Originaltitel: Law Abiding Citizen
Kinostart: 19.11.2009
DVD/Blu-ray – Release: 20.05.2010
Director’s Cut – Release: 07.05.2020
Länge: ca. 119 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: F. Gary Gray
Schauspieler:innen: Gerard Butler | Jamie Foxx | Leslie Bibb
Genre: Action | Thriller | Drama
Verleiher: Constantin Film Verleih
Es ist bereits elf Jahre her, dass GESETZ DER RACHE in den Kinos erschien. Damals war dieses Werk ein großer Erfolg, denn mit rund 40 Millionen US-Dollar Produktionskosten und vergleichsweise 21 Millionen US-Dollar Einnahmen nur am Eröffnungswochenende brachten Jamie Foxx und Gerard Butler die Kinokassen zum Klingeln. Doch viel wesentlicher für den Erfolg ist natürlich Regisseur F. Gary Gray, der nur alle zwei Jahre einen Film produziert und sich ansonsten vor allem auf Musikvideos konzentriert. Mittlerweile zieren Filme wie STRAIGHT OUTTA COMPTON und THE ITALIAN JOB seine Vita, während er sich gerade mit seinen letzten beiden Werken doch ganz und gar im Mainstream-Business festgesetzt hat.
Während in Deutschland 2009 nur eine etwas kürzere Kinofassung, die mit der FSK 16 versehen wurde zu sehen war, wurde zeitglich in den USA auch eine minimal längere Version als Director’s Cut veröffentlicht. Es hat sehr lange gedauert, doch nun hat es dieser Schnitt auch nach Deutschland geschafft und verzückt mit wenigen extra Szenen und einer daraus folgenden Altersfreigabenanhebung auf FSK 18. Gleichzeitig wurde das gesamte Werk mit den Originalsprechen komplett neu nachsynchronisiert und liefert damit lückenlosen Genuss für den Zuschauer.
Darum geht es…
Clyde ist ein glücklicher Familienvater. Doch erwartet ihn ein schicksalsträchtiger Tag, der sein ganzes Leben verändern wird, denn als eines Mittags die Tür klingelt, dringen plötzlich zwei Einbrecher in das Haus ein und überwältigen ihn. Nachdem dies geschafft ist, rauben sie die Wohnung aus. Doch bleibt es nicht dabei, denn als einer von den Beiden Clydes Frau entdeckt vergeht sich dieser an der jungen Frau und tötet sie. Zu allem Überfluss erscheint plötzlich in der Tür auch noch die gerade einmal zehnjährige Tochter, die tragischerweise diesen Tag ebenfalls nicht überleben wird. Wehrlos ist Clyde dazu verdammt dieses Taten sich mit anzusehen. Das Schlimmste jedoch ist, dass die beiden Täter zwar gefasst werden, einer von ihnen jedoch ohne jegliche Bestrafung davonkommt und somit nicht einmal der Versuch getätigt wurde ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Und Clyde soll sich all das einfach so gefallen lassen?
Rezension
Spannend, atemberaubend und überwältigend. Das sind wohl die treffendsten Begriffe, die diesen Film beschreiben. Nur selten schaffen es Thriller, von der ersten Sekunde an so zu fesseln und bis zum letzten Moment nahezu alle Entwicklungsmöglichkeiten für die Geschichte offen zu halten. Seit einigen Jahren gehört dieses Werk zu einem meiner Lieblingsfilme, denn es ist einfach begeisternd, wie ohne viel Umschweife in den ersten wenigen Minuten eine Handlung gezeigt wird, die den Zuschauer völlig fassungs- und regungslos in seinem Sitz hocken lassen, während dieser versucht zu begreifen, was hier überhaupt vor sich geht. Allein schon der Gedanke an die einführende Überfallsequenz lässt einen vor Skrupellosigkeit erschaudern und treibt die innere Nervosität auf einen Spitzenwert.
Doch erfolgt danach kein dramatischer Abfall, denn sinnvoll aufgeschlüsselt, wird in kürzester Zeit aus einem absoluten Publikumsliebling ein Antagonist erzeugt, der es in sich hat und vor allem durch perfekt geschriebene Dialoge zu überzeugen weiß. Es ist fast schon magisch den wenigen Textfetzen von Gerard Butler zu folgen, die nicht nur die anderen Darsteller stets in Unsicherheit wiegen, sondern auch den Zuschauer immer wieder verblüffen und einen ekligen Spiegel der Ignoranz vor die Augen halten. Spannende Frage kommen hierbei zum Vorschein, die sich vor allem mit dem Rechtssystem befassen, welche weitestgehend auf alle Länder übertragbar sind: Ist es moralisch richtig einen Menschen zu töten, der eindeutig als Täter identifiziert werden kann, bei dem aber die Beweislage fehlt, nur um damit einen andauernden Serienmord zu beenden? Ist Selbstjustiz legitim? Zwar sind einige dieser Fragen nach geltender Gesetzeslage eindeutig zu beantworten, aber sollte nicht die moralische Komponente ebenfalls einen gewissen Einfluss erhalten?
