Die Macht von Imperator Shaddam IV. (José Ferrer) bröckelt. Die Adelshäuser Atreides und Harkonnen bekämpfen sich seit Jahrhunderten um das Recht, das wertvolle Spice auf Arrakis fördern zu dürfen. Doch Herzog Leto Atreides (Jürgen Prochnow) und sein Sohn Paul (Kyle MacLachlan) werden vielen, besonders der Navigatorengilde, als Bedrohung gesehen und sollen durch eine verräterische List beseitigt werden. Doch Paul und seine Mutter Lady Jessica (Francesca Annis) – eine Bene Gesserit – können um Haaresbreite entkommen und schließen sich den Fremen an. Gemeinsam mit diesen wollen sie die Harkonnen in die Knie zwingen.
Review
DUNE – DER WÜSTENPLANET ist David Lynchs Interpretation von Frank Herberts Roman, nachdem der Versuch von Alejandro Jodorowsky, Dune zu verfilmen gescheitert ist. Doch auch David Lynch ist mit seiner Version nicht zufrieden, da das Studio ihm zu sehr reingeredet hat und bei der dreistündigen Fernsehfassung seines Films konnte er sogar das Synonym Alan Smithee verwenden, welches Regisseure immer dann nutzen durften, wenn die Studios diesen zu sehr rein geredet hatten und keine Entscheidung ließen.
Ein wahres Epos?
DUNE – DER WÜSTENPLANET macht schnell klar, dass es sich um ein Science-Fiction-Epos handelt. Star-Wars-ähnlich beginnt der Film mit einem Vorspann, bloß dass hier auf die Tochter des Imperators (Virginia Madsen) als Erzählerin als den nicht enden wollenden Fließtext gesetzt wurde. Das widerspricht zwar dem Konzept „show, don’t tell“, hat aber dennoch seinen eigenen Charme, der die Fantasie des Publikums fordert und diesem eine Vorstellung des immensen Ausmaßes des Königshofs sowie der nicht enden wollenden Anzahl an Adelshäusern gibt.
Untermauert wird der Aspekt des Epos durch die Kostüme, die Designideen der Raumschiffe sowie die prunkvollen und ausufernden Setdesigns. Der Königshof, die Häuser und Arrakis haben jeweils ihren komplett eigenen Stil und lassen sich daher schnell voneinander unterscheiden, ohne dass dies plump oder billig wirkt. Einzig die Sadaukar, die Garde des Imperators, ähneln den Truppen der Harkonnen zu sehr und fallen gegenüber diesen nur durch ein grünes Visier auf. Gleichzeitig wirkt das Set von DUNE – DER WÜSTENPLANET nicht nur wie Science-Fiction, sondern erinnert entfernt an die DDR-Märchenfilme. Dadurch entsteht ein bizarrer, aber faszinierender Mix aus einem Sci-Fi-Märchen, was wahrlich eine kreative Designidee ist.
Und dennoch hat DUNE – DER WÜSTENPLANET zurecht 1985 den Saturn-Award für die besten Kostüme, die beste Maske und die besten Effekte bekommen. Gerade Baron Vladimir Harkonnen (Kenneth McMillan) ist nicht zuletzt durch seine Maske ekelerregend faszinierend sowie ein grausiger Anblick, der sich in der Designidee der ganzen Harkonnen immer wieder findet. Und auch, wenn die meisten Effekte des Films heutzutage schlecht gealtert sind, sieht es immer noch glaubhaft aus, wenn der Baron umherfliegt. Einzig sein Schauspiel lässt die Situationen komödiantisch wirken.
Staubig und schrill
Das Schauspiel von DUNE – DER WÜSTENPLANET ist eine echte Achterbahnfahrt und definitiv nichts für Menschen, die nur die Erzählweise moderner Filme gewohnt sind. Doch auch abseits davon sind wahre Schwächen auszumachen. Das Schauspiel von Kenneth McMillan und seiner Schergen ist wahres Overacting und Fieslingkarikatur durch und durch. In anderen Momenten tragen Schauspielende ihre Dialoge zwar nicht monoton, aber gefühlsarm auf.
Generell ist der Film emotional distanziert. Kyle MacLachlan versucht zwar immer wieder Freude zu vermitteln, aber die Freundschaft zwischen ihm und Duncan Idaho (Richard Jordan) ist nicht glaubhaft. Beste Freunde schütteln sich nicht die Hand wie Geschäftsmänner. Diese Distanz zerrt an der Glaubhaftigkeit des Films und lässt DUNE – DER WÜSTENPLANET gerade im Vergleich mit Denis Villeneuves DUNE in einem schlechteren Licht stehen, da die moderne Interpretation sich traut, Gefühle zu zeigen.
