Ennio Morricone ist der wohl bekannteste und wichtigste Filmkomponist aller Zeiten. Keiner konnte ein Genre so prägen, wie er das Westerngenre. Er hat Hans Zimmer zur Musik gebracht, die Gruppe Metallica beginnt ihre Konzerte immer mit „The Ecstasy of Gold“ und Quentin Tarantino hat Ennio Morricone nicht ohne Grund mit Musikern wie Mozart oder Schubert verglichen. Aber wer war der Mensch hinter der Musik. Was hat ihn zu einer Arbeit bewegt, die er erst verachtete und wie war der Komponist eigentlich privat?
Review
ENNIO MORRICONE – DER MAESTRO erzählt über das Leben des Komponisten und setzt dabei auf Kommentare von Menschen wie Gino Paoli, Quincy Jones, Miranda Martino und Allesandro de Rosa. Aber auch Größen, wie Bruce Springsteen, Clint Eastwood, Hans Zimmer, John Williams und Quentin Tarantino äußern sich zu seinem Werdegang. Begleitet wird dies zudem mit seinen eigenen Kommentaren. Dabei darf ihm das Publikum so nah kommen, wie noch nie und wird doch zu einer gewissen Distanz gezwungen.
Trotz der Laufzeit von 150 Minuten kommen keine nennenswert störenden Längen auf, auch wenn es für das Publikum wahrscheinlich angenehm gewesen wäre, wenn die Dokumentation in mehrere Kapitel unterteilt worden wäre. Es doppeln sich auch vereinzelt Aussagen der Gäste, aber da diese respektvoll gegenüber Ennio Morricone sind, versteht das Publikum das und lässt sich darauf ein.
Musik und Privates
ENNIO MORRICONE – DER MAESTRO wird immer wieder von der großartigen Musik des Komponisten begleitet. Wir können dadurch in seine Welt eintauchen. Wie schon bei den Filmen, wo er die Musik komponiert hat, dirigiert er uns auch durch die Dokumentation. Dazu gibt es viele neue Hintergründe und Eindrücke zu den Stücken zu erfahren. Dabei ist das Publikum über seine eigene Meinung über die Musik immer wieder erstaunt. Es ist seine Geschichte, die uns fasziniert und wir freuen uns, mehr über seine kreativen Ideen erfahren zu dürfen. Wir erfahren, wie er nicht nur die italienische Musik verändert, sondern auch die Filmmusik wie kein anderer geprägt hat und trotzdem bodenständig geblieben ist.
Schade ist nur, dass seinem persönlichen Leben trotz der Lauflänge außerhalb seiner Kindheit und Jugend nicht genug Raum gegeben wird. Beziehungen zu seiner Frau oder Sergio Leone werden nur in Nebensätzen abgehandelt. Dadurch wird dem Publikum nicht der Eindruck gewährt, den es sich gewünscht hätte. Das musikalische Genie ist zwar trotzdem erkennbar, aber persönliche Motive oder Hintergründe werden nicht ersichtlich. Es gibt von einigen Gästen zwar Mutmaßungen, aber diese sind nicht belegbar. Wie war er als Ehemann oder als Freund zu Sergio Leone? Wie haben ihn einzelne Abschnitte seines Lebens geprägt und seine Musik verändert? Diese Fragen werden leider nicht beantwortet und werden nach seinem Ableben wahrscheinlich immer ein Rätsel bleiben.
Durch die Distanz zu seinem persönlichen Leben und den Fokus auf die Musik schafft die Dokumentation keinen Raum für Kritik gegen Ennio Morricone. Auch wenn einzelne Stücke als schlecht betitelt werden, ist die Darstellung des Komponisten ausschließlich positiv. Fehltritte von großem Belangen werden nicht thematisiert oder aufgearbeitet. Dadurch wird ersichtlich, dass ENNIO MORRICONE – DER MAESTRO nicht nur eine Dokumentation, sondern auch eher eine Danksagung an sein Lebenswerk ist.
Und doch hat ENNIO MORRICONE – DER MAESTRO eine magische Ausstrahlung auf das Publikum, was nicht zuletzt an der Tatsache liegt, dass das ausführliche Interview mit Ennio Morricone an nur drei Tagen in Vorbereitung auf den Film entstanden ist. Somit zählen seine Worte in der Dokumentation zu den Letzten, die die Öffentlichkeit je hören wird. Mit diesem Hintergrundwissen saugen wir jedes Wort von ihm wissbegierig auf und akzeptieren die Danksagung an ihn nicht nur, sondern begrüßen sie auch.
Fazit
ENNIO MORRICONE – DER MAESTRO ist für Fans von Ennio Morricone ein Muss. Wer ihn schätzt, wird das nach dieser Dokumentation noch mehr. Auch wenn diese ihn nur positiv hervorhebt, bekommt das Publikum trotzdem einen guten Einblick in sein musikalisches Leben und wie er die Filmwelt für immer verändert hat. Dadurch ist die Dokumentation nicht nur was für seine Fans, sondern auch generell für Kenner*innen von Filmmusik.
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Originaltitel | Ennio |
Kinostart | 17.2.2022 |
Länge: | 156 minuten |
Produktionsland | Belgium |
Genre: | Dokumentarfilm | Musik | Historie |
Regie | Giuseppe Tornatore |
Executive Producer | Tatsumi Yoda | Wong Kar-wai | Jacky Pang |
Producer | Gianni Russo | Chizu Ogiya | Alice Chan Wai-Chung | Naoko Takahashi | Chan Ye-cheng | Migiwa Nakata | Alessandra Tieri | Gabriele Costa | Satomi Odake |
Kamera | Fabio Zamarion | Giancarlo Leggeri |
Cast | Ennio Morricone, Silvano Agosti, Alessandro Alessandroni, Fausto Ancillai, Dario Argento, Joan Baez, Sergio Bassetti, Bruno Battisti D'Amario, Marco Bellocchio, Bernardo Bertolucci, Marco Biscarini, Walter Branchi, Gilda Buttà, Caterina Caselli, Enzo G. Castellari, Liliana Cavani, Marina Cicogna, Furio Colombo, Mychael Danna, Brian De Palma |
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