Butler in Bestform
Auch wenn Gerard Butler immer wieder auch in Filmen mitgewirkt hat, in denen er nicht unbedingt das gelbe vom Ei war, passt seine Besetzung hier wie die Faust aufs Auge. Er kann einen zerbrechlichen, armseligen und hilflosen Mann verkörpern, der gleichzeitig ein beinharter Mensch ist, der ohne jegliche Furcht seinen Willen durchsetzt und dabei über Leichen geht. Demgegenüber steht ein glänzender Jamie Foxx, dem jeder wohl die Staatsanwaltsrolle abkauft, als wäre er tatsächlich einer. Beide zusammen schaffen es die bitter böse Idee der Geschichte gnadenlos heraus zu arbeiten und dem Zuschauer als mögliche reale Story zu verkaufen.
Dabei passt alles hervorragend zusammen: düstere, dramatische Melodien sorgen für angespannte Momente, zeitgleich sind die Szenen so perfekt geschnitten, dass eine enorme Fassungslosigkeit aufgebaut wird und die Bilder sind schlicht und ohne viel Schnick Schnack ausgestattet und sorgen trotzdem dafür, dass es schwer ist, jedes kleinste Detail zu erfassen. Es ist schwer diesem Werk nicht zu verfallen, auch wenn immer wieder so einige kleine Fehler zu finden sind, die sich in allen Ebenen niederschlagen – sowohl inhaltlich als auch optisch. Neugierige finden dazu einen spannenden Überblick bei IMDB, dessen Länge tatsächlich erschreckend ist. Hat man jedoch das Glück diese Details für sich selbst auszublenden erwartet einen ein wirklich spannender Thriller.
Der Director’s Cut
Was er wartet den Zuschauer nun in diesem kurzen ergänzten Zusatzmaterial, welches im Director’s Cut zu sehen ist? Zwar möchte ich nicht spoilern, doch kann man auf den Gesamteindruck sagen: gar nichts! Zwar sind besonders in den Anfangsszenen einige Momente zu erkennen, die unwesentlich erweitert wurden und das ein oder andere Detail mehr zeigen, doch sind dies eher unnötige Erweiterungen, die keinen wirklichen Mehrwert bieten, sondern sich nur durch etwas explizitere Inhalte auszeichnen. Gleichzeitig entsteht jedoch auch ein wenig das Problem, dass die charmante Dynamik der schnell aufeinanderfolgenden Spannungsmomente verfliegt und damit sogar letztlich einige etwas langatmige Momente erzeugen. Hat es diesen Cut also gebraucht? Ich denke eher nicht, denn dieser ist wohl nur interessant sobald neue Betrachtungsweisen einer Handlung ins Spiel kommen, die hier jedoch ausbleiben.
Packend und spannend erzählt uns Regisseur F. Gary Gray eine im höchsten Maße dramatische Story, die von der ersten Minute an für Fassungslosigkeit sorgt. Selten hat mich eine Handlung so dermaßen mitgenommen wie in diesem Fall, da die harmonische Einleitung so abrupt und skrupellos niedergetrampelt wird und sich in völlige Ratlosigkeit umwandelt. Beste Voraussetzung für einen Thriller ist, wenn die Spannung stets hochgehalten wird und ein Finale dennoch kaum voraussehbar ist. Genau das wird in GESETZ DER RACHE auch geschafft, nicht zuletzt dank der bravourösen Vielseitigkeit von Gerard Butler, die sonst nur selten offenbaren kann. Es passt vom Gefühl her einfach fast alles – die Figuren waren wunderbar auf einander abgestimmt, die Bilder düster und der Score liefert die perfekte Stimmung. Leider jedoch bringt der nun veröffentlichte Director’s Cut keinen nennenswerten Mehrwert für den Film, denn einzig und allein ein paar wenige Szenen wurden um minimales Bildmaterial erweitert, sorgen jedoch nicht für neue Erkenntnisse oder Betrachtungsweisen. Hier greift wohl vor allem die Profitlust als treibende Kraft, denn diese etwas längere Version sorgt sogar dafür, dass dem Film ein wenig die Rasanz der Skrupellosigkeit verloren geht. Dennoch bleibt der Film ein hervorragender Thriller, der dem Genre alle Ehre macht und mich bis Heute immer wieder begeistern kann.