Review Fakten + Credits


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Rezension

Spätestens seit Sophia Coppolas MARIE ANTOINETTE sollte die enge Verknüpfung von Popmusik und aufwendig kostümierten Historiendrama keine grundlegende Verwunderung mehr hervorrufen. So weit in die Moderne wie den Soundtrack von Coppolas exzentrischen Spielfilm über die österreichische Erzherzogin zieht es Margherita Vicarios Debütfilm GLORIA! über junge Frauen an einer alten Musikschule zwar nicht, mit einzelnen Beats reicht ihr Film aber hin und wieder bis in die Gegenwart. Anders als die Geschichten der Protagonistinnen, die kaum in unsere Zeit überliefert sind.

Im Nachthemd und mit kleinen Laternen stehen vier Frauen in einer dunklen Kammer, sie schauen erstaunt in Richtung Kamera

Gloria! © 2024 Neue Visionen Filmverleih

Vicario zeichnet ihre eigene Version einer Handvoll Schicksale, die die jungen Frauen zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Sant Ignazio zusammenführt. Im Mittelpunkt steht die stumme Teresa, die als Dreh- und Angelpunkt der musikalischen Erzählung gleich mehrerlei märchenhafte Merkmale auf sich vereint: die der mittellosen, ausgestoßenen, aber gutherzigen Dienstmagd und die der außergewöhnlichen musikalischen Begabung, die sie zunächst nur im stillen Kämmerchen ausüben kann. Prototype Elemente, die auch in anderen Facetten des in seinem historischen Abriss wiederholt magisch angehauchten Films anzutreffen sind.

Denn als tiefgreifender oder plastischer erweisen sich auch viele der anderen Figuren und deren Eigenleben nur selten, ähnlich wie die Entwicklungen, die sich rundum den angekündigten Besuch des frisch inthronisierten Papstes entspinnen. Solche, die zwar Kernthemen wie das unterdrückte Künstlerinnentum sowie die misogyne Gewalt und deren Folgen verarbeiten, aber in der überwiegend seichten und leichtfüßigen Tonalität des Films nur wenig ausfeilen. Dahingegen wirkt der Film immer dann energetisch und besonders ausdrucksvoll, wenn Musik und mit ihr eine Form der Freiheit die Oberhand über die von Galatea Bellugi, Carlotta Gamba und Co munter porträtierten Figuren und über die Gestalt des Films gewinnt. In jenen Momenten scheint weniger schwer zu wiegen, dass sich GLORIA! bis zu seinem dick aufgetragenen Crescendo statt an einer fundierten Vergangenheitsaufarbeitung öfter an einer märchenhaften wagnisarmen Verarbeitung der Geschehnisse versucht.

eine Frau im blauen Kleid und weißer Haube sitzt an einem Klavier und schaut hinter sich, im Hintergrund haben sich weitere Musikerinnen versammelt

Gloria! © 2024 Neue Visionen Filmverleih

Der Grat zwischen feministischen Träumen und Schönfärberei der Geschichte ist schmal, der gewählte erzählerische Weg, welcher innere und äußere Konflikte des Lebens in der Musikschule aufs Wesentlichste reduziert, nicht frei von stereotypen Stolpersteinen. Die Musik und viele andere Klänge, die sich bereits in der kleinen Ouvertüre als aufdringliche Protagonisten vorstellen, sind es schließlich, die die einhundert sorgfältig ausgestatteten, mitunter zähen Minuten immer wieder wirkungsvoll aufbrechen. Gegenüber den weniger reizvollen Ausarbeitungen der Konflikte verklingen sie jedoch ebenso schnell wie sie ihren fulminanten Einstand haben.

Fazit

Zu Applaus, wie er den verlorengegangen Künstlerinnen und ihrer Musik gewiss zusteht, lässt Margherita Vicarios GLORIA! nur in einzelnen musikalischen Momenten verleiten. Im Gesamten verleiht der märchenhafte Debütfilm seinen Protagonistinnen eine wesentlich seichtere und letztlich weniger eindrückliche Stimme.

 

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Originaltitel Gloria!
Kinostart 11.4.2024
Länge: 111 minuten
Produktionsland Italy
Genre: Drama | Musik
Regie Margherita Vicario
Producer Carlo Cresto-Dina | Valeria Jamonte | Manuela Melissano | Katrin Renz
Kamera Gianluca Palma
Musik Margherita Vicario | Davide Pavanello
Cast Galatéa Bellugi, Carlotta Gamba, Veronica Lucchesi, Maria Vittoria Dallasta, Sara Mafodda, Paolo Rossi, Elio, Natalino Balasso, Anita Kravos, Vincenzo Crea, Jasmin Mattei, Gioele Pagura, Margherita Vicario

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