Rezension
Pech für Santa Clause: An einem stressigen Weihnachtsabend kann nur ein einziges Rentier seinen Schlitten ziehen, während das schlimmste Unwetter aller Zeiten über den kleinen britischen Küstenort Wellington-on-the-Sea fegt. Obendrein muss er auch noch die Geschichte von Netflixs neustem Animations-Abenteuer EIN KLITZEKLEINES WEIHNACHTSWUNDER erzählen. Wer einen neuen Festtags-Überraschungshit wie KLAUS erwartet, wird enttäuscht. Aus Simon Ottos Kinderbuch-Adaption ragt kaum etwas Besonderes heraus.
Eine Schulaufführung zu Beginn steht dabei exemplarisch für überwiegende Teile des Films: auf Krampf modern getrimmt, hektisch und kaum stimmungsvoll, Klimawandel und Medienkonsum dienen allenfalls als Stichworte und ein Teil des Publikums schläft. Diejenigen, die es nicht tun, bekommen ein aus verschiedenen Handlungssträngen zusammengeschustertes Abenteuer zur Weihnachtszeit, das sich nie festlegen kann, welche Geschichte es basierend auf die Vorlage von TATSÄCHLICH LIEBE-Regisseur Richard Curtis wirklich ausarbeiten möchte. Also erzählt der Film von allem ein bisschen.
Von dem schüchternen und heimlich verliebten Jungen, von den ungleichen Zwillingsschwestern, die erkennen, wie sie für einander einstehen können, von der strengen Lehrerin, die ihr Weihnachten einsam Zuhause verbringt, von der aufgeweckten Schülerin, die eine moderne Version der Weihnachtsgeschichte auf die Bühne bringt, den Babysitter spielt und Traditionen herauszufordern versucht oder von den Eltern, die während eines Ausflugs in einen Schneesturm in Gefahr geraten. Und auch vom Weihnachtsmann, dem beim Verteilen der Geschenke Gewissenskonflikte einholen, der sich dann aber doch dazu entscheidet, dem Kind keine Geschenke zu bringen, das gegen die vermeintliche Norm handelt und sich für das Tierwohl einsetzt.
Stereotype im Schnee
EIN KLITZEKLEINES WEIHNACHTSWUNDER erzählt also allerhand Geschichten eines kleinen Dorfes, dessen Einwohner in unterschiedlichster Form vor Herausforderungen gestellt werden. Ein ineinander verwobenes animiertes, im Original prominent besetztes Ensemblestück (mit Originalstimmen von Brian Cox, Fiona Shaw, Bill Nighy und Jodie Whittaker) ähnlich wie es der kitschige Dauerbrenner von Richard Curtis ist. Problem nur, dass kein Handlungsstrang wirklich für sich alleinstehen kann, stattdessen mittels flacher stereotyper Figuren oder ideenarmer Handlungselemente aufgezogen wird. Die Fülle an Geschichten und Verstrickungen scheint lediglich zu kaschieren, wie wenig Neues hier eigentlich anzutreffen ist.
Dass darüber hinaus weder der simple Humor, der häufig deutlich auf seine junge Zielgruppe ausgerichtet ist, geschweige denn die konventionellen Animationen überzeugen können, lässt jedwede Strahl- und Aussagekraft, Kreativität und Unterhaltungsmöglichkeit für den Großteil des erwachsenen Publikums unter ungelenken Sprüngen, zurechtgebogenen Entwicklungen und einem Einmaleins an kitschig-flachen Weihnachtsbotschaften rundum Familie, Zusammenhalt und Liebe erfrieren.
Fazit
So schön und lobenswert einzelne Ansätze sind, soziale Medien nicht nur zu verteufeln oder Gesten gegen Schubladendenken einzuarbeiten, so schnell münden die Geschichten dann doch im Animationsfilm-Einerlei: bei einer Handvoll plumper, wagnisloser Konflikte, oberflächlicher Festtags-Nostalgie und sentimentalen Zuspitzungen. Simon Ottos Film bietet kein Streaming- und auch kein Animationsfilmwunder, nicht einmal ein Kleines.
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Originaltitel | That Christmas |
Kinostart | 27.11.2024 |
Länge: | 95 minuten |
Produktionsland | United Kingdom |
Genre: | Animation | Komödie | Familie | Fantasy |
Regie | Simon Otto |
Executive Producer | Colin Hopkins | Peter Souter | Bonnie Arnold | Lara Breay | Rebecca Cobb | Mary Coleman | Richard Curtis | François Deschamps | Natalie Fischer | Julie Lockhart | Elisabeth Murdoch |
Producer | Adam Tandy | Nicole P. Hearon | Sarah Smith | Aaron Dem |
Visual Effects | Doug Ikeler |
Musik | John Powell |
Cast | Brian Cox, Fiona Shaw, Jodie Whittaker, Bill Nighy, Lolly Adefope, Alex MacQueen, Katherine Parkinson, Sindhu Vee, India Brown, Zazie Hayhurst, Sienna Sayer, Rosie Cavaliero, Paul Kaye, Guz Khan, Andy Nyman, Jack Wisniewski, Kuhu Agarwal, Bronte Smith, Freddie Spry, Ava Talbot |
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