Wuxia ist ein Genre des chinesischsprachigen Films. Dieses handelt von Kämpfen zu Pferd oder zu Fuß, Soldaten gegen Soldaten. Dies vorwiegend mit Schwertwaffen oder bloßen Händen und in einem (pseudo)historischen Setting. Besonders hierbei sind die fantastischen Elemente. Die Held*innen verfügen über übernatürliche Kräfte und können beispielsweise blitzschnell kämpfen, an Wänden hochlaufen und fliegen sowie Gegner mit bloßen Druck auf deren Akupressurpunkte kampfunfähig machen. Diese Anwendungen sind aber nicht magischen Ursprungs, sondern erfordern jahrelanges Training, Meditation und Selbstbeherrschung.
Wichtig ist, dass die Held*innen aus jeglicher gesellschaftlichen Schicht stammen können. Es geht nicht um die Bedeutung derer Herkunft oder Geschlecht, sondern einen Kodex. Dieser stützt sich auf eine Ethik nahe der konfuzianischen Vorstellung und Gerechtigkeit, die sich nicht zu selten auch gegen die korrupte Obrigkeit stellt.
Das Genre erfreut sich in Taiwan, Hong Kong und neuerdings auch in der Volksrepublik China großer Beliebtheit. Durch ihre Unterscheidung zu westlichen Fantasy- und Abenteuerfilmen, sind die Wuxia-Filme in Hollywood und Europa lange nur Geheimtipps gewesen und erfreuten sich erst dank TIGER AND DRAGON aus dem Jahr 2000 einer größeren Bekanntheit.
Darum geht es
China zur Zeit der Song-Dynastie. Qiao Feng (Donnie Yen) ist ein Ziehkind einer Bauernfamilie und wird von vielen als Außenseiter betrachtet. Aber durch seinen Ehrgeiz und Nächstenliebe verschafft er sich Respekt und wird Anführer der rechtschaffenden Bettlerbande. Als Teil von dieser erlernt er nicht nur die Perfektion des Kampfes mit Waffen, sondern beherrscht auch Kung Fu sowie die Bändigung von Luft und Feuer.
Sein charismatischer Siegeszug endet jedoch, als er des Mordes an einem hohen Mitglied der Bettlerbande beschuldigt wird. Die Beweise stehen gegen ihn und da er ein Abkömmling der Khitan-Dynastie ist, jagen sie ihn fort und schwören Rache. Getrieben von dem Verlangen, seine Ehre wiederherzustellen, trifft Qiao Feng auf die junge A Zhu (Yuqi Chen). Als diese tödlich verletzt wird, schwört er, sie zu beschützen und ihre Eltern ausfindig zu machen.
Review
SAKRA ist Donnie Yens sechste Regiearbeit und präsentiert dem Publikum einen typischen Wuxia-Film. Dieser verspricht dank dem fiktiv historischen Szenario weite und schöne Sets, qualitativ wertvolle und bunte Kostüme, eine dramatische Geschichte mit noch dramatischerem Schauspiel sowie gut choreographierte Kämpfe. Gerade für diese ist Donnie Yen bekannt sowie beliebt und konnte sein Talent zuletzt erst in JOHN WICK – KAPITEL 4 als blinder Assassine unter Beweis stellen.
Schöne Kämpfe, aber…
Die Kämpfe sind qualitativ hochwertig inszeniert und weisen eine perfektionistische Choreografie auf. Zuschauende dürfen einem hypnotischen Ballett der Gewalt beiwohnen und sind von der Arbeit fasziniert. Die Choreografien werden zu einem Kunstwerk, das fast perfekt abgestimmt ist. Sei es, wenn Donnie Yen gegen eine kleine Gruppe von Menschen oder glatt eine ganze Armee kämpft. Es entsteht nie das Gefühl der Überlegenheit, wodurch eine Spannung vorprogrammiert ist. Aber Kenner*innen seiner bisherigen Filme können etwas enttäuscht sein. Trotz der guten Kampfeinlagen können die Choreografien nicht mit der IP MAN Reihe oder seiner Arbeit in JOHN WICK – KAPITEL 4 mithalten. Das ist zwar Meckern auf hohem Niveau, da die Kämpfe immer noch besser als die in den meisten westlichen Actionfilmen sind, aber man ist besseres von ihm gewohnt.
Ebenso verhält es sich mit den Kamerafahrten und Schnitten. Es ist zwar jederzeit erkennbar, was passiert und Zuschauende behalten den Überblick. Dabei müssen diese sich jedoch teilweise anstrengen, da für einen Donnie Yen Film ungewohnt viele Schnitte zum Einsatz kommen. Auch hier gilt: Der Genuss der Action leidet nicht wirklich darunter, aber gerade von Donnie Yen ist man besseres gewohnt.
