Review Fakten + Credits


Darum geht es
Die Krankenschwester und alleinerziehende Mutter Kara (Elizabeth Roberts) zieht mit ihren Kindern Jesse (Arman Darbo) und Cambrina (Chloe Perrin) zu dem hilfsbedürftigen Pflegefall sowie Artefaktesammler Walter (Bruce Davidson), um ihre traumatische Vergangenheit mit ihrem verstorbenen Sohn Stevie in New York hinter sich zu lassen. Doch eine Spinne, deren Ursprung ein Gefäß eines südamerikanischen Eingeborenenstammes ist, welches sich in Walters Sammlung befand, terrorisiert die Familie in ihrem neuen Heim.
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Review

ITSY BITSY ist das Regiedebüt von Micah Gallo und feierte 2019 seine Premiere. In Deutschland musste das Publikum fünf Jahre auf Heimkinoauswertung des Films warten und ist gespannt, ob sich dieser in die Riege der Arachnophoben-Schocker wie STING oder unterhaltsame Trash-Perlen wie BIG ASS SPIDER! einreihen kann.

Ein Beispiel für Hollywood und wiederum nicht

ITSY BITSY beginnt mit schnellen, hektischen Schnitten und schrillen, verwirrenden Klängen, wobei der Film die Zuschauenden hier zumindest zur Hälfte auf eine falsche Fährte lockt, da die Kameraarbeit von Marcos Durian lobenswert ist. Die Kameraführung ist ruhig sowie fokussiert und weist teils sogar Center-Framing auf. Dieses erreicht zwar nicht den qualitativen Standard von George Millers MAD MAX: FURY ROAD, schafft es aber besondere Momente von ITSY BITSY hervorzuheben und das Sehgefühl erleichtern zu gestalten.

Draufsicht auf drei Menschen, die am Boden um kreisförmig gelegte Steine sitzen, um sie herum grenzt Waldboden an

Itsy Bitsy ©2024 Busch Media Group

So sehr das Publikum die Kameraarbeit loben kann, umso mehr kritisiert dieses die musikalische sowie akustische Untermalung des Films. Denn ITSY BITSY dröhnt dieses durchgehend mit brummend Klängen sowie einem Score zu, welcher immer wieder wie eine Kopie von John Carpenters HALLOWEEN-Theme klingt. Der Film kommt in keinem Moment zur Ruhe, was Aufregung und eine ungewollt unangenehme Atmosphäre zur Folge hat.

Seifenoper mit fetter Spinne

Die Spinne von ITSY BITSY überzeugt durch praktische Effekte und hebt sich dadurch von CGI-überladenen Horrorfilmen ab. Ebenfalls erinnert sie vom Sounddesign und Darstellung mindestens einmal an den Facehugger aus ALIEN – DAS UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER FREMDEN WELT sowie in Verfolgungsszenen an den PREDATOR aus dem gleichnamigen Film. Das wäre Grundlage für einen erbarmungslosen Schocker, wenn die Spinne sich mal wirklich zeigen würde.

eine menschliche Gestalt reißt vor einer Sonnenfinsternis am Himmel beide Arme nach oben

Itsy Bitsy ©2024 Busch Media Group

Stattdessen fokussiert sich ITSY BITSY zu sehr auf die Schicksale der menschlichen Charaktere. Sei es das aufgesetzte Trauma von Elizabeth Roberts oder (doppel)moralische Belehrungen von Bruce Davidson. Diese sind plump, erschaffen keinen Tiefgang, lassen die Zuschauenden kalt und geben diesen das Gefühl, einer überlangen Folge LINDENSTRAßE, in der ab und an eine mörderische Spinne ihr Unwesen treibt, beizuwohnen.

Dass ITSY BITSY der Spagat zwischen emotionalen Schicksalen und Horror nicht gelingt, ist schade, da gerade erst der Überraschungshit SMILE 2 – SIEHST DU ES AUCH? mit diesem als Stärke überzeugen konnte. Dadurch kann ITSY BITSY zu keiner Zeit gruseln und selbst Arachnophobiker sollten mit der Spinne kaum Probleme haben. Jedoch müssen Katzenbesitzende/ -eltern, welche den Schauspieltod von den schnurrenden Vierbeinern nicht ertragen können, sich eine Sichtung zweimal überlegen. Denn ITSY BITSY zeigt die Tötung einer Katze durch die Spinne explizit.

