Der brillante Kopf hinter der Detektiv Conan – Reihe ist Gosho Aoyama, welcher seit 1994 regelmäßig neue Manga-Bände veröffentlicht. Seine Krimigeschichten bilden zudem die Vorlagen für die über 1000-Folgen lange Serie, die in Japan immer weiter verlängert wird, sowie die unzähligen Spielfilme, die es seit einigen wenigen Jahren sogar auf die deutschen Kinoleinwände schaffen. Dabei arbeitet er stets mit verschiedenen Drehbuchautoren zusammen, die seinen Vorlagen den entsprechenden Schliff verleihen. Der Regieposten ist zumeist jedoch immer gleich besetzt und nur wenige Wechsel in den vergangenen Jahrzehnten sorgten für neue Einflüsse auf die Reihe. Nun ist es jedoch wieder so weit. Den 25. Film hat Susumu Mitsunaka übernommen, der zuvor im Grunde nur an der Entwicklung der HAIKYU!!-TV-Serie sowie den zugehörigen Filmen beteiligt war. Im Rahmen einer vorzeitigen Fan-Premiere wurde DETEKTIV CONAN – DIE HALLOWEEN BRAUT bereits am 20. Mai 2022 ersten Fans in einigen Städten präsentiert.
Darum geht es
Als die Hochzeit des ehemaligen Polizeichefs, der kürzlich erst bedroht wurde, ansteht, werden Kogorō und Megure gebeten, sich um die Sicherheit der Veranstaltung zu kümmern. In Vorbereitung darauf greifen sie zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Zeitgleich geschehen einige Bombenanschläge in der Stadt, die Miwako an ihren früheren Partner Jenpei Matsuda erinnern lassen, der im Einsatz bei einer Bombenentschärfung tragischerweise ums Leben kam. Conan geht der Sache auf den Grund und steht enorm unter Druck, da sogar der Undercoveragent Rei Furuya, besser bekannt als Bourbon, mit einer Bombe um den Hals ums Leben ringt. Die Ermittlungen werden so heikel wie noch nie, denn nicht nur Ai und Kogorō sehen dem Tod ins Auge, auch die Detektive Boys und Conan selbst werden Ziel grausamster Anschläge, die allesamt nur eine Vorbereitung für die totale Vernichtung Tokyos sind.
Rezension
Mit Applaus der Fans eröffnet das 25. Filmabenteuer des jungen Detektivs die neue Geschichte, denn endlich ist es so weit und Miwako Sato und Wataru Takagi stehen vor dem Traualtar. Wer sich im Conan-Universum auskennt, weiß, dass Takagi ein schüchterner Polizist ist, der seit jeher in seine Kollegin verliebt ist, aber enorme Schwierigkeiten damit hat es ihr zu zeigen. Immer wieder ist er dabei auf Hilfe von außen angewiesen und umso überraschender erscheint der Fanservice, der die Hoffnungen des Publikums endlich belohnt. Tatsächlich wird uns mit dieser Eröffnungsszene ein typisches Motiv der Reihe präsentiert: Fanservice auf Raten. Sowohl die Serie als auch die Filme arbeiten immer auf eine Auflösung und Erfüllung der unterschiedlichsten Entwicklungen hin, welche jedoch schlussendlich auf unbestimmte Dauer hinausgezögert werden, um damit das Publikum bei der Stange zu halten. Dies funktioniert und findet für gewisse Teile der Story auch hier wieder statt.
Diese Filmreihe ist nicht nur etwas für die wahren Fans, die sich mit allen Werken auskennen, sondern holt jeder einzelne Film auch neue Zuschauende ab und erklärt, worum es geht und welche Figur welche Funktion einnimmt. Ein früher Einspieler stellt jede Person und die Gadgets des Detektivs ausführlich vor. Dieser Einspieler wurde rundum erneuert und erhält nun ein komplett neues Design. Während jedoch normalerweise die Kamera an dem Protagonisten Conan Edogawa klebt und uns seine Erlebnisse präsentiert, wechselt die Perspektive nun mehr recht häufig und zeigt uns verschiedene inhaltliche Elemente auch durch die Augen anderer Figuren. Dabei entsteht leider das Problem, dass oftmals unklar wird, woher der Schülerdetektiv eigentlich seine Information herholt, um diese dann geschickt zu kombinieren. Interessanterweise wendet der Streifen in dieser Hinsicht sogar einiges an Selbstironie an und scherzt mit eben jenen lächerlichen Entwicklungen.
