Dominic Toretto (Vin Diesel) hat mit der großen Familie, seiner Frau Letty (Michelle Rodríguez) und seinem Sohn Little Brian (Leo Abelo Perry) eigentlich alles, was er sich nur wünschen kann. Doch mit Dante Reyes (Jason Momoa) wartet eine unerwartete Bedrohung auf Dom. Denn Dante ist der Sohn des Drogenbarons Hernan Reyes (Joaquim de Almeida), den die Crew bereits vor Jahren in Rio de Janeiro erledigt hat, und schwört Rache. Bei einer unerbittlichen Verfolgungsjagd muss die Crew mehr denn je zusammenhalten, sich gegenseitig schützen und trifft mit Jakob Toretto (John Cena), Cipher (Charlize Theron) und Deckard Shaw (Jason Statham) auf unerwartete Verbündete. Gleichzeitig muss sich Dom aufgrund der Größe seiner Familie die Frage stellen, wen er retten kann.
Review
FAST X ist der mittlerweile elfte Teil der Fast-Saga und könnte dadurch scherzhaft X11 genannt werden. Wie bereits von den letzten Teilen gewohnt, geht es kaum noch um Autorennen, sondern vielmehr um Materialschlachten, Familie mit Wohlfühlatmosphäre, Barbecue und Coronabier. In der Story ist mittlerweile auch alles egal. Der Antagonist ist der Sohn des Antagonisten aus Teil 5, in dem der Sohn aber gar nicht vorkam. Es kommen längst tote Charaktere zurück und die physikalischen Grenzen werden wieder auf den Kopf gestellt. Das alles sorgt aber trotzdem, gerade mit Jason Momoa als charmanten Antagonisten, für eine seichte Popcornunterhaltung mit gewissen Sympathiepunkten.
Ungeschliffene Rohdiamanten
Das Publikum sollte sich mittlerweile daran gewöhnt haben, dass die Story der Fast-Saga immer inkonsequenter wird und mittlerweile durch das Ignorieren einzelner Elemente der Vorgänger an die Erzählweise von Paul W S Andersons Resident-Evil-Filmen erinnert. FAST X ist hierbei keine Ausnahme und setzt sogar eine Schippe drauf. Die Zuschauenden fragen sich immer wieder, warum Charaktere, wie Scott Eastwood am Anfang noch eine wichtige Rolle spielen, dann aber nach dem ersten Akt nicht mal mehr in einem Nebensatz erwähnt werden. Das Problem zieht sich durch den ganzen Film, da die „Familie“, wie Jason Momoa im Film sagt, viel zu groß ist und so vielen Schauspielenden keine gleichwertige Bühne geboten werden kann.
Generell legt FAST X keinen besonders großen Wert auf eine logische oder nachvollziehbare Story. Immer wieder passieren Dinge, weil das Drehbuch dies so will – ganz egal, wie sehr das Geschehen oder die Gesetze der Physik dafür verbogen werden müssen. Dafür fokussiert sich der Film auf die Witze, sowie die Bromance zwischen Tyrese Gibson und Ludacris. Einige Witze und Passagen dieser Freundschaft sind für das Publikum zwar echt zum Fremdschämen, aber der Großteil dieser kann eine lustig lockere Atmosphäre erzeugen.
Die größte vertane Chance von FAST X Story ist jedoch der Handlungsstrang mit John Cena und Leo Abelo Perry. Die Szenen mit den Beiden erinnern an gute Buddykomödien und Roadmovies. Es entsteht eine herzliche sowie lockere Atmosphäre und die Zusehenden erwischen sich dabei, wie sie durch die herzliche Chemie der Beiden regelmäßig lachen müssen. Dieser Storyark ist definitiv das Highlight des Films und hätte eigentlich einen eigenen Film oder zumindest ein Spin-off verdient.
Kreativer Antagonist mit Haken
Es ist Jason Momoa anzumerken, dass er mit der Rolle des Antagonisten sehr viel Spaß hatte und in dieser aufging. Er spielt seinen Charakter mit einer Leichtigkeit und Überzeugung, ohne dabei zu overacten. Es macht dem Publikum Spaß, ihn bei seinem wahnsinnigen Verhalten und der irren komischen Art zu beobachten. Wir verlieben uns in seinen Charakter, was nicht zuletzt an seinem bunten und extravaganten Kleidungsstil liegt. Das Kostüm war für seinen Charakter definitiv am kreativsten.
Aber sein Auftreten hat leider einen Haken. Eigentlich ist Jason Momoas Charakter progressiv, will laut eigener Aussage mit den Outfits sowie lackierten Nägeln seine toxische Männlichkeit aufbrechen und wirkt queercodet geschrieben. Leider hat Hollywood ein Talent dafür, solche Menschen als Antagonisten zu schreiben, während Vin Diesel als Protagonist der muskelbepackte Alphamacho ist. Das ist wahrscheinlich keine Message, die der Film bewusst treffen wollte, aber ein leichter fader Beigeschmack bleibt trotzdem.
