Kinostart: 30.01.2020
Länge: ca. 101 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Stephen Gaghan
Schauspieler: Robert Downey Jr. | Antonio Banderas | Michael Sheen
Genre: Komödie | Familie | Abenteuer
Verleiher: Universal Pictures Germany
Hugh Lofting war ein englischer Schriftsteller, welcher vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebte und die Grundlage für die, in diesem Film erzählte, Geschichte lieferte. Er hat die Figur im Schützengraben des Ersten Weltkriegs erschaffen und was eigentlich nur eine tolle Geschichte für seine Kinder hin der Heimat sein sollte wurde schnell zu einem großen Erfolg. Dieser drängte ihn dazu weitere Bücher über Doktor Johann Dolittle zu verfassen, so dass es insgesamt zwölf Werke gab.
Erstmalig erzählt im ersten Weltkrieg – Noch immer aktuell
Zudem wurden die Geschichten seither mehrfach verfilmt. Anfangs nur mit mehreren Acht-Minuten-Kurzfilmen, entstand 1967 endlich eine Langfassung über die Abenteuer der Figur. Trotz siebenfacher Nominierungen weiterer zwei Auszeichnungen für einen Oscar ruinierte der Film fast das Filmstudio 20th Century Fox, da die Produktionskosten unermesslich hoch waren im Vergleich zu den letztendlichen Gewinnen. Es folgte noch eine amerikanische Zeichentrickserie sowie die recht bekannte Filmreihe mit Eddie Murphy, die jedoch nur ansatzweise an die tatsächlichen Geschichten angelehnt ist.
In DIE FANTASTISCHE REISE DES DR. DOLITTLE ist ein großartiger Synchroncast zusammengetreten, um die fantastische Welt des Doktors, der mit Tieren sprechen kann, akustisch zu perfektionieren. Darunter sind zu hören: Tom Holland (SPIDER-MAN: HOMECOMING), Rami Malek (BOHEMIAN RHAPSODY), JOHN CENA (BUMBLEBEE), Ralph Fiennes (HARRY POTTER, JAMES BOND 007: SKYFALL), Marion Cotillard (INCEPTION), Emma Thompson (LAST CHRISTMAS, LATE NIGHT), Selena Gomez (THE DEAD DON’T DIE), Octavia Spencer (PLÖTZLICH FAMILIE), Carmen Ejogo (SELMA) und Kumail Nanjiani (THE BIG SICK). Auch der deutsche Synchronsprecher-Cast hat einige hochkarätige Namen vorzuweisen.
Dr. Dolittle – Der Arzt, der mit Tieren sprechen kann
Doch wird nun zum gefühlt zehnten Mal dieselbe Geschichte um die zentrale Figur erzählt? Nicht ganz. Dies stellt vielmehr eine Art Fortsetzung ohne Ursprung dar.
Dr. Dolittle lebt einsam in seinem riesigen Anwesen zusammen mit seinen Tieren, ohne dieses jemals zu verlassen. Die Tore sind seit dem Tod seiner geliebten Frau geschlossen und vermodern in den tiefen eines Waldes. Doch dieses ungestörte Leben soll ein jähes Ende finden, als die junge Königin Victoria plötzlich erkrankt und mit dem Tod kämpft.
Da sie die Einzige ist, die das Anwesen schützt, muss sich Dr. Dolittle wiederwillig auf den Weg machen ihr zu helfen. Leider ist es nicht mit nur ein paar Schmerzmitteln getan, sondern ist eine Medizin erforderlich, die nur sehr weit weg zu finden ist und einer abenteuerlichen Reise bedarf. Doch gemeinsam mit seinen treuen Helfern bestehend aus den verschiedensten Tieren, bricht er auf und muss sich nicht nur verschiedenen Gefahren stellen, sondern auch seiner eigenen Vergangenheit.
Ein kindliches Abenteuer für Alt und Jung
Mit DIE FANTASTISCHE REISE DES DR. DOLITTLE schafft es nun endlich mal wieder eine schöne und unterhaltsame Idee eines Kinderfilms auf die Leinwand. Zwar schon vielfach erzählt, wird nun einer neuen Generation von Kindern das magische Leben einer längst vergessenen und doch stets aktuellen Figur präsentiert. Dieser Film beweist, dass Märchen noch immer funktionieren und nicht von heutigen unflätigen und stupiden passiv aggressiven Filmen abgelöst werden müssen. Im Kern der Erzählung simpel, bietet das Werk doch viel Raum für Interpretationen und zeigt dabei, dass einfache Handlungsabläufe durchaus auch ihren Charme haben können.
Doch fangen wir etwas chronologischer an: Anfangs wird mit Hilfe von Zeichenanimationen eine kleine Vorgeschichte erzählt, begleitet durch eine erklärende Off-Stimme, die einen groben Umriss um die vergangenen Geschehnisse gibt und die Voraussetzung schafft, an der dieses Werk dann ansetzt zu erzählen. Hierbei handelt es sich scheinbar nicht auf einen direkten Bezug zu einem früheren Werk, sondern werden vielmehr die Figuren nur aus den Kindergeschichten von Hugh Lofting übernommen und neu miteinander vernetzt. Diese gesamte einführende Geschichte wirkt zudem sehr angelehnt an das Werk CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK, indem sich ebenfalls ein populäres Idol hinter die eigenen Mauern zurückzieht nach einer Art Schicksalsschlag, um fernab von den Menschen sein Dasein zu fristen.