Ein Protagonist, der zum Lächeln einlädt
SAKRA gesteht Donnie Yen eine Charakterentwicklung zu, in der er spürbar aus sich herauswachsen darf. Vom strahlenden, aalglatten Helden wird er zu einer schützenden Vaterfigur für Yuqi Chen und am Ende lernt er aus dem Konflikt und bietet eine Botschaft über Nächstenliebe, Vertrauen und Hilfsbereitschaft. Dabei wirkt das aber nicht wie eine Lehrstunde mit dem erhobenen Zeigefinger. Das Publikum freut sich darüber und kann mit Donnie Yens Charakter durch diese Charakterentwicklung sympathisieren.
Da der Film von Verrat, Intrigen und der Unterjochung einer ganzen Dynastie handelt, erfreuen sich die Zuschauenden über die vereinzelt gut platzierten Witze und komischen Situationen. Diese sind niemals zu ausufernd, lassen keine Person lächerlich erscheinen und schaffen es, das düstere und fast zu ernste Szenario angenehm aufzulockern. Dabei ist es fast ausschließlich Donnie Yens Charakter, der diese Situationen hervorruft, aber es ist immer wieder die Antwort der Widersacher, die dafür sorgt, dass sich die Witze lebendig anfühlen.
Eine fast lebendige Welt
Die Sets sind schon fast kleine Städte und ziehen uns mit ihrem Detailreichtum und der Liebe für das alte China in ihren Bann. Es ist schwer, aus dem Staunen herauszukommen, wenn sich riesige Tempelgelände mit anliegenden Dörfern von einem aufbauen. Diese wirken durch große Menschenmassen in detailverliebten bunten Kostümen belebt und lassen die Welt lebendig wirken.
Ergänzt werden die fast schon monumentalen Sets durch CGI, das die Städte noch größer werden lässt oder in Kämpfen zum Einsatz kommt. Liebhaber*innen von chinesischen Martial Arts Filmen sind die visuellen Effekte mittlerweile gewohnt. Diese sind jederzeit erkennbar, sehen dabei aber nicht schlecht aus. Sie sind eher mit einem Computerspiel oder etwas zu Natürlichem zu vergleichen. Genauso verhält es sich mit der Farbsättigung von SAKRA. Die Farben sind sehr satt und lebendig. Teils sind sie überrealistisch und -natürlich. Hier muss jede Person selbst wissen, ob sie dies mag oder lieber den westlichen Stil der Computereffekte bevorzugt.
Eine Story, die verwirren will
Die Erzählweise ist auch typisch für diese Art chinesischer Filme. Immer wieder ist die Handlung und das Schauspiel überdramatisch, im nächsten Moment ist beides bitterernst. Und gleichzeitig hat der Film eine Lehrstunde für uns. SAKRA schafft es aber dabei, die Balance zwischen Kitsch und einer staubtrockenen Erzählweise zu halten und das Publikum nicht zu langweilen. Durch seine Art bietet der Film eine angenehme Abwechslung zum gewohnten Standard aus Hollywood und Europa, auch wenn man sich auf diese einlassen muss.
Diese willkommene Abwechslung kann jedoch nicht die Schwächen der Story kaschieren. Es kommt immer wieder zu rituellen Szenen, die an sich spannend und schön anzusehen sind, aber einfach nicht enden wollen. Diese und weitere Längen ziehen sich zu sehr und das produzierende Team hätte dabei problemlos 30 Minuten einsparen können. Zudem ist die Handlung sehr wirr. Diese entwickelt sich teils plötzlich und springt gern mal mit zu wenig Erklärungen hin und her, wodurch Verwirrung entsteht.
Fazit
SAKRA bietet unterhaltsame Kämpfe, einen sympathischen Donnie Yen und eine schöne Fantasywelt, in der das Publikum gerne eintaucht. Trotz der Schwächen in der Story und der Tatsache, dass Donnie Yen schon bessere Kampfchoreografien hatte, ist der Film für Liebhaber*innen der Wuxia-Filme definitiv eine Empfehlung, auch wenn dieser nicht an TIGER AND DRAGON von Ang Lee herankommt. Wer den Film dennoch mochte, darf sich dank einer Midcredit-Scene auf einen Nachfolger freuen.
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Originaltitel | 天龍八部之喬峰傳 |
Kinostart | 16.1.2023 |
Länge: | 130 minuten |
Produktionsland | China |
Genre: | Action |
Regie | Donnie Yen | 闞家偉 |
Executive Producer | Zhu Weijie |
Producer | Jing Wong | Donnie Yen |
Kamera | Chan Chi-Ying |
Cast | Donnie Yen, Yukee Chen, Liu Yase, Kara Wai, Wu Yue, 張兆輝, Grace Wong, Yuming Du, 呂良偉, 徐小明, Cai Xiangyu, 胡然, Zhao Huawei, Yu Kang, 徐向东, Cheung-Yan Yuen, Cheung Siu Fai, Cya Liu, Kenji Tanigaki, Hua Yan |
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