Bei US-Konzernen geklaut?
DETEKTIV CONAN – DIE HALLOWEEN-BRAUT ist deutlich humoristischer und teilweise auch härter anzusehen als die vielen Vorgänger, bleibt dabei jedoch noch immer ein Jugendkrimi, der dem immer gleichen Schema folgt. So nimmt der expositorische Teil wieder einmal die meiste Zeit in Anspruch und konfrontiert uns mit einer Menge überflüssigen Informationen, die gut und gerne auf die Hälfte hätten runtergestampft werden können. Diese Ersparnis wiederum hätte einen effektiveren Spannungsaufbau ermöglicht, der hier nur sehr mäßig stattfindet. Trotz der vielen Figuren ist es allerdings einfacher für das Publikum bei der Sache zu bleiben, als noch bei den vorherigen Teilen, da einfach eine viel gradlinigere Struktur etabliert ist, die nur hin und wieder durch diverse Rückblicke unterbrochen wird. Etwas schade ist es nur, dass der oder die Täter*in bereits für das Laienauge frühzeitig erkennbar werden, wodurch es ein wenig an Mystik missen lässt.
Üblicherweise wird versucht, Origin-Storys zu erzählen, die oftmals nur funktionieren, weil es sich hierbei um Anime-Filme handelt. In diesem Teil jedoch scheint sich das Filmteam arg an der amerikanischen Industrie bedient zu haben, denn sowohl THE BATMAN als auch STIRB LANGSAM: JETZT ERST RECHT schimmern immer wieder deutlich durch die Story hindurch und lassen die Frage aufkommen, wer nun von wem abgeschrieben hat. Zudem setzt Aoyama wieder einmal auf das Suspension of Disbelieve, was für alle Fans wohl keine große Überraschung darstellt, zunehmend aber den Spaß an der Krimigeschichte raubt, da offenbar alles zu jedem Zeitpunkt möglich ist. Insbesondere überschreiten die Fähigkeiten der Figuren alles Menschenmögliche um ein Vielfaches. Bis zu einem gewissen Grad sind die Übertreibungen durchaus tolerierbar und mit dem Anime-Stil vereinbar, doch mittlerweile wird diese Grenze leider maßlos überschritten und ausgereizt.
Viel Lärm um Nichts
Auch wenn Selbstjustiz zum Aufhänger der Geschichte gemacht wird und diese zurecht auch infrage gestellt wird, erscheint die ganze Story eher unbedeutend und versetzt das Publikum in eine Hypnose der Fanfreude. DETEKTIV CONAN – DIE HALLOWEEN-BRAUT bringt uns keinen Meter voran in unserem Wissen um die Figuren oder die Handlung und ist auch nach der Sichtung schnell wieder vergessen. Stattdessen setzt Aoyama zunehmend auf Effekthascherei durch groß angelegte Bilder und einfallsreiche Szenarien, verliert dabei jedoch völlig aus den Augen, dass eine knifflig angelegte Krimigeschichte auch ohne all den Bombast funktionieren würde und teilweise sogar das Publikum besser in den Bann zieht als die vielen Oberflächlichkeiten, die mittlerweile Einzug halten in die Reihe. Es fehlt die Aussagekraft, der Mut und die Bedeutung, wodurch die Conan-Welt zunehmend eintönig wird und auch von der technischen Modernisierung nicht mehr profitieren kann.
Fazit
Schlussendlich sehen wir also auch im 25. Teil der Filmreihe wieder nur einen mittelmäßigen Film, der zwar in einzelnen Szenen durch charmante Bedrohungen punkten kann, die jedoch deutlich unintelligenter aufgelöst werden und nicht vom detektivischen Spürsinn unseres Helden zeugen. Mit Halloween hat das Werk zudem nur wenig zu tun und so bekommen wir statt dem erwarteten Grusel nur ein immer wieder verwendetes Storyschema, bei welchem nur die Figuren und Schauplätze ausgetauscht werden. Garniert mit ein wenig Fanservice gibt es immer wieder ein paar Momente, die zum Schmunzeln anregen oder gar schockieren, doch ähnlich wie im MCU fehlt den Schöpfern der Mut einmal unerwartete Wege zu gehen und Fakten zu schaffen. Nach über 20 Jahren wäre es vielleicht endlich einmal so weit, einen Schritt vorwärtszugehen. Ein 26. Teil ist allerdings schon angekündigt und wird durch eine kurze, aber prägnante Aftercredit-Szene eingeläutet – die Hoffnung bleibt also für die Zukunft bestehen.
