Rezension
Vereinzelte Güterzüge stören die idyllische Ruhe, die die Hauptfiguren auf ihrer Wanderung zu einem gestrandeten Meteoriten durchstreifen. Ihr Weg führt sie abseits der üblichen Wanderpfade entlang eines kleinen Flusses, über Gras- und Hügellandschaften und vorbei an einem Baum, der seine großen Äste über den Boden stülpt. Sowohl ihre schlichten alltagsphilosophischen Gespräche als auch bewusste Momente der Stille fügen sich dabei nahtlos in jene ruhevolle unberührte Umgebung ein und sind so dezent in Szene gesetzt wie vieles in Santiago Lozas Festivalbeitrag zu den Internationalen Hofer Filmtagen.
Ihre Dialoge drehen sich um die Tochter, die zurück nach Hause gekommen ist und sich seit dem letzten Besuch verändert hat, um eine verstorbenen Freundin, Erinnerungen an die gemeinsame Vergangenheit in dem kleinen Bergdorfes und um die Dinge, die sich in Zukunft verändern werden. Wie fortlaufende Gedanken reiht die filmische Szenencollage Themen von allgemeiner und individueller Bedeutung in gelassener Einfachheit aneinander und lässt die Darsteller*innen dabei ebenso subtil und unaufgeregt agieren. Die emotional häufig zurückhaltend vorgetragenen Gespräche schürfen immer tiefer an den Charakterzügen und bislang unausgesprochenen Gefühlen und Plänen der Frauen, welche nicht nur auf der Suche nach dem Stein, sondern auch in den Dialogen mit ihrem Gegenüber fündig werden.
Durchbrochen wird deren entschleunigter Road-Trip, der mit fortlaufender Entwicklung an Tiefe und Poesie gewinnt, von Gedichten, die sich in die Gedankenabschnitte streuen und einem zweiten, am Rande stattfindenden Handlungsstrang um die wiedergekehrte Tochter. Dieser greift die Perspektive der jungen Frau als Parallele zum Abschied der beiden Freundinnen auf und führt behutsam thematische Verknüpfungen im Hinblick auf den Umgang mit Veränderung an. Jene liegt letztendlich nicht nur in der auf einen konventionellen Spannungsaufbau verzichtenden Geschichte, sondern auch in den zahlreichen Naturaufnahmen, in denen der Auslöser der Spurensuche, der Meteorit selbst, nur eine Nebensache ist.
Fazit
FRIENDS ON A COUNTRY ROAD wandert gemächlich an der Seite seiner Hauptfiguren durch die beruhigend eingefangenen Landschaften. Die Wege, die er dabei begeht, sind weder inszenatorisch noch inhaltlich wirklich herausragend, in einer Mischung aus naturverbundenen und poetischen Elementen jedoch unverstellt und reizvoll.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Originaltitel | Amigas en un camino de campo |
Kinostart | 16.9.2022 |
Länge: | 77 minuten |
Produktionsland | Argentina |
Genre: | Drama |
Regie | Santiago Loza |
Kamera | Eduardo Crespo |
Cast | Eva Bianco, Anabella Bacigalupo, Jazmín Carballo, Carolina Saade |
Wie hat Dir der Film gefallen?
Hinterlasse einen Kommentar