Vom Teenie-Schwarm zum Naturburschen. Viele dürften den heute 34-jährigen Zac Efron immer noch mit seiner Rolle als singendem Mädchenschwarm aus der seichten Musical-Komödie HIGH SCHOOL MUSICAL assoziieren. Auch wenn dem jungen US-Amerikaner mit dem Beginn der schmalzigen Musik-Trilogie im Jahr 2006 der große Durchbruch gelang, hat er das Image als glatt polierter Schönling längst ad acta gelegt. In EXTREMELY WICKED, SHOCKINGLY EVIL AND VILE durfte er als skrupelloser Frauenmörder Ted Bundy erstmals sein gesamtes Talent als Charakterschauspieler unter Beweis stellen. Neben seiner Etablierung als durchaus fähigem Darsteller war es vor allem seine Liebe zur Natur und seine Fähigkeit als echter Überlebenskämpfer, die über die Jahre immer mehr in den Fokus rückte. In der dokumentarischen Netflix-Serie UM DIE WELT MIT ZAC EFRON bereiste er exotische Orte wie Costa Rica, Lima oder Puerto Rico. Für die erste Folge der Überlebens-Serie BEAR GRYLLS: STARS AM LIMIT ging es sogar mitten in die Wildnis, um sich dort durch das Unterholz zu schlagen. Aus dem bubenhaften Teenager ist ein kerniger Mann mit schauspielerischen Qualitäten geworden.
Für Anthony Hayes‘ packendes Survival-Drama GOLD – IM RAUSCH DER GIER darf Zac Efron nun seine beiden neu entdeckten Seiten unter Beweis stellen. Die Dreharbeiten für die beinahe One-Man-Show des Hollywoodstars fanden unter den rauen Bedingungen und schweißtreibenden Temperaturen des australischen Outbacks statt und verlangten dem Darsteller nicht nur schauspielerisch vieles ab. Trotz eines dreistündigen Sandsturmes, der den Einsatz von Ventilatoren komplett unnötig machte – das Drehbuch sah glücklicherweise genau solch einen Sturm vor – wurde fleißig weiter gefilmt. Selbst als sich Efron dabei den Handknochen brach, hielt dieser seine Verletzung geheim, um einen Abbruch des Drehs zu vermeiden. Ob es sich bei den Erzählungen lediglich um Legenden zu Marketingzwecken oder doch um die Realität handelt, bleibt offen – dem Endprodukt jedoch sieht man die Strapazen der wenigen Darsteller*innen zu jedem Zeitpunkt an.
Darum geht es…
In einer nicht allzu fernen Zukunft: Der schweigsame Reisende Virgil (Zac Efron) ist auf dem Weg in ein abgelegenes Gebiet, in dem es Arbeit geben soll. Als er in dem kleinen Örtchen Greenview ankommt, heuert er den erfahrenen Wanderarbeiter Keith (Anthony Hayes) als Fahrer an, damit ihn dieser sicher durch die Weiten der Wüste ans Ziel bringt. Als eine Autopanne die beiden Reisenden zu einer ungeplanten Rast mitten im Nirgendwo zwingt, entpuppt sich das ärgerliche Ereignis jedoch schnell als Glücksfall. Nicht unweit der Straße stößt Virgil auf einen gigantischen Klumpen Gold. Um das wertvolle Edelmetall vollständig aus dem trockenen Sandboden herauszubekommen, fehlt es aber an Equipment. Also macht sich Keith auf eine fünftägige Fahrt, um einen Bagger zu organisieren, während Virgil mit ein wenig Wasser, etwas zu Essen und einem Satellitentelefon zurückbleibt, um den kostbaren Fund zu bewachen. Als sich Keiths Rückkehr verzögert, beginnt für Virgil der nackte Kampf ums Überleben. Während sich seine Vorräte langsam aber sicher dem Ende neigen, hat ein Rudel wilder Hunde bereits seine Witterung aufgenommen…
Rezension
Die Natur kennt kein Erbarmen. Der australische Regisseur Anthony Hayes, welcher außerdem in die Rolle des ortskundigen Fahrers Keith schlüpft, inszeniert den Kampf zwischen Mensch und Natur in überbelichteten, aber gestochen scharfen Bildern, die sich mit ihren entsättigten Farben fast einem Schwarzweißfilm annähern. GOLD – IM RAUSCH DER GIER sieht über weite Strecke einfach fantastisch aus und ist gerade dann, wenn die Dämmerung einsetzt, unglaublich schön fotografiert. Die Kamera macht sich die Bedrohlichkeit des trostlosen australischen Outbacks zu Eigen und erzählt mit ihren starken Aufnahmen oft mehr als tausend Wörter. Wildhunde fressen vom Fleisch eines noch lebenden Artgenossen, Skorpione und Schlangen schleichen als unsichtbare Gefahren durch die sandige Landschaft und die gleißende Sonne verbrennt alles, was sich ihr in den Weg stellt. Der einzige Hoffnungsschimmer in diesem aussichtslosen Szenario ist ein funkelnder kleiner Fels, der sich aus der Einöde erhebt. Gold! In dieser nahegelegenen dystopischen Zukunft ist jeder auf sich selbst gestellt. Wann und wo wir uns genau befinden, wird nie genau beleuchtet. Einzig die exotischen Schriftzeichen an einzelnen verwitterten Straßenschildern lassen den Handlungsort irgendwo in den nordafrikanischen oder vorderasiatischen Raum verordnen.
