Review
Dinosaurier und diese in einem Park besichtigen zu können, ist nicht erst seit Steven Spielbergs JURASSIC PARK ein Traum vieler Menschen. Bereits im Jahre 1969 hatten Regisseur Jim O’Connolly und Drehbuchautor William Bast mit GWANGIS RACHE die Idee von einer Rodeoshow im Wilden Westen, dessen verzweifelte Betreiberin T. J. Breckenridge (Gila Golan) in einem Zwergpferd die perfekte Attraktion sieht. Doch durch dieses Pferd stößt die Rodeo-Betreiberin auf das verbotene Tal und entdeckt den Allosaurus Gwangi, den sie sich als Hauptattraktion erhofft.
Die Welt von Gwangi
GWANGIS RACHE fällt durch ausladende Sets, echte Drehorte, detaillierte Stadtkulissen, Arenen und neben den klassischen Anzügen und Kleidern verspielte sowie kreative Kostüme auf, welche zwar nicht akkurat für die Western-Zeit sind, aber dennoch das perfekte Hollywood-Western-Feeling geben. Die Zuschauenden leben sich sofort in das Setting ein und können dadurch die Rodeoshow, welche Auslöser der Handlung ist, gebannt verfolgen.
Das Zwergpferd, der namensgebende Allosaurus Gwangi und die anderen Dinosaurier werden mit Stop-Motion dargestellt und leben sich glaubhaft in die Welt des Films ein. Mit einem heutigen Blick sind die Stop-Motion Effekte zwar erkennbar, jedoch ist dies keine Kritik für GWANGIS RACHE, da die Bilder nostalgisch erfreulich wahrgenommen werden und ein wunderschönes filmisches Zeugnis der Zeit sind.

Gwangis Rache ©2025, PLAION Pictures
Der eigene Look
GWANGIS RACHE gehört zu der Art Filmen, die noch mit Technicolor – also einem bestimmten Herstellungsprozess von Filmfarben – gefilmt wurden. Dadurch sehen die Farben zu jeder Zeit gesättigt aus und haben ihren eigenen authentischen Look, der die älteren Zuschauenden nostalgisch werden lässt und auch zur heutigen Zeit von sich zu überzeugen weiß. Es sind Bilder, die wir so heute nicht mehr bekommen, weshalb sie umso mehr begeistern.
Ein stotternder Start
GWANGIS RACHE braucht etwas, bis der Film überhaupt in Fahrt kommt. So erspähen die Zuschauenden das Zwergpferd erst nach circa 25 Minuten, während Gwangi noch später auf sich warten lässt. Das wäre auch okay, – immerhin funktionieren Filme wie DER WEIßE HAI oder JURASSIC PARK nach demselben Muster – wenn GWANGIS RACHE an die Klasse der Filme heranreichen würde. Jedoch langweilt der erste Akt die Zuschauenden zumeist. 10 Minuten weniger hätten hier nicht geschadet.
Hinzu kommt, dass die erste nennenswert dramatische Begegnung mit einem Dino erst nach 45 Minuten präsentiert wird. Da GWANGIS RACHE nur eine Lauflänge von 95 Minuten hat, ist das deutlich zu lang. Die zweite Hälfte des Films ist dadurch zwar deutlich spannender und Actionreicher, verläuft aber sowohl für Dinosaurierfilme, als auch Westernstreifen einen Ticken zu sehr nach Schema F. Erst das Finale darf richtig frei drehen und erinnert entfernt an King-Kong-Filme.

Gwangis Rache ©2025, PLAION Pictures
Ebenso fehlt dem Film neben dem reinen Unterhaltungsaspekt irgend eine Form von moralischer oder politischer Aussage, die Tierhorrorfilme der 50er bis 70er Jahre und später Spielbergs Dinofilme auch wie selbstverständlich hatten. Zwar reden die Sinti und Roma in der Handlung des Films davon, dass Gwangi und die anderen Tiere im Verbotenen Tal in Frieden gelassen werden sollen, aber es wird nichts aus den Worten gelernt.
Von falschen Hoffnungen und gealterter Milch
Der Großteil der Charaktere von GWANGIS RACHE ist eine homogene Masse, welche den Zuschauenden wenig in Erinnerung bleibt. Die verschiedenen Cowboy-Helden können kaum auseinandergehalten werden. Herausstechen kann hier wirklich nur Gila Golan als Hauptdarstellerin, welche für die damalige Zeit ziemlich progressiv war. Klar gibt es die schnulzige Romanze, in der sie sich geben muss, aber sie leitet das Geschäft, kämpft um dieses und hat die Männer auf der Mission unter ihrem Kommando.

Gwangis Rache ©2025, PLAION Pictures
Jedoch ist die Darstellung unter heutiger Zeit nicht optimal gealtert, da der Held dennoch am Ende ihr ehemaliger Mann Tuck Kirby (James Franciscus) ist, für den sie dann doch den Traum vom Rodeo aufgeben würde. Schlimmer trifft es jedoch die Darstellung von Sinti und Roma sowie Native Americans. Letztere spielen zwar auch nur im Film selbst eine Rolle für Shows, aber diese schafft ein Bild, welches zu viele Zuschauende für voll nehmen.
Fazit
GWANGIS RACHE ist für ein einmaliges Erlebnis sowie Fans von Monsterfilmen der 50er- bis 70er- Jahre ein spannendes Erlebnis, welches jedoch einen kleinen Ticken zu lang geht. Zwar punktet der Film durch Technicolor, Stop-Motion und Westernmusik für ein nostalgisches Erlebnis, aber das schmälert nicht die Tatsache, dass die Handlung ewig braucht, bis sie in Fahrt kommt. Hinzu kommt die klischeebeladende Darstellung marginalisierter Gruppen, welche zwar nicht Hauptbestandteil des Films ist, aber dennoch einen faden Beigeschmack hat.
Fraglich ist auch die Preispolitik von Plaions Creature-Feature-Collection, zu der GWANGIS RACHE gehört. Zwar werden hier Tierhorrorfilme restauriert und dann den Fans sowie einem neuen Publikum auf DVD sowie Blu-ray zur Verfügung gestellt, jedoch gibt es bei dieser Collection einen saftigen Preisbonus. Während für die meisten Blu-Rays zu Release ein Preis von 15 bis 17 Euro verlangt wird, müssen Fans der Creature-Feature-Collection 20 Euro für eine Scheibe auf den Tisch legen. Das ist ein drastischer Anstieg im Vergleich zum Durchschnitt und in Zeiten, in denen grundlegende Dinge wie Miete oder Lebensmittel immer teurer werden, eine Hemmschwelle für immer mehr Personen, die vielleicht ein Interesse an den Filmen hätten.
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| Originaltitel | The Valley of Gwangi |
| Kinostart | 24.7.1969 |
| Länge: | 95 minuten |
| Produktionsland | United States of America |
| Genre: | Fantasy | Science Fiction | Thriller | Western | Abenteuer |
| Regie | Jim O'Connolly |
| Producer | Charles H. Schneer |
| Kamera | Erwin Hillier |
| Musik | Jerome Moross |
| Cast | James Franciscus, Gila Golan, Richard Carlson, Laurence Naismith, Freda Jackson, Gustavo Rojo, Dennis Kilbane, Mario De Barros, Curtis Arden |
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