Originaltitel: Endless
DVD/Blu-ray – Release: 10.12.2020
Länge: ca. 95 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Scott Speer
Schauspieler: Alexandra Shipp | Nicholas Hamilton | DeRon Horton
Genre: Romanze | Drama
Verleiher: EuroVideo
Zeit für neue Generationen. Mit ENDLESS – NACHRICHT VON CHRIS bekommen wir altbekanntes in neuem Gewand gezeigt mit einem ebenso jungen Filmteam. Zugegeben, Regisseur, ausführender Produzent und Drehbuchautor Scott Speer ist mit 38 Jahren schon im besten Alter angekommen, zählt cineastisch dennoch zu den jungen Wilden. Dabei hat er schon gezeigt, dass er gerne Romanzen dreht, denn er war ebenfalls Regisseur für die Werke STEP UP 4: MIAMI HEAT und MIDNIGHT SUN – ALLES FÜR DICH, zwei Filme, die vor allem beim jungen Publikum recht erfolgreich waren. Auch sein Schauspieler:innen-Team besteht wieder einmal aus einem recht jungen Cast. So Beispielsweise Alexandra Shipp, die in der Rolle Storm bereits im vergangenen Jahr in den Kinos mit dem Film X-MEN: DARK PHOENIX zu sehen war, wenn dieser auch nicht gerade überzeugen konnte. Anders sieht es bei Nicholas Hamilton aus, der bereits in ES und CAPTAIN FANTASTIC – EINMAL WILDNIS UND ZURÜCK zwei fantastische Rollen verkörperte.
Eine Assoziation vermittelt bereits der Titel recht schnell: Dieser hat doch erstaunliche Ähnlichkeit mit GHOST – NACHRICHT VON SAM, oder nicht? An dieser Stelle greife ich einfach einmal ein wenig vor und bestätige diese These, denn es gibt tatsächlich so einige Parallelen zwischen den Filmen. Vermutlich haben wir alle schon einmal von diesem Filmklassiker gehört, der 1990 in die Kinos kam und mit einem unglaublichen Ergebnis von 506 Millionen US-Dollar die Kinokassen sprengte. Völlig zurecht, denn noch heute ist dies eine Romanze, die unvergessen ist uns ikonische Szenen präsentierte wie den Augenblick als Patrick Swayze und Demi Moore zusammen an einer Töpferscheibe sitzen. Mittlerweile wurde der Film auch als Musical adaptiert und wird seit Ende 2017 unter anderem in Berlin gezeigt. Doch mal ehrlich: Ist ENDLESS – NACHRICHT VON CHRIS das neue, junge und frische GHOST – NACHRICHT VON SAM? Hat dieser Film auch ein solches Potential?
Darum geht es…
Riley und Chris sind jung, frei und lieben sich über alles. Sie passen eigentlich gar nicht so recht zusammen, denn Chris ist eher der harte Kerl und sie die künstlerisch geprägte, ruhige Frau. Doch es passt einfach und sie fühlen sich sehr eng verbunden. All das soll sich jedoch ändern, als ein tragischer Autounfall Chris aus Rileys Leben reißt. Oder doch nicht? Riley trauert lange, insbesondere, weil sie in ihrer eigenen Unaufmerksamkeit die Schuld für den Unfall zu finden glaubt. Doch irgendwas ist da. Sie fühlt noch immer eine Verbindung zu Chris, jedoch nur, wenn sie sich ihrer Leidenschaft – der Kunst – hingibt. Was hat das alles zu bedeuten? Chris hingegen ist in einer Art Zwischenwelt für Tote gefangen. Noch immer wandelt er auf der Erde, jedoch als Geist, der nicht von den Menschen wahrgenommen werden kann. Doch er findet schnell einen Verbündeten, der ihm alles zeigt und ihm die natürlichen Gesetze des Tod Seins vermittelt. Doch die Sehnsucht ist unfassbar stark!