CGI, das wehtut
Das CGI von FAST X ist schon eine unfassbare Frechheit, gerade wenn das hohe Budget von 340 Millionen Dollar bedacht wird. Einzelne Actionpassagen wurden zwar mit praktischen Effekten an realen Schauplätzen gedreht, das können die Zuschauenden aber gar nicht merken, da die Szenen so stark mit CGI nachbearbeitet wurden, dass es jederzeit klar erkennbar ist. Dadurch wird das Publikum regelrecht aus dem Sehgefühl herausgerissen, wodurch FAST X ein treffendes Beispiel für den Uncanny-Valley-Effekt ist.
Dieser Effekt wird aber auch durch teilweise falsche Sounds verstärkt. Gerade im ersten Drittel klingen Schusswaffen wie eine Mischung aus Airsoft- und Science-Fiction-Gewehren. Da Kenner*innen von Actionfilmen nicht zuletzt dank der John-Wick-Reihe satte und knallige Waffensounds gewohnt sind, sind die Waffensounds von FAST X schon fast unbefriedigend.
Sperrige Action und faules Schauspiel
FAST X ist auch einer der Actionfilme, der durch eine hohe Menge an Schnitten auffällt. Das geht in actionreichen Passagen und Handgemengen teilweise so weit, dass die Zusehenden gar nicht erkennen können, was gerade passiert. Einzig der Kampf zwischen Charlize Theron und Michelle Rodriguez sowie der leider viel zu kurze Showdown mit Jason Statham sind so gefilmt, dass das Geschehen klar zu erkennen ist. Ironischerweise sollen die Szenen an den Tagen gefilmt worden sein, an denen der Regisseur Louis Leterrier nicht am Set anwesend war.
Auch das Kernelement der Reihe, die Autos und Action mit diesen, kann nicht wirklich überzeugen. Gerade der Showdown in Rom wirkt nach MISSION IMPOSSIBLE – DEAD RECKONING PART ONE faul inszeniert. Während der siebte Teil der Mission-Impossible-Reihe durch eine clevere Choreografie auffällt, versucht FAST X vergeblich zu kaschieren, dass die Schauspielenden gar nicht in den Fahrzeugen sitzen und hilft sich mit plumpen sowie hektischen Schnitten aus.
Das Schauspiel von Brie Larson und Charlize Theron wirkt gelangweilt und Vin Diesel nimmt seine Rolle viel zu ernst, wodurch er wie gewohnt nur seinen einseitigen grimmigen Blick auf Lager hat. Gerade im Kontrast zu Jason Momoas charmanten Performance fällt das sofort auf und nervt das Publikum, da zumindest Brie Larson und Charlize Theron in Filmen wie Atomic Blonde oder Kong: Skull Island ihr Können unter Beweis stellen konnten.
Cliffhanger, Zweiteiler und Überlänge
FAST X folgt dem Trend, ein Zweiteiler zu sein, der eventuell auch ein Finale ist und einen Cliffhanger sowie Überlänge aufweist. Für die Zuschauenden ist das ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann so ein Fokus auf ein großes und bombastisches Finale gelegt werden, aber andererseits kann die Reihe dann mit dem Cliffhanger enden, wenn der Film ein finanzieller Flop ist und sich das Studio gegen einen Nachfolger entscheidet. Gleichzeitig ist es auf Dauer nervig, wenn Filme bei fortlaufendem Trend nicht mehr einzeln gesichtet werden können.
Fazit
FAST X ist kein Meisterwerk, aber auch keine absolute Enttäuschung. Es gibt genügend positive Punkte, die zu einer Sichtung bei einem entspannten Abend mit den Freund*innen einlädt, jedoch kann die Länge von 141 Minuten abschreckend wirken. Wer jedoch Fan von FAST FIVE oder den letzten Teilen der FAST-Saga ist, wird definitiv auch mit FAST X seinen Spaß haben.
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Originaltitel | Fast X |
Kinostart | 17.5.2023 |
Länge: | 142 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Action | Krimi | Thriller |
Regie | Louis Leterrier |
Executive Producer | Joseph M. Caracciolo Jr. | Chris Morgan | Mark Bomback | David Cain | Amanda Lewis |
Producer | Justin Lin | Neal H. Moritz | Samantha Vincent | Jeff Kirschenbaum | Vin Diesel |
Kamera | Stephen F. Windon |
Visual Effects | François Lambert | Michael Grobe | Peter Chiang | Paul Jones | Aleksandar Pejic | Chad Wiebe | Richard Frazer |
Musik | Brian Tyler |
Cast | Vin Diesel, Michelle Rodriguez, Tyrese Gibson, Ludacris, John Cena, Nathalie Emmanuel, Jordana Brewster, Sung Kang, Jason Momoa, Scott Eastwood, Daniela Melchior, Alan Ritchson, Helen Mirren, Brie Larson, Jason Statham, Charlize Theron, Rita Moreno, Joaquim de Almeida, Leo A. Perry, Luis Da Silva Jr. |
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