Die Detektiv Conan – Reihe hat etwas Magisches an sich. Die Krimigeschichten sind inbrünstig und leidenschaftlich erzählt und bieten uns darüber hinaus noch eine tolle romantische Geschichte, die zudem auch die Themen Freundschaft und Familie aufgreift. Doch würde ich die Reihe jemandem empfehlen, der nicht viel mit Anime zu tun hat? Wohl kaum, oder jedenfalls nur auszugsweise. Hier sind die Filme tatsächlich immer ein guter Einstieg, da sie stets eine Story umfassen, die in sich abgeschlossen ist und dabei sogar noch die gesamte Welt des Conan Edogawa kurz aufdröseln. Mit dem mittlerweile 25. Film schließen die Macher nahtlos an den Stil vorheriger Produktionen an und liefern uns Fanservice auf Raten, der zwar sehr unterhaltsam ist und einige charmante Momente besitzt (die teilweise sogar schon in den Fremdscham abgleiten können), aber dennoch ein wenig an Kreativität und Intelligenz missen lässt.
Statt einem gewieften Fall, bei dem wir hautnah die Aufklärung verfolgen, sehen wir eigentlich nur viel expositorische Erzählung, welche die Fans begeistern soll, dies teilweise auch schafft, aber letztlich doch sehr harmlos um die Ecke kommt. Zudem scheint langsam ein wenig Einfallslosigkeit einzusetzen, denn mehrere Szenen erinnern an bekannte US-amerikanische Szenarios. Die großen Gefühle werden uns somit auch hier wieder vorenthalten, wodurch wir zwar kein schlechtes Werk erhalten, aber letztlich doch nur ein wenig Zeit vertrödeln. Teil 26 ist schon angekündigt und die Hoffnungen bleiben, dass wir hier endlich wieder großes Krimikino erleben.
The brilliant mind behind the Detective Conan series is Gosho Aoyama, who has regularly published new manga volumes since 1994. His crime stories also form the templates for the series, which is over 1000 episodes long and is constantly being extended in Japan, as well as the countless feature films that have even made it to German cinema screens in recent years. He always works with different scriptwriters who put the appropriate finishing touches on his scripts. The directing position, however, is usually always occupied by the same people, and only a few changes in the past decades have brought new influences to the series. Now, however, the time has come again. The 25th film has been taken over by Susumu Mitsunaka, who was previously basically only involved in the development of the HAIKYU!! TV series and the associated films. In an early fan premiere, DETECTIVE CONAN – THE BRIDE OF HALLOWEEN was already presented to the first fans in some cities on 20 May 2022.
Here’s what it’s all about
When the wedding of the former police chief, who was recently just threatened, is coming up, Kogorō and Megure are asked to take care of the security of the event. In preparation, they resort to extraordinary measures. At the same time, several bombings occur in the city, making Miwako remember her former partner Jenpei Matsuda, who tragically died in the line of duty defusing a bomb. Conan gets to the bottom of it and is under enormous pressure as even undercover agent Rei Furuya, better known as Bourbon, is struggling to die with a bomb around his neck. The investigation becomes more delicate than ever as not only Ai and Kogorō face death, but the Detective Boys and Conan themselves become targets of the most gruesome attacks, all of which are just a preparation for the total destruction of Tokyo.
Review
With applause from fans, the young detective’s 25th film adventure opens the new story as the time has finally come for Miwako Sato and Wataru Takagi to walk down the aisle. Those familiar with the Conan universe know that Takagi is a shy policeman who has always been in love with his colleague, but has enormous difficulties showing it to her. Again and again he has to rely on outside help, and the fanservice that finally rewards the audience’s hopes seems all the more surprising. In fact, this opening scene presents us with a typical motif of the series: Fanservice in instalments. Both the series and the films always work towards a resolution and fulfilment of various developments, which are, however, ultimately delayed indefinitely in order to keep the audience interested. This works and takes place again here for certain parts of the story.
This film series is not just for the true fans who are familiar with all the works, but each individual film also picks up new viewers and explains what it is about and which character takes on which function. An early one-shot introduces each character and the detective’s gadgets in detail. This one-shot has been completely revamped and now has a completely new design. However, while the camera usually sticks to the protagonist Conan Edogawa and presents his experiences to us, the perspective now changes quite frequently and shows us various elements of the content through the eyes of other characters. Unfortunately, this creates the problem that it is often unclear where the school detective actually gets his information from in order to then cleverly combine it. Interestingly, the film even uses some self-irony in this respect and jokes with these ridiculous developments.
