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Get Out

Get Out © Universal Pictures – als 4K Ultra HD, Blu-ray, DVD und Digital erhältlich

Mit GET OUT hat Jordan Peele im Jahr 2017 seinen ersten Film veröffentlicht und die breite Masse damit zum einen beeindruckt, aber auch überrascht. Sein Film ist ein Horrorfilm, der sich mit den Ängsten von People of Colour auseinandersetzt. Peele wurde in der Vergangenheit allerdings eher für die leichteren Töne bekannt. Seinen Durchbruch hatte er im Jahr 2003 als Ensemble Mitglied in der Sketch Comedy Serie Mad TV. Hier sollte er seinen Weggefährten Keegan-Michael Key kennenlernen, mit dem er später eine eigene Comedy Serie unter dem Namen Key & Peele veröffentlichen sollte. Seitdem hat man die beiden Schauspieler häufig zusammen gesehen, so unter anderem auch als FBI Agenten in der Serie Fargo. Im Jahr 2016 hat er schließlich an dem Drehbuch für die Komödie KEANU mitgeschrieben, in der er gemeinsam mit Keegan-Michael Key die Hauptrollen verkörpert hat.

Nach langen Jahren im Comedy Genre hat er das Drehbuch für den Film GET OUT geschrieben, bei dem er erstmalig auch Regie geführt hat. Es handelt sich bei dem Film um eine Satire, deren Fokus allerdings ganz klar auf den Horrorelementen liegt. Obwohl das Genre eine neue Richtung für Peele war, hat er einen Film inszeniert, der sowohl von den Kritikern als auch vom Publikum positiv aufgenommen wurde. Seitdem gilt Peele neben Ari Aster (HEREDITARY, MIDSOMMAR), als einer der hellsten Sterne im Bereich des Horrors. Für seinen Film hat Peele den britischen Schauspieler Daniel Kaluuya besetzt, der aufgrund seiner überzeugenden Darstellung als bester Schauspieler bei der Oscar-Verleihung 2018 nominiert wurde. Obwohl es nicht ganz für den Goldjungen gereicht hat, hat er für GET OUT trotzdem einige Kritiker-Preise gewonnen. Neben Kaluuya sieht man in Peeles Film Schauspieler*innen wie Lakeith Stanfield, Allison Williams, Bradley Whitford, Catherine Keener und Stephen Root. Im folgenden Text möchte ich euch erläutern, warum der Film zurecht so hoch gelobt wird.

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Darum geht es…

Chris (Daniel Kaluuya) ist nun mittlerweile seit vier Monaten in einer glücklichen Beziehung mit Rose Armitage (Allison Williams), an diesem Wochenende soll er die Eltern seiner Freundin kennenlernen. Der junge Mann ist sich unsicher, durch seine Hautfarbe ist er Rassismus gewohnt und er ahnt schon, dass es bei der weißen Familie von Rose wahrscheinlich nicht anders sein wird. Als er Rose darauf anspricht, winkt sie allerdings ab. Ihre Eltern sind zwar langweilige alte Spießer, aber definitiv keine Rassisten. Auf dem Weg zum Haus der Eltern kommt es zu einem Wildunfall. Die beiden erwischen ein Reh, während sie durch den Wald fahren. Obwohl Rose am Steuer des Wagens saß, möchte der Polizist trotzdem die Papiere von Chris sehen, Rose verteidigt ihren Freund vor dem Polizisten, doch für Chris sind solche Vorfälle nichts neues.

Beim Haus angekommen wird Chris wärmer aufgenommen, als er es erwartet hat. Dean (Bradley Whitford) und Missy Armitage, Roses Eltern, begrüßen die beiden mit offenen Armen. Roses Vater fackelt nicht lange und führt Chris durch das große Haus, und zeigt ihm die Andenken, die er von seinen vielen Reisen über die ganze Welt mitgebracht hat. Er beteuert, dass er sehr interessiert an der kulturellen Vielfalt auf der ganzen Welt ist. Trotz der offenen Gastgeber fühlt sich Chris unwohl in dem Haus, irgendwas ist hier verkehrt, er kann aber nicht genau benennen was es ist. Im weiteren Laufe des Wochenendes soll er rausfinden, was Schreckliches in dem Haus vor sich geht.

