Review Fakten + Credits


Harvest

Veröffentlichung: 2024-09-03Genre: DramaLänge: 131 minutenBudget: $ 0
Übersicht

Quelle: www.themoviedb.org

 

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Rezension

Absichtlich und akzentuiert, betont die Ungewissheit über Ort und Zeit Athina Rachel Tsangaris rebellischer Roman-Adaption HARVEST die allegorische Natur des schwelgerischen Szenarios. Jenes verwurzeln Requisiten und Akzente vage im Norden Englands Anfang des 19. Jahrhunderts, als der Enclosure Act Gemeinde- und Gewohnheitsrechten der ärmeren Landbevölkerung rigoros beschnitt. Dort liegt der vom Kameraauge mit schwärmerischer Sinnlichkeit eingefangene Schauplatz. Die mystisch schöne Flora und Fauna erscheint als pastorales Paradies, aus dem die Figuren die Gier ihres gottgleichen Gutsherren vertreibt.

nachts, aus einer brennenden Scheune kommt ein Mann mit einem Schimmel gelaufen

Harvest ©2024 Harvest Film Limited | Jaclyn Martinez

Die fundamentalen gesellschaftlichen, ökonomischen und letztlich auch ökologischen Umbrüche in Folge des Erlasses ist nur eines der verflochtenen Themen der hintergründigen Handlung. Durch die führt der Zugezogene Walter Thirsk (zuverlässig: Caleb Landry Jones), sowohl das Publikum als auch den Kartographen Phillip Earle, genannt Mr. Quill (Arinze Kene). Der fertigt im Auftrag des eingesessenen Gutsherren Charles Kent (Harry Melling) eine Landkarte. Diese ist sowohl verhängnisvolle Vorbotin eines industrialisierten Imperialismus als auch kunsthandwerkliche Sublimation der sozialen Strukturen.

Die Skepsis der Abwohnenden, die in der abstrakten Definition eine Entweihung sehen, bestätigt die Ankunft Kents Cousins Edmund (Frank Dillane). Als neuer Gutsherr plant er eine landwirtschaftliche Erschließung der malerischen Natur und des kommunalen Ackerlandes, Lebensgrundlage der Gemeinde. Anschuldigungen und Aberglaube säen Angst und Aggression, deren bittere Früchte Außenseiterfiguren ernten. Das motivisch und metaphorisch gleichsam vielschichtige Material webt die Regisseurin zu einem vor Figuren, Handlungssträngen und Themen überbordenden Quilt, dessen visueller und substanzieller Reichtum ungebrochen fasziniert.

Fazit

auf Reif-übersäten Gras sitzt ein blonder Mann in eine blaue, verschmutzte Decke gehüllt, im Hintergrund sind im Ansatz hölzerne Häuser zu sehen

Harvest ©2024 Harvest Film Limited | Jaclyn Martinez

Basierend auf Jim Craces gleichnamigem Roman entwirft Athina Rachel Tsangari eine berauschende Ballade über vielfachen Verlust. Freiheit, Gemeinschaft, Zugehörigkeit und Naturverbundenheit zerstört eine frühindustrielle Profitorientierung, die mit sadistischer Systematik Kapitalismus und Klassenhierarchien implementiert. Gerahmt in kinematische Gemälde von organischer Plastizität und rauer Poesie, zeigt das symbolträchtige Szenario Antiintellektualismus und Fremdenhass als kalkulierte Konsequenz materialistischer Machtstrukturen und imperialistischer Instrumentalisierung. Die ausufernde Struktur und romaneske Üppigkeit machen das systemkritische Epos fordernd, aber mindern kaum dessen lyrische Kraft.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel Harvest
Kinostart 3.9.2024
Länge: 131 minuten
Produktionsland Cyprus
Genre: Drama
Regie Athina Rachel Tsangari
Executive Producer Christos V. Konstantakopoulos | Kyle Stroud | Simon Williams | Lorenza Veronica | Joe Simpson | Matthew E. Chausse | Jason Ropell | Claudia Yusef | Efe Çakarel | John Jencks | Steven Little | Eva Yates | Pascal Caucheteux | Grégoire Sorlat | Jonathan Bross
Producer Viola Fügen | Athina Rachel Tsangari | Rebecca O'Brien | Joslyn Barnes | Michael Weber | Marie-Elena Dyche
Kamera Sean Price Williams
Musik Caleb Landry Jones | Nicolas Becker | Ian Hassett
Cast Caleb Landry Jones, Harry Melling, Rosy McEwen, Arinzé Kene, Thalissa Teixeira, Frank Dillane, Stephen McMillan, Mitchell Robertson

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