Review Fakten + Credits


Rezension

Es gibt immer wieder Filme, bei denen man sofort bemerkt: Hier wurde eine Vision mit viel Herzblut verwirklicht. Bereits in den ersten Minuten von DIE LEGENDE VON OCHI zeigt sich, dass dies einer dieser Filme ist – zumindest visuell. Der Mystery-Fantasy-Abenteuerfilm ist das Spielfilmdebüt von Isaiah Saxon, der zuvor einige Musikvideos, unter anderem für die isländische Künstlerin Björk, inszenierte. Was seinen Debütfilm so besonders macht: Während alle Schauplätze und Figuren real gedreht wurden, ist der eigentliche Star des Films – das Ochi – ein Baby-Yoda-ähnliches Wesen, das ausschließlich mithilfe von praktischen Effekten wie Puppenspiel, Stop-Motion-Technik und 3D-Animation beeindruckend zum Leben erweckt wird. Das klingt nicht nur eindrucksvoll und einzigartig, es sieht auch dementsprechend aus.

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Die Handlung erinnert ein wenig an einen Mix aus E.T. und DRACHENZÄHMEN LEICHT GEMACHT. So befinden wir uns auf der Insel Carpathia im Schwarzen Meer und folgen Yuri. Das schüchterne Mädchen wurde wie viele Einwohner*innen dazu erzogen, sich vor den Ochis zu fürchten, da sie als enorm gefährlich gelten. Yuri wird von der deutschen Schauspielerin Helena Zengel verkörpert, die in SYSTEMSPRENGER ihren Durchbruch feierte. Dort zeichnete sich ihre schauspielerische Leistung vor allem durch unkontrollierte Emotionen und Wutausbrüche aus, in DIE LEGENDE VON OCHI ist Yuri jedoch ein sehr schüchternes und in sich gekehrtes Mädchen.

Eines Tages entdeckt sie ein kleines Ochi, dessen Bein sich in einer Falle verfangen und verletzt hat. Entgegen den Lehren ihres Vaters (gespielt von Willem Dafoe) entscheidet sie sich, das Ochi zu beschützen und nimmt es mit zu sich nach Hause. Im weiteren Verlauf begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise, um das Baby wieder zu seiner Familie zurückzubringen. Unterwegs trifft sie wieder auf ihre verloren geglaubte Mutter und wird gleichzeitig von ihrem Vater und seiner unangenehmen Jungs-Truppe verfolgt.

Ausblick in ein wolkenverhangenes Tal, durch welches ein Fluss führt, rechts im Bild auf einem Felsvorsprung eine Gruppe Jungen und ihr Vater

Die Legende von Ochi ©2025 Plaion Pictures

Optik top, Story flop

Klingt nach einer vertrauten Geschichte? Ist sie im Kern auch. Womit das größte Problem von DIE LEGENDE VON OCHI schon erzählt ist. Doch zuerst das Positive. Auf der einen Seite spricht für den Film die bereits angesprochene einzigartige künstlerische Bildgestaltung. Die Ochis blenden mühelos in die Schauplätze ein und unterstützen damit den mythisch-fantasievollen Look des Films. Gedreht wurde dafür an verschiedenen Orten in Rumänien. Auch das besondere Colorgrading und die Nutzung von Nebel, Licht und Schatten sind innovativ und tragen überdies zur düsteren und fantastischen Atmosphäre bei.

Andererseits leidet der Film unter einem schwachen Skript und einer bereits vertrauten Handlung, die keine bedeutenden neuen Akzente setzen kann. Dadurch gehen ein Großteil der Magie und auch das Alleinstellungsmerkmal, welches durch die Optik geschaffen wurde, verloren. Den Charakteren fehlt es an Tiefe: Nicht nur Yuri kommt eindimensional daher, einige Figuren, wie etwa die von Finn Wolfhard, hätten sogar gänzlich aus dem Film gestrichen werden können, so unbedeutend sind sie. Durch das unterentwickelte Skript leiden auch die schauspielerischen Darstellungen: Während Willem Dafoe und Emily Watson (als Yuris Mutter) noch einigermaßen den Laden zusammenhalten, wirkt Helena Zengels Darbietung aufgrund fehlender Mimik und viel genuschelten Dialogs monoton. Emotionale Höhepunkte fehlen leider gänzlich. Auch die Filmmusik von David Longstreth hinterlässt keinen besonderen Eindruck und erinnert eher an andere Fantasy-Abenteuerfilme, ohne neue Impulse zu geben.

auf einer Waldlichtung hockt ein affenähnliches Wesen in einer gelben Regenjacke am Boden

Die Legende von Ochi ©2025 Plaion Pictures

Paradoxerweise zieht sich trotz einer relativ kurzen Laufzeit der Mittelteil spürbar, doch gleichzeitig ist der Film zu kurz, um eine emotionale Tiefe und Bindung zu den Figuren aufzubauen. Hierdurch wirkt auch die Bandbreite an angesprochenen Themen ausbaufähig. Von toxischer Maskulinität über Familiengeheimnisse bis hin zu Tierschutz und Umweltbewusstsein. Alles wichtige Themen – keine Frage –, doch sie kommen viel zu kurz und werden nur oberflächlich behandelt.

Fazit

Dagegen lässt sich einwenden, dass der Film ohne Frage für ein jüngeres Publikum gedacht und geeignet ist, das mit derartigen Konzepten möglicherweise noch nicht tiefgehend vertraut ist. Stimmt auch. Aber: Auch jüngere Filmfans verdienen spannende Werke und eine Handlung, die ihnen nicht selbst bereits aus zig anderen Filmen bekannt vorkommt. Potenzial dafür wäre hier auf jeden Fall da gewesen. Umso ärgerlicher, dass DIE LEGENDE VON OCHI aufgrund der schwachen Handlung trotz der einzigartigen Optik schnell in Vergessenheit gerät.

Zu unserem Interview mit Hauptdarstellerin Helena Zengel:

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Review Fakten + Credits


Originaltitel The Legend of Ochi
Kinostart 18.4.2025
Länge: 96 minuten
Produktionsland United States of America
Genre: Familie | Fantasy | Abenteuer
Regie Isaiah Saxon
Executive Producer Anthony Russo | Mike Larocca | Joe Russo | Angela Russo-Otstot | Louise Lovegrove | Alex Plapinger
Producer Traci Carlson | Jonathan Wang | Richard Peete | Isaiah Saxon
Kamera Evan Prosofsky
Musik David Longstreth
Cast Helena Zengel, Willem Dafoe, Emily Watson, Finn Wolfhard, Razvan Stoica, Carol Bors, Andrei Antoniu Anghel, David Andrei Baltatu, Eduard Mihail Oancea, Tomas Otto Ghela, Eduard Ionut Cucu, Stefan Burlacu, Andreea Mustata, Gabriel Spahiu, Puiu-Mircea Lăscuș, Paul Manalatos, Zoe Midgley, Alexandra Dușă, Ana Maria Cucută, Alexandru Condurat

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