Wir befinden uns in Zeiten, in denen Verschwörungsmythen (ich benutze bewusst nicht den Begriff „Verschwörungstheorien“) eine Renaissance erleben. Durch ein neues Virus haben viele Menschen leichte Antworten auf komplexe Fragen gesucht. Angeblich werden wir durch den Impfstoff alle mit Mikrochips versehen, deshalb wurde der Erreger überhaupt erst in einem Labor in China von Bill Gates persönlich hergestellt. Das Ziel ist es eine neue Weltordnung zu schaffen, in der die einfachen Bürger*innen ihre Rechte verlieren und die Eliten alles kontrollieren. Solchen Nonsens gab es schon vor Covid-19. Menschen glauben an eine flache oder hohle Erde, je nach dem. Nazis leben auf der dunklen Seite des Mondes und 911 wurde von der amerikanischen Regierung geplant. Nun ist auf Netflix eine Animationsserie veröffentlicht worden, die Verschwörungsmythen in den Mittelpunkt stellt. INSIDE JOB präsentiert uns auf humorvolle Weise eine Welt, in der die meisten dieser Mythen der Wirklichkeit entsprechen.
Es handelt sich dabei um die erste Animationsserie für Erwachsene, die von Netflix Animation produziert wurde. Dieses Studio produziert seit 2013 gemeinsam mit anderen Animationsstudios Serien und Filme für den Streaming-Giganten. Die Serie INSIDE JOB wurde dabei von Shion Takeushi und Alex Hirsch produziert. Takeushi hat sich in der Vergangenheit vor allem einen Namen als Autorin für Animationsserien gemacht, so war sie für Gravity Falls oder Regular Show tätig und hat an Disenchantment, der neusten Serie des The Simpsons Schöpfers Matt Groening gearbeitet. Hirsch hat große Bekanntheit als Schöpfer von Gravity Falls erlangt und somit bereits mit Takeushi zusammengearbeitet. Für die Serien wurden unter anderem Lizzy Caplan, Christian Slater oder Synchronsprecher Urgestein John DiMaggio verpflichtet.
Darum geht es…
Reagan Ridley (Lizzy Caplan) ist ihrem Traum so nah wie nie. Sie ist Wissenschaftlerin für die Firma Cognito, Inc. Diese Firma arbeitet für die amerikanische Regierung, aber nicht für die Regierung, wie wir sie kennen, sondern für den Deep State. Das Ziel der Firma ist es Verschwörungen, an denen die Regierung arbeitet, geheim zu halten. Niemand darf wissen, dass der unfähige Präsident durch einen Roboter ausgetauscht wurde, dass gestaltwandelnde Echsenmenschen im Untergrund leben, oder dass die Bürger mit Chemtrails gefügig gemacht werden. Nun hat Reagan endlich die Chance ein eigenes Team zu leiten, da sie aber als wahnsinnig unsympathisch gilt, wird ihr der Strahlemann Brett Hand (Clark Duke) an die Seite gestellt. Gemeinsam mit ihrem Team, bestehend aus einer skrupellosen PR Beraterin, einem drogensüchtigen Arzt, einem Mensch-Delphin-Hybriden und einem sechsarmigen Pilzwesen, werden die beiden nun zu verschiedenen Aufträgen geschickt. So müssen sie sich mit Flatearthern, Reptiloiden und toten Kennedys auseinandersetzen.
Rezension
In der Masse der animierten Serien für Erwachsene fällt es schwer den Überblick zu behalten und einen Eindruck dafür zu bekommen, welche Serie sich lohnt und welche eher nicht. Allein in diesem Jahr gab es wie immer neue Staffeln von Family Guy, American Dad, The Simpsons oder Rick & Morty, aber auch neue Produktionen wie Solar Opposites, sowie die blutige Superhelden-Serie Invincible. Glücklicherweise haben mit Shion Takeushi und Alex Hirsch zwei sehr erfahrene Produzent*innen im Animationsgenre an INSIDE JOB gearbeitet, wodurch diese Serie sehr sehenswert geworden ist, aber noch nicht ihr volles Potential ausgeschöpft. Da von Netflix insgesamt 20 Folgen bestellt wurden, wird man aber vermutlich im nächsten Jahr weiteren Wahnsinn aus der Welt der Verschwörungsmythen sehen.
Aber was macht diese Serie so sehenswert? Zum einen wäre da das sehr aktuelle Thema. Die Serie wurde im April 2019 von Netflix bestellt, also noch Monate vor der Pandemie, die uns nun schon seit fast zwei Jahren begleitet. Zwar gab es auch zu dem Zeitpunkt schon Verschwörungsmythiker, allerdings konnte noch niemand ahnen, dass diese so extrem werden sollten, dass sie in Wikingerkostümen das amerikanische Kapitol stürmen. Auf der ganzen Welt sind diese Gruppierungen sehr laut und lassen die normale Bevölkerung mit dem Kopf schütteln. Nun kommt auf Netflix eine Serie, die eine Welt zeigt, in der diese Leute recht haben, uns dabei aber vor Augen führt, wie absurd ihre Behauptungen sind. Die größte Stärke von INSIDE JOB ist dabei, dass sämtliche Logik beiseitegeschoben wird und wir verschiedene kreative Geschichten erleben, in denen sich die Autor*innen frei austoben konnten.
