In unseren heutigen aufgeklärteren Zeiten werden andere Filme produziert als noch vor 30 Jahren. Damals bediente man sich einiger Stereotypen, um gerade in Komödien für billige Lacher zu sorgen. So stellt sich bei Komödien immer wieder die Frage, ob sie dem Test der Zeit standgehalten haben. Sind Jim Carreys Grimassen aus den 1990ern auch heute noch witzig? Können wir heute noch über HARRY UND SALLY lachen? Und bedient sich JUNGFRAU (40), MÄNNLICH, SUCHT veralteter Klischees? Kurz gesagt: Schaffen es diese Filme auch noch, neue, jüngere Zielgruppen zum Lachen zu bringen? Einer dieser Comedy-Klassiker ist eindeutig DIE NACKTE KANONE mit Leslie Nielsen in der Hauptrolle. Ob David Zuckers Film ein unerschütterlicher Leuchtturm der Comedy ist oder doch nur eine Nebelkerze, erfahrt ihr im folgenden Text.
Darum geht es…
Nachdem Detective Nordberg (O.J. Simpson) ins Visier von Verbrechern geraten ist und unzurechnungsfähig im Krankenhaus liegt, nimmt sein Partner Frank Drebin (Leslie Nielsen) die Ermittlungen auf. Dabei kommt er Drogendealern auf die Schliche, die große Mengen Heroin nach Los Angeles schmuggeln wollen. Er kreuzt dabei immer wieder die Wege des Unternehmers Vincent Ludwig (Ricardo Mantalbán), der scheinbar Verbindungen zur kriminellen Unterwelt hat. Als Ludwig merkt, dass Drebin in seiner Nähe herumschnüffelt, setzt er seine Assistentin Jane Spencer (Priscilla Presley) auf den Polizisten an, um Informationen über den Stand der Ermittlungen zu bekommen. Nebenbei hält sich gerade die Königin von England in Los Angeles auf, wodurch ein großer Teil der Polizei beschäftigt ist, und Drebin auf sich selbst gestellt ist.
Rezension
35 Jahre hat DIE NACKTE KANONE nun auf dem Buckel, und man merkt, dass die Zeit nicht spurlos am Film und an der Besetzung vorbeigezogen ist. Leslie Nielsen ist im Jahr 2010 im Alter von 84 Jahren verstorben, und O.J. Simpson hat mittlerweile eine 9-jährige Haftstrafe hinter sich. Doch hier soll es weniger um das Leben der Darsteller*innen als um den Film selbst gehen. Für viele dürfte DIE NACKTE KANONE als ein Gag-Feuerwerk in Erinnerung geblieben sein, eine Abfolge komischer Momente, bei der man gar nicht hinterherkommt. Wenn man allerdings mittlerweile modernere Filme gewohnt ist, wundert man sich über das gemäßigte Tempo von DIE NACKTE KANONE. Der Film ist zwar gespickt von diversen Slapstick-Elementen, er wirkt im Gegensatz zu heutigen Filmen aber sehr entschleunigt. Dies ist aber kein Schicksal, das nur diesen Film betrifft; bei vielen Filmen aus den 1980ern oder 1990ern wundert man sich im Nachhinein über die Behäbigkeit.
Die viel wichtigere Frage, die euch vermutlich alle beschäftigt, ist: Ist DIE NACKTE KANONE noch genauso komisch, wie man ihn damals wahrgenommen hat? Und darauf kann man ganz klar „ja und nein“ antworten. Moderne Komödien glänzen häufig durch die Schlagfertigkeit und den Wortwitz ihrer Figuren. In den großen Blockbustern Hollywoods sehen wir mittlerweile starke Held*innen, die aus jeder Situation mit einem Spruch herauskommen. Frank Drebin ist kein solcher Held; vielmehr handelt es sich bei Leslie Nielsens Figur um einen liebenswerten Trottel. Er ist die Dekonstruktion von Spionen wie James Bond und stolpert von einer Situation in die nächste. Er fasziniert uns, weil er auf den ersten Blick wie ein charmanter Agent wirkt, dann aber durch seine Imperfektion unsere Erwartungen unterwandert.
Auch heute noch Comedy-Gold?
Wie auch damals zieht DIE NACKTE KANONE seine größte Faszination aus den Gags. Man muss sich eingestehen, dass viele der Witze mittlerweile mehrfach kopiert wurden und dadurch etwas an Wirkung verlieren. Wenn Frank Drebin beispielsweise in ein Fahrschulauto steigt, um ein anderes Auto zu verfolgen, oder wir offensiv sehen, dass der Schauspieler durch einen Stuntman, bzw. eine Puppe ersetzt wurde, entwickelt der Film seine Stärken. Leslie Nielsen gibt dabei in jeder Szene vollen Körpereinsatz und scheitert regelmäßig auf absurde Weise, ohne sich dabei aber aus der Ruhe bringen zu lassen. Erstaunlicherweise verzichtet DIE NACKTE KANONE auf Klischees oder Stereotype, auf die andere Filme aus der Zeit setzen. Der Film zieht seinen Humor weder aus Sexismus noch aus Rassismus; viel mehr sehen wir einen dusseligen Helden, der in bester Charlie-Chaplin-Manier durchs Leben stolpert. Frauenfiguren werden zwar auch hier zu einfachen Stichwortgeberinnen, ohne jegliches Profil, werden in ihren Rollen aber trotzdem ernstgenommen.
Fazit
Obwohl DIE NACKTE KANONE bereits im Jahr 1988 erschienen ist, handelt es sich bei dem Film um eine (bisher) zeitlose Komödie. Der Film schafft es, mit ein paar kleinen Abstrichen, auch heute noch sehr zu unterhalten. Leslie Nielsen ist das große Highlight des Films. Er verkörpert Frank Drebin mit einer solchen Nonchalance, dass es große Freude bereitet, wenn er mal wieder scheitert. Aus heutiger Perspektive ist DIE NACKTE KANONE zwar nicht mehr das Gag-Feuerwerk, für das man ihn in Erinnerung haben könnte, die Witze zünden aber auch heute noch, ohne dabei irgendwelche Klischees zu befeuern. Stattdessen präsentiert uns David Zucker einen Film voller physischer Comedy, voller Slapstick-Momente, voller überraschender Absurditäten, die ihren ganz eigenen Charme erzeugen.
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Originaltitel | The Naked Gun: From the Files of Police Squad! |
Kinostart | 2.12.1988 |
Länge: | 85 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Komödie | Krimi |
Regie | David Zucker |
Executive Producer | Jim Abrahams | David Zucker | Jerry Zucker |
Producer | Robert K. Weiss |
Kamera | Robert M. Stevens |
Visual Effects | Bruce A. Block |
Musik | Ira Newborn |
Cast | Leslie Nielsen, Priscilla Presley, Ricardo Montalban, George Kennedy, O.J. Simpson, Susan Beaubian, Nancy Marchand, Raye Birk, Jeannette Charles, Ed Williams, Tiny Ron, "Weird Al" Yankovic, Leslie Maier, Winifred Freedman, Joe Grifasi, Tony Brafa, Lorali Hart, Nicholas Worth, Ronald G. Joseph, Doris Hess |
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