Regisseur Trey Edward Shults war es immer wichtig persönliche Geschichten zu erzählen, um so eigene Erfahrungen zu verarbeiten. Im Jahr 2014 hat der Filmemacher seinen Kurzfilm KRISHA inszeniert, der von einem Thanksgiving-Dinner handelt, dass aus dem Ruder gerät. Der Film behandelt die brodelnden Konflikte innerhalb einer Familie, die immer wieder ans Licht kommen, wenn alle aufeinandertreffen. Das spannende an diesem Film, Shults hat einigen seiner Familienmitglieder in den Hauptrollen besetzt, so handelt es sich bei der titelgebenden Trisha Fairchild um die Tante des Regisseurs. Durch den Erfolg mit seinem Kurzfilm, hat er ihn im folgenden Jahr als Spielfilm veröffentlicht und wurde dafür von den Kritiker*innen gefeiert.
Sein nächstes Projekt, dass ihm zu einer größeren Aufmerksamkeit verhelfen sollte, war das Horror-Drama IT COMES AT NIGHT. In diesem Film verarbeitet der Regisseur, wie er selbst sagt, die schwierige Beziehung zu seinem Vater und den Schmerz, den dessen Tod trotz aller Widrigkeiten bei ihm erzeugt hat. In dem Film, der vom Independent Studio A24 veröffentlicht wurde, spielt Joel Edgerton (THE KING, DER GROSSE GATSBY) die Hauptrolle. In weiteren Rollen sieht man unter anderem Christopher Abott, Carmen Ejogo und Riley Keough.
Darum geht es…
In einem abgelegenen Haus irgendwo in den dichten Wäldern von Amerika, leben Paul (Joel Edgerton), seine Frau Sarah (Carmen Ejogo) und ihr Sohn Travis (Kelvin Harrison Jr.). Sie leben abgeschottet von der Außenwelt, da ein tödlicher Virus einen Großteil der Bevölkerung getötet hat. Diese Epidemie hat die Zivilisation, wie wir sie kennen, beendet, nun geht es nur noch ums Überleben. Aus diesem Grund hat die Familie vor kurzem Travis Großvater töten müssen. Der alte Mann hat sich infiziert und wurde damit zu einer Gefahr für alle Bewohner*innen des Hauses. Das einzige was Travis von seinem geliebten Großvater geblieben ist, ist ein alter Hund, der den Teenager an bessere Zeiten erinnert.
Eines Nachts passiert etwas Ungewöhnliches, die Familie ist zwar an die Geräusche gewohnt, die nachts im Wald ihr Unwesen treiben, allerdings scheint etwas gefährlich nahe zu kommen. Paul bewaffnet sich und rechnet mit dem Schlimmsten, als es an der roten Tür rüttelt, dem einzigen Weg ins Haus. Als die Tür aufbricht überwältigt Paul den Eindringling. Es handelt sich dabei um einen Mann, der behauptet auf der Suche nach Proviant für seine Familie zu sein. Er habe gedacht, dass das Haus verlassen wäre. Paul traut dem Fremden nicht und fragt sich, was er im Schilde führt.
Rezension
Mit IT COMES AT NIGHT ist Regisseur Trey Edward Shults ein sehr spannendes Horrordrama gelungen, dass die Zuschauer*innen zum Rätseln einlädt. Der ganze Film wird aus der Perspektive von Paul und seiner Familie erzählt, Shults verzichtet ganz bewusst auf eine übergeordnete Perspektive, durch die wir einen Wissensvorsprung erhalten. Durch diesen Trick fühlen wir uns, als wären wir mit der Familie in dem abgelegenen Haus mitten in den Wäldern. Aus diesem Grund wissen wir nur sehr wenig über die scheinbare Krankheit, die das Land im Griff hat. Die komplette Infrastruktur ist zusammengebrochen, es gibt weder Strom, geschweige denn Internet, somit hat die Familie keine Chance sich über die neusten Entwicklungen zu informieren. Diesen Weg verfolgt Shults konsequent durch den ganzen Film, was auf der einen Seite eine sehr realistische Geschichte erzeugt, auf der anderen Seite gibt es so einige Fragen, die unbeantwortet bleiben. Dies sollte man verkraften können.
Grundsätzlich ist IT COMES AT NIGHT ein sehr konsequenter Film. Gerade Paul, die Figur von Joel Edgerton, geht keine Risiken ein. Für ihn gibt es nur seine Familie, potenzielle Gefahren räumt er, ohne zu zögern aus dem Weg. Dafür ist er auch bereit über Leichen zu gehen. Er ist allerdings kein kaltblütiger Killer, der voller Hass durchs Land zieht, vielmehr reagiert er auf die Situationen, die ihm begegnen. In einer Szene des Films, wird er von Plünderern attackiert, als er aber die Chance bekommt sie zu erschießen, nutzt er sie. Dabei leistet Edgerton einen gewohnt großartigen Job, er füllt seine Figur mit Leben und Emotion, und schafft es durch kleine Gesten große Reaktionen zu erzeugen. Er sticht dabei sehr hervor, was teilweise sehr schade ist. Der Film zeigt uns noch etwas von anderen männlichen Figuren, die Schauspielerinnen in IT COMES AT NIGHT verkommen allerdings nur zu Stichwortgeberinnen.
