Kawauso

Rezension

Wie lebendig die schwarzweißen Animationen Akihito Izuharas Kurzfilm sind, zeigt sich spätestens wenn die beiden Hauptfiguren wortlos in die Kamera schauen. Zuvor entfaltet sich die detailverliebt und lebhaft gestaltete Welt bereits in einer einzigen meditativen Kamerafahrt, die dem Weg der schweigsamen Protagonisten folgt. Im Hintergrund offenbaren Geschäfte ihre zahlreichen Waren, den Ton des Films bestimmt jedoch im wahrsten Sinne des Wortes die Natur. Unaufdringlich wie seine gesamte Machart fließen in dem Beitrag zu den Berlinale Shorts japanische Folklore, mysteriöse Geschehnisse und Umweltbotschaften zusammen.

Stellvertretend für die Beziehung von Mensch und Natur beobachtet der Film die Kommunikationsversuche eines Mädchens und einer sagenhaften Ottergestalt. Durch die Bleistift-Zeichnungen nachempfundenen Animationen zum Leben erweckt, entsteht eine zurückhaltend zum Ausdruck gebrachte Gemeinschaft, die weder das Kind noch den titelgebenden KAWAUSO näher erfassen. Viel dämonischer als die eigentlichen Ursprünge jener Gestalt ist die Heimsuchung, die der Natur, dem durch Umweltgeräusche und die detaillierten Aufnahmen charakterisierten dritten Hauptakteur des Kurzfilms, widerfährt.

Erst ist es nur ein kleiner Ball, der vom Himmel fällt und den natürlichen Bildaufbau und Klangteppich stört, später bringt der in der Ferne angekündigte Regen noch vieles mehr. Das idyllische Bild Gräsern und menschenverlassenen Konsumstätten wird von apokalyptischen Aufnahmen eingeholt, in denen menschengemachter Müll vom Himmel regnet. Mit wenigen Mitteln und umso größerer visueller Akribie bleibt ein stimmungsvoller Film ohne Worte, der trotzdessen mit seinem Publikum zu sprechen weiß.

Fazit

Ohne seinen Hauptfiguren überflüssige Worte in den Mund zu legen oder die Folklore-Elemente aufdringlich einfließen zu lassen, kreiert Akihito Izuhara in seinem Kurzfilm KAWAUSO nicht nur detailbesessene wie eindringliche Animationen, mit der Reise seiner ungleichen Hauptfiguren auch eine skizzenhafte Reflektion der Beziehung von Mensch und Natur.

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