FilmkritikFakten + Credits
Hügel der Geheimnisse

Hügel der Geheimnisse ©ohspring film

Geheimnisumwoben sind in Lee Ji-euns neuesten Film etliche Dinge. Weniger für das Publikum, viel eher aus Sicht der jungen Hauptperson, welche sich ihr Familienleben ausmalt, wie es ihr in den Kopf kommt. Nach drei Kurzfilmen, die die Regisseurin bereits während ihrer Studienzeit in Seoul realisierte, ist HÜGEL DER GEHEIMNISSE ihr zweistündiges Langfilmdebüt. Zu sehen ist die ruhig inszenierte Mischung aus Coming of Age Geschichte und Familienfilm auf der 72. Berlinale 2022 in der Sektion Generation Kplus.

Darum geht es…

Myung-eun ist zwölf Jahre alt und lebt mit ihrem Bruder und ihren Eltern ein herkömmliches Leben. In der Schule ist sie Klassensprecherin mit vielen Ideen und sehnt sich nach Anerkennung sowohl von ihrer Klassenkamerad*innen als auch von ihrer Lehrerin. Ihre Familie verheimlicht sie lieber, entspricht diese doch gar nicht ihren idealen Vorstellungen. Sie beginnt, sich eine ganz eigene Familie auszumalen, das Schreiben für sich zu entdecken und an Literaturwettbewerben teilzunehmen. Als ein neues Mädchen in ihre Klasse kommt, die mit ihrer Zwillingsschwester ebenso begabt im Schreiben ist, fühlt sie sich herausgefordert. Bald soll der finale Schreibwettbewerb stattfinden. Das Thema könnte Myung-eun und ihrer Gefühlswelt nicht ungelegener kommen: Familie.

Rezension

Abseits gängiger Klischees widmet sich Lee Ji-eun der Geschichte von Myung-eun, welche dem Vorhaben der Regisseurin nach eine ganz andere Art von teenage girl charakterisieren sollte, als in vielen High-School-Filmen zuvor gezeigt worden ist. Myung-eun ist sensibel, strebt nach Anerkennung, ist dabei selbstbewusst und phantasiebegabt und authentisch gespielt. Sie ist nahbar und mit großen Einfühlvermögen eingefangen, als sprächen allerhand biografische Erfahrungen der Regisseurin aus der Hauptfigur.

Hügel der Geheimnisse

Hügel der Geheimnisse ©ohspring film

Nicht nur dieser zentrale Charakter lässt eine lebhafte Echtheit spüren, sondern ein Großteil der Figuren und behandelten Thematiken, ganz gleich, welcher Lebenswelt der Hauptfigur sie angehören. Die Familie ist auf das Nötigste bedacht. Geld gespendet wird nicht, schon gar nicht an die armen Leute, die „sowieso nicht genug arbeiten“. Die Mutter ist geizig und streng, der Vater kann ebenso wenig mit Geld umgehen, wie er seiner Tochter Anerkennung für den zweiten Platz bei einem Schreibwettbewerb entgegen bringen kann. Es hätte schließlich auch der erste Platz sein können. Nachvollziehbar schottet sich die Hauptfigur ab und versucht mit eigenen, naiven Einfällen einen HÜGEL DER GEHEIMNISSE um ihre Familie zu stapeln.

In der Schule scheint sie deutlich offener zu sein, bleibt gern länger und engagiert sich als Klassensprecherin. Doch auch hier muss sie feststellen, nicht die einzige zu sein, der die Lehrerin ihre Aufmerksamkeit schenkt. Die Kombination beider Lebenswelten und die Verbindung über die Schreibwettbewerbe entwerfen das differenzierte und eigenwillige Porträt eines Mädchens am Beginn der Pubertät. Lee Ji-eun, die zu ihrem Debütfilm auch das Drehbuch schrieb, gelingt es auf spürsinnige und ehrliche Art und Weise erzählerische Bögen zu schließen, die den Film samt unverfälschter und leichtfüßiger Inszenierung, den warmen, hochwertigen Bildern und zurückhaltender Musik leise und erbaulich abrunden.

Bewertung Michel RieckFazit

So sensibel wie die Hauptfigur selbst ist die Herangehensweise der Regisseurin an die kleine, lebensnahe Geschichte. HÜGEL DER GEHEIMNISSE verknüpft die Sehnsucht nach Wertschätzung und eine empfindsame Begabung mit ebenso behutsamen Performances und aufrichtigen Storyelementen. Weder verurteilt der Film dabei seine Figuren, noch verliert er sich in nostalgischen Spielereien. Er ist ganz darauf fokussiert, den Mikrokosmos seiner Protagonistin ernst zu nehmen und zu erkunden. Wenn es den Wunsch-Briefkasten der Protagonistin auf der Berlinale gäbe, man dürfte sich wünschen, Generations-Filmen wie diesem, würde mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Wie hat Dir der Film gefallen?
1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne6 Sterne7 Sterne8 Sterne9 Sterne10 Sterne (1 Bewertungen, Durchschnitt: 8,00 von 10)

Loading...

Originaltitel Bimileui eondeok
englischer Titel The Hill of Secrets
Berlinale – Release 13.02.2022
Berlinale – Sektion Generation
Länge ca. 122 Minuten
Produktionsland Südkorea
Genre Drama | Familie
Verleih unbekannt
FSK unbekannt

Regie Ji-eun Lee
Drehbuch Ji-eun Lee
Produzierende Hyun-suk Park
Musik Yonrimog
Kamera Ju-Hwan Lee
Schnitt Chang-Jae Won

Besetzung Rolle
Moon Seung-ah Myung-eun
Sun Jang Kyung-hee
Sun-woo Lim Ae-ran
Lee Dong-Chan Gi-nam
Kang Gil-woo Sung-ho
Jang Jae Hee Hye-jin
Choi Hyun-jin Min-kyu
Jin-Moo Kwak
Moon Seo-Hyeon Ha-yan

 

Wie hat Dir der Film gefallen?
1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne6 Sterne7 Sterne8 Sterne9 Sterne10 Sterne (1 Bewertungen, Durchschnitt: 8,00 von 10)

Loading...