Stolen from US corporations?
DETECTIVE CONAN – THE BRIDE OF HALLOWEEN is clearly more humorous and sometimes harder to look at than its many predecessors, but still remains a juvenile crime thriller that follows the same pattern. The expository part once again takes up most of the time and confronts us with a lot of superfluous information that could easily have been cut down to half. This saving, in turn, would have allowed for a more effective build-up of tension, which only takes place very moderately here. Despite the many characters, however, it is easier for the audience to stay with the story than in the previous parts, because a much more straightforward structure has been established, which is only interrupted now and then by various flashbacks. It’s just a shame that the perpetrator or perpetrators are already recognisable to the layman’s eye early on, which makes it lack a bit of mysticism.
Usually, attempts are made to tell origin stories, which often only work because they are anime films. In this part, however, the film team seems to have borrowed heavily from the American industry, because both THE BATMAN and DIE HARD: WITH A VENEGEANCE shimmer clearly through the story again and again, raising the question of who copied from whom. In addition, Aoyama once again relies on the Suspension of Disbelief, which is probably not a big surprise for all fans, but increasingly robs the fun out of the crime story, since apparently anything is possible at any time. In particular, the characters’ abilities exceed anything humanly possible many times over. Up to a certain point, the exaggerations are quite tolerable and compatible with the anime style, but in the meantime this limit is unfortunately exceeded and exhausted beyond measure.
Much ado about nothing
Even though vigilante justice is made the hook of the story and is also rightly questioned, the whole story seems rather insignificant and puts the audience into a hypnosis of fan joy. DETECTIVE CONAN – THE BRIDE OF HALLOWEEN does not advance our knowledge of the characters or the plot one metre and is also quickly forgotten after the viewing. Instead, Aoyama increasingly relies on showmanship through large-scale images and imaginative scenarios, but completely loses sight of the fact that a tricky crime story would also work without all the bombast and sometimes even captivates the audience better than the many superficialities that have now found their way into the series. It lacks the expressiveness, the courage and the meaning, making the Conan world increasingly monotonous and also unable to benefit from the technical modernisation.
Conclusion
In the end, we see only a mediocre film in the 25th part of the film series, which can score points with charming threats in individual scenes, but which are resolved much less intelligently and do not bear witness to our hero’s detective instinct. Moreover, the work has little to do with Halloween and so instead of the expected creepiness we only get a repeatedly used story scheme in which only the characters and settings are changed. Garnished with a little fanservice, there are always a few moments that make you smile or even shock you, but similar to the MCU, the creators lack the courage to go unexpected ways and create facts. After more than 20 years, it might finally be time to take a step forward. However, a 26th part has already been announced and is heralded by a short but concise after-credit scene – so hope remains for the future.
Originaltitel | Meitantei Conan: Halloween no Hanayone |
Kinostart | 31.05.2022 |
Länge | ca. 110 Minuten |
Produktionsland | Japan |
Genre | Anime | Krimi | Action | Komödie |
Verleih | Crunchyroll | KAZÉ |
FSK | unbekannt |
Regie | Susumu Mitsunaka |
Drehbuch | Takahiro Ōkura | Gosho Aoyama |
Besetzung | Rolle | dt. Besetzung |
Chafûrin | Kommissar Juzo Megure | K. Dieter Klebsch |
Tôru Furuya | Toru Amuro | Konrad Bösherz |
Megumi Hayashibara | Ai Haibara | Andrea Kathrin Loewig |
Kazuhiko Inoue | Ninzaburo Shiratori | Alexander Doering |
Yukiko Iwai | Ayumi Yoshida | Julia Meynen |
Rikiya Koyama | Kogorō Mori | Jörg Hengstler |
Sato | Gundi Eberhard | |
Takagi | Karlo Hackenberger | |
Wataru Takagi | Genta Kojima | Michael Iwannek |
Minami Takayama | Conan Edogawa / Shin’ichi | Tobias Müller |
Wakana Yamazaki | Ran Mori | Giuliana Jakobeit |
Ikue Ôtani | Mitsuhiko Tsuburaya | Fabian Hollwitz |
Professor Agasa | Frank Ciazynski | |
Matsuda | Matti Klemm |
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