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Rezension

GET OUT ist einer dieser Filme, die neue Ansätze in ein altes Genre bringen. Wie oben erwähnt handelt es sich in erste Linie um einen Horrorfilm, allerdings kann man den Film ebenso gut als eine Satire auf den unterschwelligen Rassismus sehen, den People of Colour vermutlich täglich erleben müssen. Wir sehen in Peeles Film nicht den klassischen kahlrasierten Neonazi, oder das Klischee des rassistischen Redneck, im Fokus steht eine liberale Familie, die Wert auf Offenheit und Toleranz legt. Im ersten Moment klingt die Prämisse des Films etwas paradox, doch je mehr man in die Tiefe geht, desto mehr sieht man, wie tief der Rassismus in der Gesellschaft verwurzelt ist. Peele zeigt uns, dass Rassismus nicht nur dazu dient, um andere kleiner zu machen, man kann ihn genauso gut dazu nutzen Menschen zu überhöhen. Der Rassismus beginnt da, wenn man People of Colour selbstverständlich Eigenschaften zuordnet, wie ein hohes Lauftempo, oder eine schöne Gesangsstimme. Sobald wir anfangen in diesen Klischees zu denken, auch wenn es vermutlich nicht böse gemeint ist, verhalten wir uns rassistisch.

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Peele schafft es diese Momente so stimmungsvoll zu erzeugen, dass man sich unwohl fühlt, sobald Chris erneut in eine solche Situation gebracht wird. Gerade durch das herausragende Schauspiel von Kaluuya leiden wir mit dem jungen Mann mit. In den 26 Jahren seines Lebens musste er sich täglich mit Stereotypen rumschlagen und hat den Kampf dagegen bereits aufgegeben. Sobald er erneut mit Klischees konfrontiert wird, versucht er das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Der Schauspieler schafft es dabei mehrere Gefühle auf einmal zu spielen, in seinen Augen sieht man die Wut und Trauer über die Ignoranz der anderen, er versucht dabei allerdings höflich zu bleiben und überspielt seine Emotionen mit einem verbitterten Lächeln. Neben Kaluuya ist das größte Highlight im Film Bradley Whitford. Den Familienvater und Neurochirurgen umgibt zum einen die Wärme eines freundlichen Gastgebers, auf der anderen Seite hat er auch etwas sehr Bedrohliches an sich. Man versucht die ganze Zeit herauszufinden, was diese Familie im Schilde führt.

Rasanter Psychoschock

Inhaltlich ist GET OUT ein überaus überraschender Film. Man hat schnell den Eindruck, dass man die Familie durchschaut hat, je länger der Film dauert, desto mehr zweifelt man allerdings an den eigenen Theorien. Wenn es dann zur Auflösung kommt ist man schockiert und kann nicht fassen was man da gerade sieht. Obwohl es sich um einen Horrorfilm handelt, verzichtet der Film weitestgehend auf die genretypischen Jumpscares, stattdessen setzt Jordan Peele in seinem Film auf eine stimmungsvolle Atmosphäre. Zusätzlich hat der Film ein sehr gutes Erzähltempo, zu keiner Zeit wünscht man sich, dass die Handlung nun endlich mal voranschreiten könnte, man bekommt immer genug Neues zu sehen. Auf der anderen Seite nimmt sich Peele Zeit bestimmte Szenen wirken zu lassen, allerdings nie zu lange.

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Wenn man etwas an GET OUT kritisieren wollen würde, könnte man über den Humor sprechen. Als besten Freund bekommt Chris den Sicherheitsbeamten Rod an die Seite gestellt. Verkörpert wird er von Lil Rel Howery, der nicht gerade bekannt ist für seine subtilen Rollen. Auch in GET OUT soll er für den einen oder anderen Lacher sorgen. Grundsätzlich ist die Figur wichtig für die Handlung, allerdings hätte ihm etwas mehr Ernsthaftigkeit gutgetan, da er so entgegen der eigentlichen Stimmung des Films arbeitet. Vermutlich hat Peele hier noch Einflüsse aus seiner Comedy-Zeit einbauen wollen, die es aber nicht gebraucht hätte.

