Der Film ist im Rahmen der Fantasy Filmfest White Nights in mehreren Städten zu sehen.
Dream Scenario |
|
Veröffentlichung: 2023-11-10Genre: KomödieLänge: 102 minutenBudget: $ 10,000,000 | |
ÜbersichtPaul Matthews ist ein lustloser Familienvater und Professor mit einer Vorliebe für Evolutionsbiologie und Sorge um seine eigene Anonymität. Eines Tages stellt er fest, dass er mit zunehmender Häufigkeit in den Träumen anderer Menschen auftaucht. Wie im Leben ist seine Anwesenheit in diesen Träumen banal und nicht aufdringlich: Er ist einfach da und starrt gleichgültig auf die Fantasien und Albträume von Fremden. Dennoch wird er über Nacht berühmt und erhält bald die Aufmerksamkeit, die ihm lange verwehrt blieb. Doch als Paul einem Träumer begegnet, dessen Visionen von ihm erheblich von der Norm abweichen, sieht er sich mit dem faustischen Handel des Ruhms konfrontiert, als seine Traum-Ichs in ihrem jeweiligen Unterbewusstsein auf unerklärliche Weise gewalttätig zu werden beginnen. Quelle: www.themoviedb.org |
Rezension
Dank Nicolas Cages bravouröser Verkörperung des unglücklichen Hauptcharakters und der im doppelten Sinne traumwandlerischen Thematik Kristoffer Borglis zweiten Spielfilms triumphiert die bizarre Melange metaphysischen Mysterys und medienkritischer Metapher sogar über dessen Schwächen. Eine davon ist der allzu plakative Versuch einer lukrativen Kombination der subjektiven Surrealismus Darren Aronofskys mit dem grotesken Grauen Ari Asters. Der fungiert ironischerweise als Produzent der sardonischen Satire, die ähnlich Borglis sadistischen Spielfilmdebüts auf eine Reihe dankbarer Motive zielt – willkürlicher Ruhm, ebenso willkürliche Ächtung, „Cancel Culture“ und gesteigertes Geltungsbedürfnis – und letztlich keines trifft. Nicht die einzige Gemeinsamkeit der beiden Filme, die wie zwei Interpretationen des gleichen Grundkonzepts wirken.
Der Hauptunterschied liegt in dem Rest Empathie und Sympathie, die der Regisseur und Drehbuchautor seinem Protagonisten Paul Matthews im Gegensatz zur weiblichen Hauptfigur von SICK OF MYSELF zugesteht. Wie sie sehnt der unscheinbare Biologie-Professor sich nach Anerkennung, wenn auch in moderaterem Maße und für seine Fachkenntnis statt für das psychologische Phänomen, das dem Familienvater zu ungenannter medialer und sozialer Popularität verhilft: Bekannte und Fremde sehen Paul in ihren Träumen als passiven Zuschauer, was ihm begeisterte Studenten, mehr eheliche Romantik und einen Deal mit der Marketing-Firma des yuppiehaften Trent (Michael Cera) und die Chance auf Veröffentlichung eines lange geplanten Biologie-Buches verschafft.
Alles ändert sich abrupt, als aus den Träumen Alpträume werden. Das Szenario ist wie geschaffen für einen Horror-Thriller, zu dem sich die paranormal angehauchte Story unwillkürlich wiederholt zu entwickeln scheint. Doch Borglis boykottiert die unheimliche Atmosphäre mit der selbstgerechten Häme und dem moralistischen Machismo seines filmischen Vorgängers. Aus dem werden ganze Szenen nahezu identisch übernommen, was die Unterentwicklung der potenzialreichen Prämisse noch deutlicher macht als das abstruse Schlusskapitel. Das verwirft die zuvor aufgebauten Strukturen zugunsten einer karikaturesken Konsumkritik, die wirkt wie aus einem komplett anderen Film. Womöglich dem dritten, der sich dann seinerseits aus dem ausreichend amüsanten Traumtagebuch bedienen wird.
Fazit
Wie so oft ist es Nicolas Cages intensive Darstellung, die in diesem Fall aus Kristoffer Borglis parodistischer Persönlichkeitsskizze mehr macht als eine gehässige Groteske. Die zwischen Unheimlichem, Unterbewusstem und Unwirklichem changierenden Bilder verdichten sich zu einer parapsychologischer Phantasmagorie über Projektion, Popkultur und Product Placement. Das in elliptische Abstraktion driftende Unfertige der Story passt auf paradoxe Weise zum wortwörtlich traumhaften Tenor einer Inszenierung, die besser als eine filmische Kollektion absurder Episoden funktioniert denn als einheitliche Erzählung. Das opportunistische Fazit, dass selbst die hypnagogischen Hirngespinste vor dem postmodernen Konsumterror nicht sicher seien, steht dabei in bezeichnetem Widerspruch zur mediale Manipulation negierenden Haupthandlung.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Originaltitel | Dream Scenario |
Kinostart | 10.11.2023 |
Länge: | 102 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Komödie | Fantasy |
Regie | Kristoffer Borgli |
Producer | Lars Knudsen | Tyler Campellone | Jacob Jaffke | Ari Aster | Nicolas Cage |
Kamera | Benjamin Loeb |
Visual Effects | Benoît Brière |
Musik | Owen Pallett |
Cast | Nicolas Cage, Julianne Nicholson, Lily Bird, Jessica Clement, Michael Cera, Dylan Gelula, Tim Meadows, Kate Berlant, Dylan Baker, Jennifer Wigmore, Nicholas Braun, David Klein, Maev Beaty, Al Warren, Ben Caldwell, Agape Mngomezulu, Lily Gao, Marnie McPhail, Star Slade, Noah Lamanna |
Wie hat dir der Film gefallen?
[…] This piece first appeared … […]