Rezension
ENDLESS – NACHRICHT VON CHRIS versucht die Strategie von erfolgreichen Filmen und Serien aufzugreifen, zu reflektieren und dementsprechend auch in neuer Form wiederzugeben. So fühlt sich die Einführungsszene doch sehr wie ein Umriss der Handlung von der Netflix-Erfolgsserie Tote Mädchen lügen nicht an, die tatsächlich sehr empfehlenswert ist (zumindest die erste Staffel). Die ganze Atmosphäre ist jugendlich geprägt, ausgeschmückt mit einer kleinen Party und daraus resultierender Unvernunft. Auch ein Vergleich zu WENN DU STIRBST, ZIEHT DEIN GANZES LEBEN AN DIR VORBEI, SAGEN SIE (ebenfalls äußerst empfehlenswert), ist nicht so abwegig, denn auch hier wird uns eine Party präsentiert, die zu einem tragischen Unfall führt. Und grundlegend ist dies auch eine charmante Art und Weise den Film zu eröffnen, da die Sympathieträger sofort einem Schicksal erliegen, welches unumkehrbar ist (Endless = engl. für endlos). Auch in diesem Film macht der Beginn neugierig.
Doch leider wars das dann auch an dieser Stelle schon. Im weiteren Verlauf sehen wir immer nur unglückliche Versuche den großen Vorbildern nachzueifern, wenn auch in einem recht eigenen Stil. Unspektakulär und öde kommt die Geschichte daher und schafft es nicht einen einzigen Moment das Publikum mit etwas Neuem zu überraschen oder gar inhaltlich einzufangen. Zudem baut der Film, wie so viele Vergleichbare, immer wieder auf wirklich guten Aufnahmen auf, so dass unsere Augen sagen: „Schau dir an, was das für ein schön anzusehender Film ist“. Doch dies ist eher eine Form des Bestechens, denn dem Kopf wird vorgegaukelt hier ein wunderschönes Werk zu sehen zu bekommen, letztlich ist dieses aber dann doch kraftlos und wirkt wie in kürzester Zeit dahingeflanscht. Die Geschichte ist ohne Frage tragisch und nachvollziehbar, aber packend kann man sie leider nicht bezeichnen.
Kopflos in die Katastrophe
Die Probleme fangen schon beim Maskenbild an. Die Protagonisten überlebt im Prinzip gleich zwei Autounfälle – einen eher harmlosen und einen so drastischen, dass es ihren Partner in den Tod reißt. Die Wunden bei ihr sind jedoch marginal bis nicht vorhanden. Soweit wäre dies vielleicht sogar noch akzeptabel, denn mal ehrlich – wie viele Menschen gibt es die noch einmal mit einem „blauen Auge davongekommen“ sind? Doch werden der Darstellerin Prellungen oder zumindest Hämatome verpasst, die beweisen sollen, dass auch sie nicht ganz unbeschadet davongekommen sind, doch die sehen so unrealistisch aus. Selten habe ich ein gutes Auge für Maskenbild – ich erkenne ja nicht einmal im realen Leben, ob eine Frau geschminkt ist oder nicht – aber solch eine deutliche visuelle Verarsche ist kaum zu übersehen, denn das Puder und die Farben sind entgegen jeder Natürlichkeit aufgetragen.
Doch ich möchte ENDLESS – NACHRICHT VON CHRIS nicht völlig verteufeln, denn er hat durchaus auch einige positive Moment. Wirklich begeistert war ich von den Zeichnungen, die immer wieder im Film angefertigt wurden. Zwar war es mir nicht möglich rauszufinden, wer diese produziert hat, doch tendiert die Vermutung doch stark dahin, dass diese Meisterwerke nicht aus der Hand der Protagonistin stammen. Doch das ist auch nicht von Nöten, denn letztlich ist nur das Resultat wichtig und dies überzeugt auf ganzer Linie. Auf mich entfalteten jedenfalls die tollen Grafiken so ziemlich die einzige Anziehungskraft, die das ganze Werk zu bieten hatte – neben dem ebenso tollen Score, der geschickt ausgewählt wurde und damit stets die Stimmung unterstrich. Das muss man diesen neumodernen Romanzen halt lassen: Die grundlegenden Pfeiler für eine gute Atmosphäre werden schon geschickt ausgewählt.