Mutlos, aber leidenschaftlich
Handwerklich ist Shults ein beeindruckender Film voller Symbolik gelungen, den man auf dieser Ebene mit den Filmen von Ari Aster vergleichen kann. Gerade zu Beginn erzählt Shults die Geschichte der Familie, ohne seine Charaktere sprechen lassen zu müssen. Die Kamera fährt durch das große Haus, richtet unsere Aufmerksamkeit auf kleine Details und so lernen wie die drei Menschen kennen. Ähnliche Momente ziehen sich durch den ganzen Film, dabei arbeitet der Regisseur beispielsweise mit verschiedenen Linsen, um uns unterschiedliche Erzählebenen zu verdeutlichen und ändert die Bildbreite und kreiert so eine klaustrophobische Enge. Trey Edward Shults beweist in IT COMES AT NIGHT, dass er ein leidenschaftlicher Filmemacher ist, der etwas von seiner Kunst versteht.
Trotzdem gibt es ein paar erzählerische Makel. So subtil er mit Bildern arbeitet, so plump ist leider die Erzählstruktur. Der Regisseur hangelt sich am klassischen Dreiakter lang, was grundsätzlich erstmal in Ordnung ist. In IT COMES AT NIGHT sind die einzelnen Abschnitte allerdings so deutlich zu spüren, dass es dem Film einiges an Flow nimmt. Hier hätte man sich etwas mehr Mut von Shults wünschen können. Er bricht schon mit einigen Hollywood-Konventionen, da hätte er noch etwas an seiner Erzählstruktur feilen können.
Fazit
Obwohl ich ein paar Punkte zu beanstanden hatte, handelt es sich bei IT COMES AT NIGHT immer noch um einen der interessantesten Horrorfilme der letzten Jahre. Zwar schafft es Shults (noch) nicht an Meisterwerke wie HEREDITARY heranzukommen, das muss er aber auch gar nicht. Er hat hier einen sehr cleveren und subtilen Film geschaffen, der uns eher zum Interpretieren einlädt, als uns alle Antworten auf dem Präsentierteller zu geben. Insbesondere durch seine Kompromisslosigkeit schafft es Shults einige überraschende Momente zu erzeugen, die man in Hollywoodfilmen kaum noch sieht.
Mitten im Wald lebt eine Familie in einem abgelegenen Haus, Paul (Joel Edgerton), seine Frau Sarah (Carmen Ejogo) und ihr Sohn Travis (Kelvin Harrison Jr.). Sie mussten gerade Travis Großvater begraben, da dieser sich an der mysteriösen Krankheit infiziert hat, die die Welt mittlerweile fest im Griff hat. Eines Nachts bricht ein Fremder ins Haus ein, der angeblich nur für seine Frau und den kleinen Sohn sorgen will, doch Paul ist skeptisch, was hat dieser Mann vor?
Mit IT COMES AT NIGHT ist Trey Edward Shults ein sehr spannendes Horror-Drama gelungen, dass die Zuschauer*innen zum Interpretieren einlädt. Dadurch, dass der Film aus der Perspektive der Protagonist*innen erzählt wird, haben wir nur ihren Wissensstand. Dies lässt den Film realistisch wirken, sorgt allerdings gleichzeitig dafür, dass nicht alle Fragen beantwortet werden. Der Film lebt von Joel Edgertons Schauspiel. Er steht die ganze Zeit im Zentrum des Geschehens und macht einen überragenden Job. Mit kleinen Veränderungen der Mimik sorgt er für große Gefühle. Darüber hinaus ist der Film eine handwerkliche Glanzleistung. Shults lässt häufig die Bilder sprechen und erzählt so ganze Geschichten. IT COMES AT NIGHT ist ein herausragender Horrorfilm, mit ein paar kleinen Schwächen, die man ihm aber gerne verzeiht.
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Originaltitel | It Comes At Night |
Kinostart | 18.01.2018 |
DVD/Blu-ray – Release | 25.05.2018 |
Länge | ca. 91 Minuten |
Produktionsland | USA |
Genre | Drama | Horror | Mystery |
Verleih | Universum Film |
FSK |
Regie | Trey Edward Shults |
Drehbuch | Trey Edward Shults |
Produzierende | Justin R. Chan | Corey Deckler | Joel Edgerton | Chase Joliet | David Kaplan | Keetin Mayakara | Andrea Roa | Wilson Smith |
Musik | Brian McOmber |
Kamera | Drew Daniels |
Schnitt | Trey Edward Shults | Matthew Hannam |
Besetzung | Rolle |
Joel Edgerton | Paul |
Christopher Abbott | Will |
Carmen Ejogo | Sarah |
Riley Keough | Kim |
Kelvin Harrison Jr. | Travis |
Griffin Robert Faulkner | Andrew |
David Pendleton | Bud |
Mikey | Stanley |
Chase Joliet | Man |
Mick O’Rourke | Man |
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