Review Fakten + Credits


Rezension

Guada, Wally, Leo, Lucas und Pancho sind nur eine Handvoll Namen derer, die Michael Dweck und Gregory Kershaw in ihrer neusten dokumentarischen Regiearbeit durch ihr Leben begleiten. Viele von ihnen gehören zu den titelgebenden Gauchos oder sind auf dem besten Weg dahin, – Cowboys (und ein Cowgirl), im Nordwesten Argentiniens lebend, alte Traditionen sorgsam wie ihre Hüte oder ihre Pferde pflegend. Abgelegen, aber nicht völlig losgelöst vom Heute und dem Rest der Welt, beobachten die Regisseure das traditionelle Leben und die Begegnung mit der technisierten, anklopfenden Gegenwart in einem schwarz-weißen Doku-Mosaik.

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Einem, das die hin und her springenden Erzählsplitter in äußerst geschliffenen Aufnahmen zusammensetzt. Die Geschichte von Guada, die fest entschlossen ist, sich in der männerdominierten Welt als Gaucha durchzusetzen, die von den Jungen Lucas und Pancho, die allein durch die Wildnis streifen, die des alten Lelo, der auf sein Leben zurückblickt oder die von Solano, der seinem fünfjährigen Sohn die Philosophie der Gauchos näherbringt, werfen unterschiedlichste Blicke auf das Wesen und Sein der Gauchos, nur wenige wagen sich hinter die an vielen Stellen nostalgische Fassade vor.

Glorreiche(s) Sieben?

Stattdessen weicht ein dokumentarischer Tiefgang öfter eindrücklichen Aufnahmen, in denen jede noch so karge Landschaft bilderbuchartig abgelicht, beinahe jeder Ausritt mit pathetischer Musik zelebriert wird. Die Suche nach einprägsamen Einstellungen und ikonischen Bildern wirkt in GAUCHO GAUCHO oft zielstrebiger als die nach ungeschliffenen Alltagseinblicken oder unberührten Charaktermomenten. Effektiv, um die Lebensweise der Gaucho einen prachtvollen Anstrich zu verpassen, weniger um die Lebensweisen und Persönlichkeiten über Kalendermotive und die kurzen Dialogsequenzen hinaus zu vertiefen.

eine weite Graslandschaft, vom linken Bildrand reitet ein Mann mit Cowboyhut und schwingendem Lasso auf einem Pferd dahin

Gaucho Gaucho © 2025, Rapid Eye Movies

Letztere wirken ähnlich gestellt wie die nach Westernzitaten langenden Bilder, beides zeigt eher Hang zum Spiel- denn zum Dokumentarfilm. Während die einzelnen Storybits um das Erbe der Gauchotraditionen, Auflehnen gegen das patriarchale System, das Erlernen von Unabhängigkeit, den Abgesang auf die Vergangenheit und das Einschneiden der Moderne bruchstückartig zwischen den Handlungssträngen kreisen, findet keines eine wirklich ergiebige Betrachtung. Bestes Beispiel: das Schicksal der jungen Guada und ihr Anerkennungs- und Emanzipationskampf, der einen weiblichen, progressiveren Blick in den Film streut, welcher sonst durch und durch männlich, wenig distanziert oder kritisch und mit einem Fuß immer fest in der Vergangenheit bleibt.

Die Beziehung zur modernen Welt sind gegenüber der Traditionsverbundenheit der Gaucho ohnehin zweitrangig, letzteres lässt sich in den gekünstelten Bildern nun mal deutlich märchenhafter erzählen. Was manchen Szenen, wie die mit den Jungen, die mit ausgebreiteten Teppichen im Sturm stehen und darauf warten, abzuheben, in Sachen Inbrunst und Authentizität dennoch gelingt, fehlt vielen anderen Szenen, deren größtes Spannungspotential eher darin besteht, die schmale Trennlinie zwischen dokumentarischer Beobachtung und einstudiertem, kalkuliertem Spiel ausfindig zu machen.

zwei Jungen mit Cowboyhüten aus Froschperspektive die mit Schleudern spielen

Gaucho Gaucho © 2025, Rapid Eye Movies

Fazit

Hinter die Fassade der eindrücklichen Schwarz-weiß-Bilder wagt sich Michael Dwecks und Gregory Kershaws Doku-Mosaik GAUCHO GAUCHO über die titelgebenden südamerikanischen Cowboys viel zu selten vor: Statt ungeschliffene Einblicke in das Leben der Gaucho zwischen Tradition und Moderne sehr viel schnörkeliger, oberflächlicher Glanz.

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Originaltitel Gaucho Gaucho
Kinostart 25.10.2024
Länge: 84 minuten
Produktionsland Argentina
Genre: Dokumentarfilm
Regie Michael Dweck | Gregory Kershaw
Executive Producer Jenny Raskin | Lazlo Block | Jamie Wolf | Geralyn White Dreyfous | Adam Lewis | Regina K. Scully | Jim Swartz | Nathalie Seaver | Jake Stern | Emily Kai Bock | Melony Lewis | Susan Swartz | Grazka Taylor | Nina Sing Fialkow | David Fialkow
Producer Cameron O’Reilly | Michael Dweck | Gregory Kershaw | Christos V. Konstantakopoulos | Matthew Perniciaro
Kamera Michael Dweck | Gregory Kershaw
Cast Guada Gonza, Tati Gonza, Jony Avalos, Solano Avalos

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