Überraschendes Schauspiel und ernüchternde Synchro

ein Mensch mit weiß und schwarz geschminkten Gesicht und aufwendiger Kopfbedeckung starrt  in die Kamera, um ihn herum herrscht Dunkelheit

Itsy Bitsy ©2024 Busch Media Group

ITSY BITSY kann seine Herkunft als B-Film nicht verstecken und dennoch sticht der Spinnenschocker in einigen Punkten positiv heraus. Das Schauspiel ist grundsolide, kann mit dem meisten Horrorfilmen mithalten und in einzelnen Momenten sind die Leistungen der Darstellenden, besonders die der Kinder Arman Darbo sowie Chloe Perrin überraschend stark. Gerade im Finale sorgt das für einen kurzen Moment, in dem das Publikum aufhorcht, da es im Kern von Arman Darbos Charakter einen Tiefgang erkennt, den ITSY BITSY 94 Minuten lang nicht nutzen wollte.

Doch Fans deutscher Synchronfassungen sollten bei ITSY BITSY wiederum gewarnt werden. Diese ist solide mit vielen Ausreißern nach unten. Wo die Kinder im Schauspiel brillieren, da scheitern ihre deutschen Sprecherrollen. Gut, bei Darstellenden sowie Sprechenden von Kinderrollen soll Nachsicht geboten werden, aber das Dilemma trifft auch auf die meisten Nebencharaktere zu. Sei es Denise Crosby als Sheriff oder Matty Cardarople als Deputy. Ihre deutschen Sprecherrollen wirken monoton, gelangweilt und fast schon zur Synchronarbeit gezwungen.

Fazit

Letztlich ist ITSY BITSY trotz praktischer Effekte nicht der erhoffte Spinnenhorror, kann aber auch Liebhabende von Trash-Filmen nicht begeistern. Denn Seifenopercharakter und eine sich versteckende Killerspinne tragen nicht zur Spannung bei. So verwundert es nicht, dass ITSY BITSY nach Angaben von IMDb  das Karriereaus für den Regisseur Micah Gallo bedeutete. So bleibt dem Publikum am Ende, nicht zuletzt durch die Trailerkampagne, ein Ohrwurm des Kinderliedes Itsy-Bitsy-Spider.

Für ein Blick mit Freunden auf einer Party taugt ITSY BITSY dennoch allemal und sei es nur, um sich auf die Suche nach Klischees des Horrorgenres zu machen.

Spoiler zu 'Itsy Bitsy'
Denn pünktlich zur Hälfte der Handlung entpuppt sich Bruce Davidson als der Exposition-Man, welcher die Familie und die Zuschauenden über die achtbeinige Bedrohung und dessen Ziele aufklärt.
Zudem wurde der Film zur Hochzeit von Superheldenfilmen gedreht, wodurch eine Post-Credit-Scene selbstredend vorhanden ist.

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Originaltitel Itsy Bitsy
Kinostart 13.9.2019
Länge: 95 minuten
Produktionsland United States of America
Genre: Horror | Thriller
Regie Micah Gallo
Executive Producer Jonathan Helmuth | Brandon K. Hogan | Geno Tazioli | Cory Neal | Adam W. Rosen | Tyler A. Hawes
Producer Jesse Curl | Ricardo Delgado
Kamera Marcos Durian
Visual Effects Lon Molnar | Geoff D.E. Scott
Musik Frederik Wiedmann | Garry Schyman
Cast Bruce Davison, Denise Crosby, Elizabeth Roberts, Arman Darbo, Chloe Perrin, Treva Etienne, Eileen Dietz, Matthew Cardarople, Grace Shen, Spencer Watson, Doua Moua, Alfred Adderly, Richard Clarke Larsen, Justin Sandler, Elizabeth Phillips

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