Genialer Synchron-Cast
Doch liefert DIE FANTASTISCHE REISE DES DR. DOLITTLE zumindest eine gänzlich andere Plotentwicklung sowie einen deutlich angenehmeren Humor. Recht häufig bezieht sich dieser auf klischeehafte Darstellungen der jeweiligen Tiere, wie einem Hund, der es genießt an Pos zu riechen. Auch lässt der Film keine Gelegenheit aus, um süße Tierchen in einer hinreißenden Pose zu zeigen. Dieses Mittel ist spätestens seit dem gestiefelten Kater aus SHREK ein häufig genutztes Mittel, um die Begeisterung der Zuschauer etwas zu heben. Stets mit Erfolg wohlgemerkt!
Unnötig zu erwähnen ist als eine der großen Stärken natürlich auch die Synchronisation. Für diese Rezension wurde die deutsche Synchronfassung gesehen, daher ist das Original natürlich nur schwer bewertbar, doch hat die breite Masse an populären Stimmgebern es immer wieder geschafft den animierten Tieren stets den richtigen Charme einzuverleiben durch präzise betonte Dialoge. Die wohl Besten Aussagen stammen dabei vom Eichhörnchen, welches von Craig Robinson im Originalton gesprochen wird. Dies erhält zwar nur wenige Auftritte und sehr vereinzelte Sätze, doch ist jeder davon ein Garant für einen Lacher.
Robert Downey Jr. zeigt was er kann
Doch nicht nur in der Tierwelt sind starke Auftritte zu finden. Robert Downey Jr., der in den Medien im Alleingang als Aushängeschild für den Film auftritt, zeigt nach seiner langen Reise durch das Marvel-Universum, dass er auch noch andere Rollen als IRON MAN beherrscht. Zwar schafft er es nicht ganz den arroganten und schnöseligen Auftritt seiner vorherigen Rollen abzulegen, doch wirken jegliche Interaktionen stets hochprofessionell. Von einer schauspielerischen Meisterleistung noch weit entfernt, fügt sich seine Figur dennoch ansehnlich und herausstechend in das Gesamtensemble ein.
Leider jedoch gibt es auch viele Aspekte, die leider nicht so ganz funktionierten und daher DIE FANTASTISCHE REISE DES DR. DOLITTLE doch nur in den großen Einheitsbrei der vielen Abenteuerfilme zurückwirft. Angefangen bei den Animationen, die zu Beginn doch noch sehr unansehnlich sind (insbesondere als Harry Collett auf einer Giraffe reitet -> katastrophale visuelle Übergänge) und nur langsam an Qualität gewinnen, bis hin zu inhaltlicher Inkonsequenz und überflüssigem massiven Gebrauch von verschiedenen Stilmitteln.
Eine Reise ins Nichts mit simplem Ziel
Der wohl unschönste Aspekt der abenteuerlichen Reise ist, dass die versteckte geheimnisvolle Insel, welche von der Gruppe aufgesucht werden soll, letztlich doch gar nicht so versteckt und geheimnisvoll ist. Zwar wartet dort auf den Zuschauer eine tolle Überraschung, welche dem Film auch tatsächlich noch einen schönen positiven Schub verleiht, doch wirkt der Reiseverlauf rückblickend völlig unsinnig und zerstört damit auch massiv die gesamte Handlung. Zudem finden immer wieder Ekelhumor und Fäkalsprache Zugang zum Film und schubsen diesen damit ebenfalls in eine nicht so schöne Ecke. Kommen moderne Filme nicht mehr ohne diese aus oder muss man sich unbedingt dem Sprachstil der Jugend anpassen, um bei diesen überhaupt die Chance zu erhalten gesehen zu werden?
Insgesamt zeigt Universal Pictures mit dieser Neuinterpretation der berühmten Kindermärchen von damals also eine unterhaltsame und abenteuerliche Geschichte, die vor allem die mangelnde Trailerqualität doch weit übersteigt und damit durchaus guckbar wird. Bildgewaltig und magisch kommt DIE FANTASTISCHE REISE DES DR. DOLITTLE daher, birgt jedoch auch einige unangenehme Momente, welche vielleicht nicht für alle Kinderaugen und -ohren zu empfehlen sind. Abschließend werden noch sehr schöne Malerei-Gemälde aller Darsteller und der unterschiedlichen Tierfiguren gezeigt, welche einen wirklich schönen Schluss bilden. Wenn sie mal tatsächlich der Schluss gewesen wären. Es folgt noch eine weitere kurze Szene, welche nicht unbedingt notwendig gewesen wäre, aber damit durchaus dem modernen Trend folgt.
In einem wirklich abenteuerlichen Werk werden tolle Bilder mit unterhaltsamen Dialogen, gesprochen von der internationalen Schauspielelite, vereint und durch mehr oder weniger gute Animationstechnik in ein rasanten Storyverlauf gequetscht. Der Film hält zwar einige Lacher parat und lässt den Zuschauer wunderbar in der magischen und dennoch recht realen Welt versinken, bietet aber dennoch auch einige recht unangenehme Momente, die eine Altersbeschränkung, wenn auch nur mit einer FSK 6, absolut erforderlich machen. Die Story bietet einige Lücken und schmälert daher die anfängliche Begeisterung zunehmend, liefert jedoch auch in unregelmäßigen Abständen auch wieder einige fantastische Hochpunkte, die somit das Werk immer im letzten Moment vor der totalen Pleite noch retten.