Bewertung Michel RieckFazit

GET OUT ist einer dieser Filme, die uns den Spiegel vorhalten. Wahrscheinlich haben die meisten von uns schon mal in den Klischees gedacht, dass People of Colour schneller laufen oder besser singen können als Weiße, ich selbst schließe mich da nicht aus, umso wichtiger ist es, dass Filme wie GET OUT gesehen werden. Abgesehen von seiner gesellschaftlichen Relevanz ist GET OUT ein überaus spannender Horrorfilm, der mit den Klischees des Genres bricht und neue Ansätze auf die Leinwand gebracht hat. Nach diesem Film bin ich heiß auf Peeles zweiten Film WIR und seinen Film NOPE, der 2022 in die Kinos kommen soll.

Mit GET OUT hat Jordan Peele im Jahr 2017 seine erste Regiearbeit auf die Kinoleinwand gebracht. Peele war vorher vor allem durch seine Comedy Kooperationen mit seinem langjährigen Weggefährten Keegan-Michael Key bekannt und damit vorrangig vor der Kamera zu sehen. Mit GET OUT hat er sich aus den bekannten Gefilden entfernt und einen Horrorfilm inszeniert. Wir begleiten Chris (Daniel Kaluuya), der nun seit einigen Monaten mit seiner Freundin Rose (Allison Williams) zusammen ist. Dieses Wochenende fahren sie zu ihren Eltern, damit sie und Chris sich endlich kennen lernen. Trotz anfänglicher Nervosität wird Chris mit offenen Armen empfangen, doch schnell muss er feststellen, dass irgendetwas bei der Familie nicht stimmt.

Peele erzählt in seinem Film eine neuartige Geschichte über Alltagsrassismus. Er präsentiert hier keine klassischen Rassisten, sondern eine liberale Familie, die sich als weltoffen gibt und den schwarzen Freund ihrer Tochter willkommen heißt. Trotzdem muss sich Chris mit Klischees auseinandersetzen, es geht dabei um „positive“ Stereotype, wie die schönen Gesangsstimmen oder die Laufgeschwindigkeit von People of Colour. GET OUT hält uns damit den Spiegel vor und zeigt, dass Rassismus mehr Gesichter hat als kahlrasierte Neonazis. Mit Daniel Kaluuya hat er dafür einen großartigen Schauspieler gefunden, der gleichzeitig Wut und Verzweiflung verkörpert, aus Höflichkeit aber nur mit einem Lächeln reagiert. Jordan Peeles Erstlingswerk sollte man gesehen haben!

Get Out

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Originaltitel Get Out
Kinostart 24.02.2017
Länge ca. 104 Minuten
Produktionsland USA | Japan
Genre Horror | Mystery | Thriller
Verleih Universal Pictures Germany
FSK
FSK 16

FSK 16 ©FSK


Regie Jordan Peele
Drehbuch Jordan Peele
Produzierende Jordan Peele | Jason Blum | Marcei A. Brown | Phillip Dawe | Gerard DiNardi | Edward H. Hamm Jr. | Raymond Mansfield | Sean McKittrick | Shaun Redick | Chris Ryan | Couper Samuelson | Beatriz Sequeira | Jason Sokoloff | Jeanette Volturno
Musik Michael Abels
Kamera Toby Oliver
Schnitt Gregory Plotkin

Schauspieler:in Rolle
Daniel Kaluuya Chris Washington
Allison Williams Rose Armitage
Bradley Whitford Dean Armitage
Catherine Keener Missy Armitage
Caleb Landry Jones Jeremy Armitage
Marcus Henderson Walter
Betty Gabriel Georgina
Lakeith Stanfield Andre Logan King
Stephen Root Jim Hudson
Lil Rel Howery Rod Williams
Ashley LeConte Campbell Lisa Deets
John Wilmot Gordon Greene
Caren L. Larkey Emily Greene
Julie Ann Jones April Dray