Eine ungewöhnliche Charakterstudie
INSIDE JOB ist nicht nur eine abgefahrene Animationsserie, mit skurrilen Figuren, sondern präsentiert sich als Workplace-Comedy. Man spürt, dass Serien wie The Office, oder Parks and Recreations als Vorbild gedient haben und mit MEN IN BLACK und Rick & Morty gemischt wurden. Und obwohl sich bei großartigen Serien inspiriert wurde, hat diese Serie ihren eigenen Charme, was zum großen Teil an den interessanten Charakteren und deren Beziehungen zueinander liegt. In den ersten Folgen wirken die Figuren noch wie alberne Karikaturen, je mehr wir sie kennen lernen, desto mehr Tiefe entwickeln sie. In der ersten Staffel wurde sich Hauptsächlich auf Reagan als Hauptfigur konzentriert, sie entwickelt sich von einer genialen, aber unbeliebten Wissenschaftlerin, zu einer gebrochenen Frau, die tiefe Kindheitstraumata in sich trägt. So entwickelt die Serie zum Ende eine unerwartete Ernsthaftigkeit und präsentiert und sehr menschliche Figuren. Auch bei den anderen Charakteren werden ähnlich tiefgründige Geschichten angedeutet, die uns dann vermutlich in weiteren Staffeln erwarten.
Trotzdem schafft es die Serie nicht ihr volles Potential auszuschöpfen. In den ersten Folgen merkt man, dass die Stärke der Serie in der Darstellung der verschiedenen absurden Verschwörungsmythen liegt, je weiter die Staffel voranschreitet, desto mehr entfernt man sich von diesen Geschichten und bekommt leider eher durchschnittliche Folgen. Allerdings merkt man, was hier zukünftig möglich sein könnte und das macht INSIDE JOB umso interessanter.
Fazit
Mit INSIDE JOB hat Netflix eine sehr sehenswerte Animationsserie geschaffen, die sich an eine Erwachsene Zielgruppe richtet. Thematisch setzt sich die Serie mit einem (leider) sehr aktuellen Thema auseinander und erzeugt durch die Verschwörungsmythen, die aufs Korn genommen werden, einige sehr humorvolle Momente. Darüber hinaus sehen wir Charaktere, die eine überraschende Tiefe haben und sich mit traumatischen Erfahrungen auseinandersetzen müssen. Shion Takeushi und Alex Hirsch haben eine überraschend intelligente und witzige Serie produziert, die sich Fans von Serien wie Rick & Morty nicht entgehen lassen sollten.
Mit INSIDE JOB veröffentlich Netflix eine neue Animationsserie für Erwachsene. Kreiert wurde die Serie von Shion Takeushi und Alex Hirsch, die beide bereits gemeinsam an GRAVITY FALLS gearbeitet haben. In ihrer neuen Produktion befassen sie sich mit Verschwörungsmythen und zeigen eine Welt, in der all diese abstrusen Ideen Realität sind. So wurde der Präsident durch einen Roboter ausgetauscht, die Erde ist hohl (nicht flach!) und im Untergrund leben Echsenmenschen. Es liegt nun an Reagan Ridley (Lizzy Caplan) und ihrem Expertenteam, die Wahrheit vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Die Serie zieht ihren Humor daraus, dass gezeigt wird, wie hanebüchen die „Theorien“ selbsternannter Wahrheitsfinder sind. Dabei wird gleich zu beginn jegliche Logik über Bord geworfen, alles ist möglich. Trotz der vielen kreativen Freiheit, die sich INSIDE JOB nimmt, werden uns überraschend tiefgründige Charaktere präsentiert, die schwere Kindheitstraumata zu verarbeiten haben. Leider fühlt es sich teilweise so an, als wäre mit angezogener Handbremse gefahren worden. Die Serie schafft es nicht das volle Potential auszuschöpfen, man kann nur hoffen, dass in weiteren Staffeln noch mehr ausprobiert wird.
Originaltitel | Inside Job |
Streamingrelease | 22.10.2021 |
Länge | 10 x 26-31 Minuten |
Produktionsland | USA |
Genre | Animation | Komödie | Fantasy | Sci-Fi |
Verleih | Netflix |
FSK | unbekannt |
Regie | Vitaliy Strokous | Pete Michels | Mike Hollingsworth | David Ochs | Mike Bertino | Mollie Helms |
Drehbuch | Alisha Brophy | Scott Miles | Alex Hirsch | Chase Mitchell | Adam Lederer | Burke Scurfield | Shion Takeuchi | Aaron Burdette | Devon Kelly | Evan Waite |
Produzierende | Michael Dow | Devon Kelly | Shion Takeuchi | Chantal Hennessey | Alex Hirsch | Bianca Margiotta | Mike Hollingsworth | Phil Lafrance | Jamie LeClaire | Kyle MacDougall | Jennilee Murray | Henry Nasserbahkt |
Musik | Ryan Elder | Steve Reidell |
Schnitt | Matthew Pumphret |
Synchronsprechende | Rolle |
Lizzy Caplan | Reagan Ridley |
Tisha Campbell | Gigi |
Christian Slater | Randy Ridley |
Clark Duke | Brett Hand |
Andrew Daly | J. R. Sheimpough |
Chris Diamantopoulos | Robotus |
John DiMaggio | Glenn Dolphman |
Bobby Lee | Dr. Andre |
Brett Gelman | Magic Myc |
Shion Takeuchi | Barista |
Josh Robert Thompson | Al Gore |
Grey Griffin | News Anchor |
Alex Hirsch | Grassy Noel Atkinson |
Suzy Nakamura | Tamiko Ridley |
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