Review Fakten + Credits


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Rezension

BOTTOMS (2023) trifft auf EIN ZWILLING KOMMT SELTEN ALLEIN (1998). Das wird verknüpft mit einem unverkennbaren John Waters Einfluss und mehr vulgären Ausdrücken als man zählen kann. Et voilà: Daraus entsteht DICKS: DAS MUSICAL, adaptiert von dem Off-Broadway Musical „Fucking Identical Twins“. In diesem sexpositiven, trashigen und vor allem queeren Comedy-Musical von Regisseur Larry Charles (BORAT, SEINFELD) geht es um die narzisstischen und frauenverachtenden eineiigen Zwillinge Craig (Josh Sharp) und Trevor (Aaron Jackson), die bei der Geburt voneinander getrennt wurden. Während Craig bei seinem frisch als schwul geouteten Vater (Nathan Lane) aufwuchs, wurde Trevor von seiner eigenartigen und extravaganten Mutter (Megan Mullaly) großgezogen.

an einem gelben Geländer steht eine in ein enges, schwarzes Kleid gekleidete Frau, Geldscheine wirbeln um sie herum

Dicks: Das Musical ©2024 SquareOne Entertainment

Eines Tages treffen die beiden im gleichen Bürogebäude ein und finden wieder zueinander. Beide scheinen ein perfektes Leben zu haben: Erfolgreich bei der Arbeit, beliebt bei den Frauen (vor allem im Bett) und vor Selbstbewusstsein strotzend. Dennoch fehlt ihnen eines: eine richtige und vereinte Familie. Kurzerhand tauschen die beiden ihre Identitäten und versuchen für den Wunsch nach Liebe und Bindung, ihre Eltern wieder zusammenzubringen.

Queer, Gen Z und viel zu oft online

Kaum ein Film ist sich der Zielgruppe so sehr bewusst wie DICKS: DAS MUSICAL. Beginnend als Gespött über heterosexuelle, erfolgsgesteuerte und frauenfeindliche Männer à la Andrew Tate, geht die Botschaft des Films zu „Love is Love“ (also Liebe ist Liebe) über – und zwar in jeglichen Formen. Denn selbst vor Inzest macht der Film nicht halt…

Nein, stattdessen schlägt der Film genau die Route ein, die die Zuschauer*innen zweifellos spalten wird. Das Wort Penis fällt in fast jedem zweiten Satz, schräge Musical-Nummern mit zugegeben teils eingängigen Songs kommen genauso vor wie anrüchige Dialoge über Sexualität und übers Sex haben, bei denen man fast nur den Kopf schütteln kann. Während junge Menschen aus der LGBTQ+ Community, die mit dem Handy in der Hand aufgewachsen sind, also höchstwahrscheinlich aus dem Lachen nicht mehr herauskommen, ist es genauso gut vorstellbar, dass die Generation der Boomer den Film nach fünf Minuten ungläubig beendet.

hinter einem Gitter stehen zwei kahle, runzlige, menschenähnliche Gestalten in Windeln

Dicks: Das Musical ©2024 SquareOne Entertainment

Zu viel des Guten?

Die Intention hinter DICKS: DAS MUSICAL, so exzessiv, verrückt und polarisierend wie nur möglich zu sein, ist gleichzeitig seine größte Schwäche. Klar, urkomische Gags und lustige Referenzen zur aktuellen Pop-Kultur sind in Maßen immer gern gesehen. Stichwort: in Maßen. Denn auch wenn diese komödiantischen Elemente ab und an mal landen, fehlt es dem Film gänzlich an Tiefe.

Es ist schier unmöglich, die eigentliche Handlung – Trevor und Craig sich wiederfinden und ihre Eltern wiedervereinen wollen – ernst zu nehmen, wenn alles drum herum als Lachnummer gesehen wird. Dazu kommt, dass ab Mitte des Films schlichtweg die Luft raus ist. Die Witze werden zu oft gebracht, und der „Schock-Effekt“ ebbt mit der Zeit ebenfalls ab.

Überraschend einprägsam

Auf der anderen Seite sind die Musicalnummern, die in DICKS: DAS MUSICAL alles andere als zu kurz kommen, ein erstaunlich frischer Wind, der durch den Film hindurch weht. Die beiden Hauptdarsteller Josh Sharp und Aaron Jackson – die auch die Erschaffer des Musicals sind, auf welchem der Film basiert – liefern Performances und singen Gigs, die nicht nur einschlägig, sondern ebenfalls gut choreografiert sind. Auch US-Rapperin Megan Thee Stallion, die im Film eine Nebenrolle als tonangebende Chefin spielt, liefert eine besondere Nummer ab, die extrem viel Spaß macht.

in einem goldenen Gewand steht ein blonder Mann mit Ohrringen vor einem wolkenähnlichen Hintergrund

Dicks: Das Musical ©2024 SquareOne Entertainment

Immerhin nicht nur singend, sondern auch schauspielerisch zeigen alle Darsteller*innen eine überzeugende Leistung. Vor allem Nathan Lane ist als schräger und teilzeit-schwuler Vater an Komik kaum zu überbieten.

Fazit

Ohne irgendwelche Spoiler kann man kaum erklären, warum das Ende des Films völlig über die Stränge schießt und den Gesamteindruck des Films beinahe gänzlich zerstört. Als Fazit lässt sich aber sagen, dass DICKS: DAS MUSICAL in gewissen Teilen ein großer Spaß (nicht für die gesamte Familie) ist, der mit einigen Gags und Songs zum Lachen animiert. Der Spaß hört aber dann auf, wenn der Film zu viel will.

Denn statt einem ausgeglichen Comedy-Musical wird der Film schnell zur albernen Lachnummer, die kaum emotionalen Nährwert bietet. Auch die teils kontroversen und provokativen Komponente – z.B. ein schwuler Gott oder ein schwuler Mann, der mit der abgefallenen Vagina einer Frau verkehrt – fallen flach und fordern mit der Zeit die Geduld des Publikums heraus. Glücklicherweise beläuft sich die Filmlänge auf knackige 86 Minuten. Immerhin wusste man in der Hinsicht, wann genug ist.

DICKS: DAS MUSICAL ist ab dem 13. September als DVD und Blu-ray, sowie bereits seit dem 29. August digital, erhältlich.

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Originaltitel Dicks: The Musical
Kinostart 6.10.2023
Länge: 86 minuten
Produktionsland United States of America
Genre: Musik | Komödie
Regie Larry Charles
Executive Producer Aaron Jackson | Josh Sharp | Marius de Vries | Jeremy Reitz | James Spetner
Producer Karl Saint Lucy | Kori Adelson | Peter Chernin | Adam Feil | Jenno Topping | Larry Charles
Kamera Michelle Lawler
Visual Effects Patrick Longstreth
Musik Karl Saint Lucy | Marius de Vries
Cast Josh Sharp, Aaron Jackson, Nathan Lane, Megan Mullally, Bowen Yang, Megan Thee Stallion, Tom Kenny, Frank Todaro, Oscar Montoya, Sonya Eddy, Blake Daniel, Danielle Perez, Amy Jo Jackson, Nick Offerman, D'Arcy Carden, Marius de Vries, Yoli Lara, Desiree Estrada, Eric Ritter

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