs Ben
Skyler Gisondo Dickie
Laura Harrier Sherri
Rosalind Chao Fawn
Kimberly Quinn Regina
Loretta Devine Velma
Jesse Garcia Hector
Edi Patterson Margie
Emily Tremaine Alice
Dickson Obahor Hank