Rezension
Angesichts des unterirdischen Standards, den Disney mit den Realfilm-Adaptionen seiner animierten Kinoklassiker vorgibt, ist Dean DeBlois‘ äquivalentes DreamWorks-Debüt DRACHENZÄHMEN LEICHT GEMACHT fast ein Heimspiel. Authentische Naturkulissen geben dem Wikinger-Dorf Berg sein ruppiges Flair. Die Drachen klauen echte Schafe statt der creepy CGI-Kreaturen aus dem Uncanny Valley, die in DER KÖNIG DER LÖWEN herumliefen. Potenzielle Peinlichkeiten wie die Zwerge in SCHNEEWITTCHEN werden halbwegs akzeptabel gelöst. John Powells episches Score liefert die passende Untermalung zu Bill Popes opulenten Kameraaufnahmen. Mason Thames ist ein passabler Hiccup und Gerard Butlers Stoick ist neben Nick Frosts Gobber der passendste der menschlichen Darstellenden und Toothless liefert mit seiner haptischen Niedlichkeit unendliche Merchandising-Möglichkeiten.
Die enorme Werktreue ist allerdings auch die entscheidende Schwäche DeBlois Real-Remakes, das die animierte Vorlage nahezu 1:1 umsetzt. Das wirft nicht nur die Frage auf, was die Neuauflage eigentlich will – außer nochmal ordentlich abkassieren – sondern erstickt auch alle Chance zur Modernisierung und dramaturgischen Verbesserung. Derer bedürfen vor allem die Darstellungen weiblicher Figuren und der verkrampfte Umgang mit Queerness. Zweite zeigt sich nur noch in einer vagen Bemerkung, die sich nur in Kenntnis der Animationssequels zuordnen lässt. Erste ist weiterhin die größte Schwäche der Story. Deren Umbenennung Camicazis Charakters aus Cressida Cowells Buchvorlage in „Astrid“ (Nico Parker) markiert dessen Domestizieren zur dekorativen Trophäe.

Drachenzähmen leicht gemacht ©2025 Universal Studios
Die sozialen Rangunterschiede zwischen Astrid uns Hiccup, dem alles geschenkt wird, was sie sich buchstäblich erkämpfen muss, werden nur in einem Satz erwähnt und nie wieder thematisiert. Astrid und der junge Protagonist haben keinerlei Chemie, im Gegensatz zu Hiccup und Toothless. Dessen animalische Verhaltensweisen zählen zu den amüsantesten Szenen, die an die konfliktkritische Kernthematik knüpfen. Anders als die unerbittlich weichgespülten Disney-Produktionen bewahrt sich die Inszenierung mit einigen düsteren und dramatischen Szenen auch eine kindergerechte Spannung und Atmosphäre. Beide versickern gen Ende der gegenüber dem Original deutlich längeren Laufzeit zwar, doch Zielgruppe sind ohnehin jene, die nicht genug von dem Franchise kriegen.
Fazit
Im Vergleich mit den Realfilm-Produktionen der Disney-Konkurrenz ist Dean DeBlois unterhaltsames Fantasy-Abenteuer ein Meisterwerk. Für sich allein betrachtete immerhin eine solide, wenn auch gänzlich überflüssige Ergänzung. Die verdankt ihre Stimmigkeit gerade dem Verzicht auf exzessives CGI und Special Effects, die im bombastischen Finale dafür umso mehr wirken. Verbesserungspotential ist vorhanden, aber dafür gibt es ja die obligatorischen Fortsetzungen.
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Originaltitel | How to Train Your Dragon |
Kinostart | 6.6.2025 |
Länge: | 125 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Fantasy | Familie | Action |
Regie | Dean DeBlois |
Executive Producer | Chris Sanders | David Cain | Michael A. Connolly |
Producer | Adam Siegel | Dean DeBlois | Marc Platt |
Kamera | Bill Pope |
Visual Effects | Christian Manz | François Lambert | Andy Kind | Glenn Melenhorst |
Musik | John Powell |
Cast | Mason Thames, Nico Parker, Gerard Butler, Nick Frost, Gabriel Howell, Julian Dennison, Bronwyn James, Harry Trevaldwyn, Murray McArthur, Peter Serafinowicz, Naomi Wirthner, Ruth Codd, Andrea Ware, Anna Leong Brophy, Marcus Onilude, Pete Selwood, Daniel-John Williams, Kate Kennedy, Selina Jones, Nick Cornwall |
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