Review Fakten + Credits


Grand Tour

Veröffentlichung: 2024-11-06Genre: DramaLänge: 129 minutenBudget: $ 0
Übersicht

Quelle: www.themoviedb.org

 

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Rezension

Der Rahmen ändert nicht das Motiv des Gemäldes, er sorgt dafür, dass es sich besser präsentieren lässt. Exemplarisch zeigt das Miguel Gomes nostalgische Novelle GRAND TOUR. Deren wehmütige Vision der Kolonialzeit als eine Ära von Abenteuer, Freiheit und Entdeckungen wird durch ihre Einfassung in dokumentarische Gegenwartsszenen nicht unterminiert oder revidiert, sondern legitimiert. Nicht zufällig zeigen die Doku-Aufnahmen, deren Pragmatik mit der Exzentrik der Binnenhandlung kontrastiert und deren grobkörnige Farbigkeit sich von den schwelgerischen Schwarz-Weiß-Bildern abhebt, einen Jahrmarkt.

schwarzweiß Aufnahme eines entgleisten Zugwaggons im Urwald, schick gekleidete Reisende sitzen vor dem Waggon und schauen sich um, ein Mann beugt sich aus einem Fenster des umgestürzten Wagens und reicht einen Koffer hinaus

Grand Tour © Internationale Filmfestpiele von Cannes

Alles nur unschuldige Unterhaltung, impliziert die Analogie. Vielleicht altmodisch wie das allein durch Schwungkraft betriebene Riesenrad oder Marionetten-Theater, bei denen beide die Landsleute buchstäblich die Fäden in der Hand halten und am Hebel sitzen. Als sei die kommerzieller Verklärung eines Systems von Ausbeutung und Unterdrückung eine traditionelle Kunst Einheimischer. Jene sind nur lebendiger Lokalkolorit der im doppelten Sinn eskapistischen Erzählung. Darin flieht ein britischer Diplomat 1918 von Mandalay quer durch die Kolonialwelt vor seiner Verlobten.

Warum Edward (Gonçalo Waddington) sich auf die Titel-Tour nach Singapur, Bangkok und Saigon bis nach Chengdu begibt und Molly (Crista Alfaiate) ihn amüsiert statt indigniert verfolgt, bleibt unklar. Beide treibt scheinbar die gleiche Melange von Fernweh, Reiselust und sentimentaler Sehnsucht. Letzte blickt blauäugig auf die Vergangenheit, die der cineastische Coup in jeder Szene heraufbeschwört. In alten Songs, gelebter Tradition, antiquierten Fahrgeschäften und am deutlichsten in der Vintage-Optik der Screwball-Story, deren Schleifen-Struktur perfekt die revisionistische Revue verpackt.

schwarzweiß Aufnahme eines Mannes, der mit einem Blumenstrauß im Arm im Regen vor einer hölzernen Wand steht, neben ihm stapeln sich Kisten in die Höhe, im Hintergrund arbeiten zwei weitere Männer an einer Wand

Grand Tour © Internationale Filmfestpiele von Cannes

Fazit

Mit seinen Stammdarstellern Waddington und Alfaiate begibt sich Miguel Gomes auf eine restaurative Reise, die ihre verträumte Verbrämung der Kolonialära nur taktisch relativiert. Dies geschieht durch ein filmisches und figürliches Framing, das die scheinheilig naiven Narrative legitimiert und zugleich jedes Unbehagen des Publikums bei dessen Konsum sediert. Wenn die mit Tempo, Witz, süffisanten Dialogen und skurrilen Figuren gespickte Romanze ihren charakteristischen Charme entfaltet, ist dies Teil des ideologischen Theaters, das selbst eine kritische Zuschauerschaft manipuliert.

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Originaltitel Grand Tour
Kinostart 6.11.2024
Länge: 129 minuten
Produktionsland China
Genre: Drama | Abenteuer
Regie Miguel Gomes
Executive Producer João Miller Guerra
Producer Filipa Reis | Tom Dercourt | Gregorio Paonessa | Thomas Ordonneau | Marta Donzelli
Kamera Rui Poças | สยมภู มุกดีพร้อม
Cast Gonçalo Waddington, Crista Alfaiate, Cláudio da Silva, Lang Khê Tran, Jorge Andrade, João Pedro Vaz, João Pedro Bénard, Teresa Madruga, Joana Bárcia, Diogo Dória, Jani Zhao, Manuela Couto, Américo Silva

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