Scott Speer bleibt sich treu
Dennoch merken die Zuschauenden auch deutlich die Hand des Regisseurs Scott Speer heraus, denn insbesondere MIDNIGHT SUN – ALLES FÜR DICH wirkte an vielen Momenten schon sehr ähnlich gestaltet. Insbesondere ein Sonnenuntergang, der einfach genial aussieht, darf offenbar in keinem seiner Filme fehlen, denn auch in STEP UP tanzt die Protagonistin einmal vor einem solchen. Woran diese Art von Filmen oft krankt ist vor allem das extrem Erzwungene. Auch das bekommen wir hier wieder deutlich zu spüren. Mit aller Macht möchte man eine Szene kreieren, die bedrückt, die das Herz aufgehen lassen oder die Tränen zum kullern veranlassen soll. Mit aber genau diesem Druck auf das Publikum erreicht man eher das völlige Gegenteil. Leider retten auch die beiden Darsteller da nichts mehr, die zwar grundsätzlich sympathisch rüberkommen, aber irgendwie nie so richtig zusammenpassen wollen. Es fehlt einfach die Chemie zwischen den Figuren, die jedoch elementar wichtig wäre.
Bleibt zum Abschluss noch die Frage: Warum steht der Protagonist fast den gesamten Film über mit seinen Händen in den Taschen da? Das sieht nicht schön aus, ist unhöflich und zeigt eine völlig gleichgültige Einstellung. Es mag sein, dass Scott Speer genau diese ihm auch andichten wollte, doch auch hier kann erneut gesagt werden: das funktioniert nicht, wenn es erzwungen wird. Und auch die finale Versöhnung wirkt doch sehr an den Haaren herbeigezogen und vermittelt keine Glaubhaftigkeit. Mut zum Risiko fehlt hier völlig, oder ist es einfach nur Kreativlosigkeit? Schade eigentlich, denn gerade jetzt, kurz vor Weihnachten, wäre doch ein bisschen Liebe in den heimischen vier Wänden geradezu perfekt gewesen.
Endless – Nachricht von Chris ist nicht „endlos“. Zum Glück! Tatsächlich sind 95 Minuten schon viel zu viel Zeit für eine Story, die in einem Satz zusammengefasst werden kann und daher nicht gerade von berauschender Genialität zeugt. Ja, ihr liegt richtig: Wir bekommen hier die moderne Fassung von Ghost – Nachricht von Sam, nur das Sam eben jetzt Chris heißt. Was wir aber eben nicht bekommen ist eine wirklich herzzerreißende tragische oder eben hoffnungsvolle Liebesstory, die doch gerade in den Tagen vor Weihnachten so schön gewesen wäre. Ganz nach dem 1×1 aller Romanzen, zeigt uns Scott Speer absolut nichts neues, bringt Figuren zusammen, die nicht so gut harmonieren, wie sie es gerade in einer Liebesgeschichte sollten und holt viele alte Kamellen wieder aus dem Schubkästchen. Durchaus ist sein Stil deutlich zu erkennen, denn wir bekommen viele Parallelen zu diversen anderen Werken seiner bisherigen Regiekarriere – so zum Beispiel den stets üblichen Sonnenuntergang versetzt mit einem atmosphärischen und passenden Score. Doch mittlerweile ist der Markt so überschwemmt von solchen Produktionen, dass das Publikum sich nicht mehr von dieser Art Filme zu inszenieren bestechen lässt. Somit findet nicht nur meine Rezension zum Film endlich ein Ende, sondern auch dankenswerter Weise der Film, wenn auch viel zu spät.