Warum Lynch den Film nicht mag
David Lynch hatte für DUNE – DER WÜSTENPLANET eigentlich über drei Stunden Material, doch das war den Produzenten deutlich zu lang, wodurch die Verfilmung des gesamten Buches auf eine Länge von 137 Minuten heruntergekürzt wurde. Zum Vergleich: Denis Villeneuves DUNE thematisiert nur die erste Hälfte von Frank Herberts Roman und weist eine Lauflänge von 155 Minuten auf. Und die kurze Laufzeit ist Lynchs Fassung auch negativ anzumerken.
Immer wieder ist die Erzählung von DUNE – DER WÜSTENPLANET wie gehetzt, es fehlen wichtige Elemente und Charakterliche Entwicklungen sowie zwischenmenschliche Beziehungen können nicht glaubhaft dargestellt werden. Es fehlt diesen die Zeit, wodurch es zu zeitlichen Sprüngen kommt, die eher verwirren, als logisch inszeniert sind. Für das Publikum ist das im Kern schade, da sich ein spannender Film unter dem Werk versteckt und die Fassung nach David Lynchs Visionen ohne das Einreden des Studios wahrscheinlich mehr hätte überzeugen können.
Dune vs. Dune
Auch, wenn zwischen DUNE – DER WÜSTENPLANET und DUNE von Denis Villeneuve fast 40 Jahre liegen und sich beide Filme vom Tenor unterscheiden, lassen diese sich in einigen Punkten dennoch vergleiche, da beide Filme auf Frank Herberts Roman beruhen. Beispielsweise plätschert Marty Paichs Soundtrack mit untermalender Musik von TOTO nur vor sich hin, das Publikum nimmt diesen fast gar nicht wahr, während Hans Zimmers Score nicht nur in Erinnerung bleibt, sondern auch zurecht den Oscar für die beste Filmmusik gewonnen hat.
Gleichzeitig weist DUNE – DER WÜSTENPLANET ein klar verteiltes Rollenbild zwischen Mann und Frau auf. Zwar mag dies an der noch älteren Romanvorlage liegen, doch in Lynchs DUNE – DER WÜSTENPLANET dürfen Frauen fast ausschließlich schmachtende Blicke zu Kyle MacLachlan werfen und nebenher am Rande stehen. Währenddessen versucht Denis Villeneuve die Limitierung der Buchvorlage so gut wie möglich zu umgehen und gibt den Bene Gesserit, Lady Jessica (Rebecca Ferguson) und Chani (Zendaya) deutlich mehr Macht und lässt dies trotzdem in der Welt von DUNE natürlich wirken.
Fazit
DUNE – DER WÜSTENPLANET ist eine interessante Reise in die Science-Fiction-Welt der 80er Jahre und bietet auch heute noch eine skurril-schrille Unterhaltung. Doch dem Film ist es anzumerken, dass David Lynch nicht die alleinige Kontrolle über den Film hatte und heute mit zu seinen größten Kritikern zählt. Die Effekte sind interessant, auch wenn diese heutzutage altbacken aussehen. Doch die größte Schwäche von DUNE – DER WÜSTENPLANET ist Denis Villeneuves DUNE, der zwar erst die erste Hälfte des Buches erzählt aber spätestens mit seinem zweiten Teil ein Epos a la DER HERR DER RINGE schaffen kann.
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Originaltitel | Dune |
Kinostart | 14.12.1984 |
Länge: | 137 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Action | Science Fiction | Abenteuer |
Regie | David Lynch |
Executive Producer | Dino De Laurentiis |
Producer | Raffaella De Laurentiis | Dino De Laurentiis |
Kamera | Freddie Francis |
Musik | Brian Eno | TOTO |
Cast | Kyle MacLachlan, Francesca Annis, Patrick Stewart, Linda Hunt, José Ferrer, Freddie Jones, Brad Dourif, Richard Jordan, Virginia Madsen, Silvana Mangano, Everett McGill, Sting, Kenneth McMillan, Jack Nance, Siân Phillips, Jürgen Prochnow, Leonardo Cimino, Paul L. Smith, Dean Stockwell, Max von Sydow |
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