Bei all den Gefahren, die, die raue Natur birgt, ist es einmal mehr der Mensch selbst, der am gefährlichsten ist. GOLD – IM RAUSCH DER GIER ist mehr als nur ein spannender Survival-Thriller, sondern im gleichen Maß auch ein kompromissloses Drama über die menschliche Gier und das unermüdliche Streben nach Glück, für das der Mensch bereit ist sein eigenes Leben, aber auch das der Anderen aufs Spiel zu setzen. Wenn Virgil ohne zu zögern einwilligt, sich fünf Tage den harschen Bedingungen der Wüste auszusetzen, spricht das Bände. Anthony Hayes schafft es all die Strapazen, die die Reise mit sich bringt, einzufangen und als körperliches Erlebnis auf Zelluloid zu bannen. Der Mangel an Wasser und Nahrung sowie die trockene Luft machen ihm körperlich zu schaffen. Wenn die Haut des stets von surrenden Fliegen umgebene Virgils langsam auf dessen Stirn aufplatzt und sein geschundener, dreckiger und schweißgebadeter Körper immer mehr in Mitleidenschaft gezogen wird, springt dem Publikum all der Schmutz, die Hitze und der Schweiß förmlich entgehen.
Eine beinahe One-Man-Show
Ja, Zac Efron war dieser hemdsärmelige Jüngling aus HIGH SCHOOL MUSICAL. Es wäre jedoch unfair in bis zu seinem Lebensende darauf zu reduzieren – vor allem nach einer dermaßen körperlichen und herausragenden Performance wie er sie in GOLD – IM RAUSCH DER GIER zum Besten gibt. Er verkörpert den schweigsamen Virgil mit einer zurückhaltenden Ruhe und verleiht ihm mit seiner nuancierten, aber ausdrucksstarken Mimik viel Tiefe, auch wenn wir über seine Figur ansonsten wenig erfahren. Einzig eine tiefe Narbe im Gesicht und die traurige Leere in seinen Augen weisen auf eine harte Vergangenheit hin. Ähnlich schleierhaft wie die Ausmaße der Dystopie, in welcher der Überlebensthriller angesiedelt ist, bleibt auch Virgils Geschichte. Mehr Hintergrund braucht es aber auch nicht, damit GOLD – IM RAUSCH DER GIER seine volle atmosphärische Wirkung entfalten kann, ehe Anthony Hayes das Publikum kurz vor Schluss dann noch mit einer fiesen Pointe zufrieden in den Abspann entlässt.
Fazit
Die Gier hat ihren Preis! Der ehemalige Teenie-Star Zac Efron glänzt in einer überzeugenden beinahe One-Man-Show in der brütenden Hitze einer unbekannten dystopischen Zukunft. Das atmosphärische Survival-Drama GOLD – IM RAUSCH DER GIER wandelt sich mit der bedächtig anschwellenden Spannung langsam aber sicher in einen fesselnden Thriller ums blanke Überleben. Der dreckige Look mit der spürbaren Hitze macht den minimalistischen Überlebenskampf zu einem körperlichen Erlebnis – und das nicht nur für Zac Efron!
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Originaltitel | Gold |
Kinostart | 29.04.2022 |
Länge | ca. 97 Minuten |
Produktionsland | Australien |
Genre | Action | Thriller |
Verleih | Leonine |
FSK |
Regie | Anthony Hayes |
Drehbuch | Anthony Hayes | Polly Smyth |
Produzierende | Anthony Hayes | Samantha Allwinton | Julie Byrne | Will Clarke | Nick Cole | Christelle Conan | Nick Forward | Nelson Khoury | Shana Levine | Nadine Luque | Andrew Mann | Andy Mayson | Simone McCullagh | Mike Runagall | Silvio Salom | John Schwarz | Michael Schwarz | Peter Touche | Paul Wiegeard | Simon Williams |
Musik | Antony Partos |
Kamera | Ross Giardina |
Schnitt | Sean Lahiff |
Besetzung | Rolle |
Zac Efron | Man One |
Akuol Ngot | Mother on Train |
Thiik Biar | Baby on Train |
Andreas Sobik | Outpost Attendant |
Anthony Hayes | Man Two |
Susie Porter | The Stranger |
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